Mating Birds

Mating birds have astonishing capabilities. Some songbirds can expand areas of their brains during the mating season. Apparently this helps to outperform other birds in singing contests. The expansion of the brain in the preparation for mating is not so much of an interesting phenomenon in view of the fact of subsequent decline of the capacity. Of course in human engineering the expansion might be useful and the hope to repair a damaged brain is worthwhile as well. In a few years we might know how to expand brain irrespective of brain functions. The naive hope that we might just sing more beautifully in preparation for mating is probably misplaced. While everyone is talking about AI new horizons for HI as human intelligence or hybrid forms become more feasible. Meanwhile we continue to focus on our preparation for mating songs. It seems to exercise parts of the brain with the best intentions in mind. Composers have created fantastic arias and singers impressed audiences across the globe with melodies in preparation of mating like the birds. Art is full of such extraordinary examples. Let’s keep up the preparation as long as the season lasts and before climate change kicks in more forcefully. The mating season might be prolonged a bit, it might be too hot or too wet to prepare for mating as well.

VR to AI to HI

Dramen

Jon Fosse hat bereits viel Erfolg mit seinen Dramen gehabt. Wahrscheinlich können wir sein umfangreiches Werk mit der Kenntnis von Ibsens Dramen und Becketts Dramen besser verstehen, falls Verstehen überhaupt eine relevante Kategorie ist Fosses Werk. Durchaus vergleichbar mit Beckett hat Jon Fosse früh schon erfolgreiche Aufführungen seiner Theaterstücke neben seiner norwegischen und skandinavischen Heimat in Frankreich. In Deutschland hat der Regisseur Thomas Ostermeier seine Werke in Salzburg und Berlin vor ca 20 Jahren bekannt gemacht.
Suzanne Bordemann beschreibt in ihrem Buch zu der Rezeption von Jon Fosse, wie der schriftstellerische Werdegang des Kunstschaffenden verlaufen ist. Interessant ist dabei die weniger bekannte Ausgangsbasis Fosses als Herausgeber der Literaturzeitschrift Bok oder seine literaturtheoretischen wissenschaftlichen Aufsätze. Selbst seine Tätigkeit als Übersetzer von Dramen aus dem Deutschen und dem Englischen hat sicherlich zu einer Ausprägung von Sprachfertigkeit geführt, die uns heute noch einzigartig erscheint. Schreiben hat enorm viel mit Lesen und stetigem Arbeiten an Texten vielfältigster Art zu tun. Dieses literarische Gesamtkunstwerk ist sicherlich Grund für die höchste Auszeichnung des Gesamtwerks mit dem Nobelpreis für Literatur.
Aus Stille lernen heißt dann für mich, Jon Fosse selbst zu Wort kommen zu lassen. Das hat Suzanne Bordemann in ihrem 2. Kapitel vorgemacht. Als Auszug möchte ich 2 Seiten (S. 26-27) zitieren, die für mich besonders aufschlussreich waren. Sicherlich Grund genug für eine intensivere Befassung mit diesem umfassenden Werk.

