Verbannte Worte

Die Ausstellung Verbannte Worte im historischen Zentrum von Frankfurt trifft auf viele Besuchende der Messe aus der ganzen Welt, die oft nur ein bisschen Rathaus, Marktplatz oder Paulskirche sehen wollen. Aber unbefangen kann keiner an der Geschichte dort vorbeigehen. Neben den Millionen an gedruckten Worten muss es eben einen würdigen Ort geben, der den

verbannten Worten gewidmet ist. Viele Kunstschaffende und Schreibenden konnten bestenfalls im Exil überleben. Das ist heute in großen Teilen der Welt weiterhin so. Der PEN International listet erschreckende Zahlen dazu. Das erneute Post-COVID Wachstum der Frankfurter Buchmesse erfreut alle, die sich unermüdlich für das freie Wort einsetzen. Jedoch auch klare Worte finden denen gegenüber, die das freie Wort menschenverachtend missbrauchen. Dazu leistet die kleine Ausstellung ein sehr wichtigen Beitrag, der über die Buchmesse kraftvoll in die Welt getragen wird.

Frankfurt am Main 2023-10-22👍🏼

Poetic Coffee Break

The rather stiff and rigid structure of the “Staatsbibliothek” in Berlin does not yet have a reputation to be a place of poetry, translation of poetry and recitals. This is about to change. As a student, researcher or lecturer I would have adored to see my library proposing a poetic coffee break. I would have gone for the necessary break in the afternoon, the coffee and, okay why not, a poetic experience.  This time it was different. The organisers, “ilb and Stabi” got together and Ursula Jäcker together with Michael Bucher presented poetry from Shakespeare (Sonnet) in English followed by the German translation by Wolf Biermann.
Translating poetry is a very tricky thing. Just try it yourself and you will be full of admiration for the admirable work of translators of words, sentiments, rhyme and rhythms. The presentation of Biermann’s comments on his own work on translating Shakespeare’s sonnets gave interesting additional information on the short and precise English original and the longer, somehow fat translations into German (Biermann’s words). Thanks for the indication that Biermann deviated from the Shakespearean “iambic pentameter” to add a sixth foot most of the time (to be checked OMG). The choice of numbers 6, 18, 27, 66, 73, 76, 121, 147, 154 from the Shakespeare Sonnets were witty and entertaining for a coffee break. For example, from 27:
“And keep my drooping eyelids open wide,
Looking on darkness which the blind do see:…”
Also, from 76:
“Why write I still all one, ever the same,
And keep invention in a noted weed,
That every word doth almost tell my name,
Showing their birth, and where they did proceed?”
More than 400 years ago, these rhymes were drafted and still today writers and learners, at the Stabi and beyond, can somehow identify with the intricacies of the process of creative writing.
More of this, we need, today and for tomorrow. THX.

Bücher weg

Bücher, die lange weg waren, können wiederkehren. Das ist die gute Botschaft, die durch die digitale Bibliothek der verbrannten Bücher erzeugt wird. Vergleichbar der erneuten Aufführung von Komponierenden, deren Werke wieder in fantastischen Klangwelten erlebbar werden.  Der 90. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten markiert meistens nur ein einmaliges Ereignis (10.5.1933 Berlin) in dem brutalen Aufstieg der Nationalsozialisten. Tatsache ist jedoch, dass sich die Bücherverbrennungen über mehrere Wochen hingezogen haben. Ein Beispiel ist die Bücherverbrennung in Potsdam Babelsberg am 24.6.1933. Viele andere Orte warten auf ihre Aufarbeitung. Erneutes Lesen dieser Bücher ist eine Würdigung der geächteten SchriftstellerInnen. Werner Treß wurde im Deutschlandfunk am 12.5.2023 dazu interviewt und beschreibt die erschreckende Hetze, die dabei von den Studentenverbindungen ausgegangen ist.
Erneutes Verlegen dieser Bücher hält die Erinnerung an die „verbrannten Dichter“ wach und verdeutlicht, wie der Einstieg in die grausame Diktatur ablief. Literatur hat neben der Funktion der Unterhaltung und der schönen Künste, sicher eine zusätzliche Aufgabe, die der Verteidigung der Meinungsfreiheit. Dazu gehört das Tolerieren unangenehmer Meinungen, solange sie die unveräußerlichen Menschenrechte berücksichtigen. Dazu ebenfalls ein Hörbeitrag im DLF. Nicht jeder hat die Courage wie der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf, der solidarisch verkündete, verbrennt mich auch, mit der Konsequenz, unmittelbar ins Exil gehen zu müssen. Exilliteratur ist heute noch vielfach vorzufinden. Salman Rushdie, beispielsweise ist erst kürzlich einem Anschlag entgangen. Lesen all  dieser SchriftstellerInnen würdigt ihre Beiträge und ihre Bücher bleiben. (online Link)