Flotow Jazzy

Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis mir der Suchalgorithmus diverser Plattformen eine Jazzvariante einer Melodie von Flotow raussuchen und vorschlagen würde. In Verbindung mit einem Abstecher an Flotows Ehrengrabmal in Darmstadt war es dann so weit. Der überraschende Vorschlag eines Arrangements, das gleich mehrere Melodien von Flotow zitierte, war erstaunlich, aber eher gedacht für FreundInnen von Jazzimprovisationen, die Spaß an Kompositions- und Improvisationstechniken haben.
Die Beteiligung der Bayerischen Philharmoniker an der Produktion zeigt, was in den 70er und 80er Jahren so alles möglich war. Cross-over zwischen Musikstilen war sehr willkommen. Das ist meiner Einschätzung nach sogar noch vielfältiger geworden, aber nicht unbedingt häufiger. Also habe ich mich anregen lassen, die Herausforderung anzunehmen. Der Beginn schien mir zunächst wenig gelungen, die Referenz zu der bekannten Flotow-melodie nur am Rande hör- und erkennbar. Das Experiment wurde rasch zu einem anspruchsvollen Musikrätsel. Wie viele Melodien oder Werke wurden zitiert? Das wird zu einer musikanalytischen Aufgabe, die nicht so rasch zu lösen ist.
Für Personen, die wenig mit Flotow vertraut sind, wird das Rätsel vielleicht erst gegen Ende der Einspielung überhaupt als klassische, romantische Vorlage erkannt. Trick gelungen: Klassik mag ich nicht, aber das da schon. Das kann also vielleicht sogar Generationen zusammenbringen.
Der Arrangeur und Pianist Eugen Cicero, ein aus dem sozialistischen Rumänien geflohener Pianist und Komponist hat sicherlich in der oft als Trauermelodie bezeichneten Arie „Die letzte Rose“ Trost und Inspiration gefunden.
Laut seiner Biografie gab es dazu eventuell Anlass, die Selbsttötung seiner Stieftochter mit 14 Jahren. Letztere Geschichte ist in dem Roman und Kinofilm „Chritiane F. – Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ ein Hintergrundmaterial gewesen. Vielen ist dieser Film in unvergesslich tragischer Erinnerung geblieben. Die Fentanyl-krise in USA und beginnend in Europa ruft solche Schrecken ebenfalls wieder in Erinnerung.
Die Discografie zu Flotow und die Verarbeitung durch Flotow der ursprünglichen irischen Volksliedvorlage könnte copyright-Expertinnen heute schier zur Verzweiflung bringen (Transponieren von D-Dur nach F-Dur erweckt mehr Tiefe statt Leichtigkeit und mehr Koloratur haben daraus einen internationalen operngängigen Hit gemacht, siehe Druckauszüge hier). Zu solchen Anlehnungen entwickeln sich heutzutage ganz umfassende Rechtsprechungen, die durch KI-unterstützte oder geschriebene Melodien nochmal etwas komplizierter werden. Einfach ignorieren geht nicht mehr. Das kann sehr teuer werden. Es bleibt uns ein passendes interdisziplinäres Lehrstück zum Thema Musik, Komposition und Gesellschaft.

Flotow Darmstadt

Warum wählt ein weitgereister Komponist Darmstadt als seine finale Station im Lebensverlauf? Familiäre und persönliche Angelegenheiten haben sicherlich viel dazu beigetragen vgl. Biografie. Kreativität in fortgeschrittenen Lebensphasen hat viel mit professioneller Routine zu tun, aber eben auch mit harter Arbeit, wenn die Ansprüche an die eigene Kreativität und Arbeit den groben Linien des eigenen Werdegangs gerecht werden sollen. Annehmlichkeiten des Lebens, wie Parks und einfache Erreichbarkeit von kulturellen Events, waren im aufstrebenden Darmstadt vorhanden. Die Nähe zu Frankfurt (Buchmesse für Libretti), Wiesbaden und Mainz sind weitere Pluspunkte. Ruhe zum Arbeiten gleichfalls.
Die Stadt Darmstadt hat es dem Komponisten seine Wahlheimat langfristig gedankt. Auf dem Alten Friedhof in Darmstadt befindet sich die eindrucksvolle Gedenkstätte für Flotow, ihm zu Ehren gewidmet von seiner Gattin Rosa und seiner Schwester Bernardine sowie den beiden Kindern.
Für seine beachtliche Zahl an Followern, beispielsweise 60.000+ auf der Plattform Spotify, wird es besonders freuen, dass sein größter Hit „die letzte Rose“ bildlich bei der Grabpflege eine anmutende Rolle spielt.

Komposition

Es ist eher selten geworden, dass sich große Häuser der Musik den Komponisten der Moderne widmen. Es sind wohl auch nicht viele Publikumsrenner dabei. Das liegt sicherlich zu großen Teilen an der mangelnden Bekanntheit der Werke moderner Komponierenden und ihrer Werke. Karlheinz Stockhausen bildet da keine Ausnahme mehr. Das Konzerthaus Berlin hat in seiner Reihe 2 x hören einen Abend einem Werk von Stockhausen gewidmet. „In Freundschaft“. Wichtig ist zu diesem Werk eine Einführung in die Kompositionstheorie von Stockhausen. Die serielle Komposition baut auf einer einfachen Struktur von Notengruppen auf. Christian Jost erläutert zusammen mit den Vortragenden in einzigartiger musikpädagogischer Weise die Komposition. Eine Information über Wikipedia vorab erleichtert den Zugang und lässt uns die Komposition vereinfacht nachvollziehen. Auf Youtube gibt es dann verschiedene Versionen für jeweils andere Soloinstrumente zu finden. Beispiel Klarinette hier. Die Basiselemente bestehen aus 1,3,2,5,8 Noten, also ein Gesamtthema von 19 Noten aus 5 seriellen Bestandteilen. Die Variationsmöglichkeiten bilden bereits eine vielfältige Auswahl plus den anderen Varianten wie Spiegelungen oder Transkriptionen auf höhere oder tiefere Tonlagen. Komponieren wird spielerisch und bleibt ein Klangerlebnis. Reinhören online lohnt sich zum Verständnis moderner Ansätze der Kompositionstechnik.

1,3,2,5,8 Noten als Ausgangspunkt Stockhausen

Widmann

Jörg Widmann hat seinen Einstand bei den Berliner Philharmonikern als „Composer in Residence“ gegeben. Die Schwester, Carolin Widmann interpretierte das Violinkonzert Nr. 2 von Jörg Widmann als Solistin. Das war ein ganz besonderer Abend. Die Widmanns haben doch tatsächlich gemeinsam die Einführung in das Programm des Abends mitgestaltet, eine ¾ Stunde vor dem Konzert im großen Saal der Philharmonie. Mit Begeisterung haben die beiden Geschwister von der gemeinsamen Zeit der Entdeckungen rund um die Violine in ihrer Kindheit erzählt. Damit wird die faszinierende kindlich, unschuldige, nahezu naive unbedarfte Herangehensweise an das Instrument verdeutlicht, die so charakteristisch ist für den Anfang des Violinkonzerts. Die Entdeckung eines Klangkörpers (vom einzelnen Instrument bis zum Tutti) geht aber rasch weiter zu einer Demonstration der vielfältigen Gefühls- und Virtuositätsregister der Violine. Paganini lässt grüßen, könnte man meinen.
Kaum klingt eine virtuose Passage an, da hinterfragt der Komponist die eigene Begeisterung. Ist das nicht einfach nur Akrobatik, um dem Publikum zu gefallen? Zweifel stellen sich ein und etwas Distanz zum gefälligen Wohlklang. Reflektierte Virtuosität, der Soziologe würde vielleicht auch reflexive Virtuosität als kompositorisches Element verwenden wollen. Notation von Musik und Klängen hat seit dem wohltemperierten Klavier relativ feste Vorgaben. Daran hat sich Jörg Widmann zu 98 Prozent wohl gehalten. Die anfängliche Erkundung des Klangkörpers Violine lässt sich aber nur anders notieren. Innovativ, mit mehr Raum für Interpretation in der Aufführungspraxis. Das betonte so auch die Schwester, die nun wirklich dem Komponisten sehr eng verbunden ist. Interessant war daher ihr Kommentar, dass diese Anfangsstelle für sie gleichsam die größte Herausforderung darstellt.
Die folgende „Fantasie für Klarinette solo“ von Jörg Widmann passte daher gut zu dieser Erkundungsreise von Instrumenten des Symphonieorchesters. Die Klarinette hat in allen Musikepochen und Stilrichtungen ihren Platz behauptet. All diese Anklänge lassen sich in dem Solo, welches der Komponist selbst dargeboten hat, wiederfinden.
Nach dieser aufregenden Reise durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte stand die „Reformationssymphonie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Programm. Spannend war die Umsetzung „dieser Art von Teufelsaustreibung“ (Worte von Jörg Widmann) mit dem „2. jüdischen“ Satz und dem „3. protestantischen“ Satz der Symphonie in denen Felix Mendelssohn-Bartholdy seine beiden Wurzeln in den Gesängen und Liturgien in Andeutungen aufnimmt. Mit Klängen und Fängen der ausgehenden Romantik wurden wir in den weiteren Abend entlassen, samt Eindrücken aus der Ausstellung zu der Entstehung (60 Jahre) und der Architektur der Berliner Philharmonie und dem Scharoun Ensemble (40 Jahre) der Gebäude einschließlich der Stabi West. Das Mendelssohn Archiv hat in der benachbarten Stabi West einen kleinen, feinen Ausstellungsraum mitten im großen Lesesaal. So haben wir einen umfassenden Rundblick und Ausblick genießen können, die dem Kulturforum in eindrücklicher, dennoch unaufdringlicher Weise, eine hervorragende Stellung einräumen.
(Image: Jörg Widmann jenseits des Schattens von Furtwängler 2023-9-9)

Denkmal

Jedes Jahr gibt es die hervorragende Möglichkeit am Tag des offenen Denkmals, historisch wertvolle Gebäude und Anlagen zu besichtigen. An heißen Tagen, wie in 2023, sind Altbauten oder klimatisierte Räumlichkeiten besonders bevorzugt. Die Philharmonie hat erneut die Möglichkeit geboten ohne langwierige Voranmeldung, spontan vorbeizukommen und an einer Führung teilzunehmen. Das von Hans Scharoun entworfene Gebäude samt seiner akustischen Spitzfindigkeiten bietet spannende Einblicke. Stille, Sound und Noise in einem Gebäude und Konzertsaal will sorgfältig geplant sein. Kompromisse mit verfügbaren finanziellen Mitteln und Planungsverfahren gehören zur baulichen Realisierung, wie eventuell zu den Kompositionen, die dort aufgeführt werden. Heute erscheint uns die gelungene Akustik als historischer Meilenstein. Ebenso die Form des Konzertsaals mit Plätzen hinter dem Orchester, aber auf das Gesicht der Dirigierenden bietet einzigartige Einblicke in die Praxis der Aufführung. Für 10 Minuten war selbst bei der Führung zufällig ein Zuschauen bei der Generalprobe der Berliner Philharmoniker von weitem erlaubt. Komponist und Dirigent Jörg Widmann probte noch Ausschnitte aus der am Abend aufzuführenden Werke. Selbst hoch unter dem Dach der Philharmonie konnten die leisen Ansagen des Dirigenten leicht verstanden werden. Akustische Meisterleistung der Architekten. Wer hätte gedacht, dass Anfang der 60er Jahre eine solche Glanzleistung möglich war, im Berlin, das gerade erst durch die Mauer getrennt werden sollte und dann geteilt überleben musste.

Entwurf Hans Scharoun Ausgestellt in Berliner Philharmonie 2023

Silence

In the modern world places of silence have become rare. During the industrialisation noise has become a synonym for modernism. Many people even celebrate noisy engines as an image of strength or horse power. In the wake of the 21st century is has become evident that this co-evolution has made us sick and whole cities suffer from the abundant sources of noise.
Can we talk about silence? No, wrong approach, but we can write or realise images dealing with silence. Yes, surely. Spiritual locations often build on the mystic experience that silence might incur. Measuring silence in physics is a lot more complicated. Sound has several forms of measurement. Also, silence is probably experienced by most of us as a relative concept. Compared to a noisy atmosphere we might appreciate less noisy situations as more or less silent already.
Therefore, a reasonable, but evasive definition of silence is the absence of noise. Depending on our auditive capabilities different persons will define silence at different levels. Sound near us blends into sound in the background and vice versa.
Temporality plays an important role. In complete silence we might imagine even to be dead. Otherwise, some distant vibes or vibrations will reach us and potentially stimulate our senses. Silence works as a bridge between two atmospheric impressions. It creates a feeling of expectation for something still unknown. Silence is underrated as our smart phone attempts to disrupt silence as much as possible to draw our attention to messages or reminders. Hence, silence is about to be turned into a new status symbol. Practice of meditation, listening to isolate and subsequently to discard sound, has become an advanced level competence, not only for musicians. Feel free to be silent and see what happens around you. It is easy in locations of supposed spirituality or in most libraries. Almost everywhere else you have a hard time to experience a silent atmosphere.
The composer John Cage made silence the title of one of his quite well known pieces. The willingness to pay for the entry to the silent concert might be surprising although the listening experience is unique to each location and diversity of audience. Composing silence remains a challenge, making noise is easy. (Image: NASA/ESA Hubble Space Telescope, extract of Link)

Poetic Coffee Break

The rather stiff and rigid structure of the “Staatsbibliothek” in Berlin does not yet have a reputation to be a place of poetry, translation of poetry and recitals. This is about to change. As a student, researcher or lecturer I would have adored to see my library proposing a poetic coffee break. I would have gone for the necessary break in the afternoon, the coffee and, okay why not, a poetic experience.  This time it was different. The organisers, “ilb and Stabi” got together and Ursula Jäcker together with Michael Bucher presented poetry from Shakespeare (Sonnet) in English followed by the German translation by Wolf Biermann.
Translating poetry is a very tricky thing. Just try it yourself and you will be full of admiration for the admirable work of translators of words, sentiments, rhyme and rhythms. The presentation of Biermann’s comments on his own work on translating Shakespeare’s sonnets gave interesting additional information on the short and precise English original and the longer, somehow fat translations into German (Biermann’s words). Thanks for the indication that Biermann deviated from the Shakespearean “iambic pentameter” to add a sixth foot most of the time (to be checked OMG). The choice of numbers 6, 18, 27, 66, 73, 76, 121, 147, 154 from the Shakespeare Sonnets were witty and entertaining for a coffee break. For example, from 27:
“And keep my drooping eyelids open wide,
Looking on darkness which the blind do see:…”
Also, from 76:
“Why write I still all one, ever the same,
And keep invention in a noted weed,
That every word doth almost tell my name,
Showing their birth, and where they did proceed?”
More than 400 years ago, these rhymes were drafted and still today writers and learners, at the Stabi and beyond, can somehow identify with the intricacies of the process of creative writing.
More of this, we need, today and for tomorrow. THX.

Errance

Das musicorum Festival in Brüssel ist gut für außergewöhnliche Überraschungen. Am 20-7-2023 gab es dort ein Konzert des Trio Errance. Sopranistin Julie Gebhart, Pianistin Nao Momitani und Klarinettist Rudy Mathey hatten ein kurzweiliges Konzert mit dem Titel Ode au voyage zusammengestellt Von Mahlers Auszug aus der 4. Symphonie 4. Satz „wir genießen die himmlischen Freuden“ wanderten wir Schuberts Hirten auf dem Felsen folgend zu den modernen „trois itinérances“ von Claude Ledoux. Von Romantik bis zur Trauerarbeit nach dem Attentat in Brüssel 2016 waren wir auf traumhaften sowie traumatischen Reisen. Dank dem hervorragenden Trio und dem Komponisten in Anwesenheit mit kurzer Einführung haben wir uns nicht auf diesem Weg verloren gefühlt. Emotional gestärkt sind wir auf dem Weg vorangeschritten. Eine wirkliche Feier- und Gedenkstunde.

Jury

The are many forms of a jury. In many judicial processes a jury accompanies judges or the president of a jury in the preparing and voting on the verdict. In sports competitions or arts contests it is also common practice to have a jury of several persons to assist in the decision-making process. In academia we are also used to sit on juries to award Ph.Ds or academic positions or fundings. From famous film festivals (Cannes or Berlin) we know the tricky part to select jury members and supervise the proceedings of the jury to follow the official rules of how to accord prices according to a set of predefined rules. The basic proceedings are very similar irrespective of field of application, academia, film, music. Decision-making of the jury is usually based on some voting procedures, attribution of scores and summarising across jury members (to avoid or minimize the effect of corruption for example). Of course, there is a scientific literature on fallacies to avoid for juries themselves or in the selection of jury members.
The Concours Reine Elisabeth in Brussels 2023 has large jury. This year the enlarged diversity of the jury included the amazing lyric soprano Sumi Jo. The slightly more diverse jury (compared to 2018 song competition) might have contributed to the impressive participation of Asian singers in 2023. In competitions the quality of the jury has already a role in the number of international submissions you are likely to receive. Signalling diversity in the jury, therefore, is an important element of diversity of participants and probably intensifies competition through a broader reach. The winner of 2023 Baryton singer Taehan Kim performs a repertoire of Lieder and Arias in at least double the required 2 (European) languages. The impressive performances in the Demi-final with piano accompaniment and then the Final with the full Orchestra were cheered by the jury (in points) and the audiences as well. The repertoire of Taehan Kim ranges from Beethoven, Donizetti, Poulenc, Schubert, Verdi, Tschaikovsky to Schoenberg in the semi-final and from Wagner, Mahler, Korngold to Verdi in the final performance. Born in 2020, he certainly has a steep career in front of him, in addition to a potentially genetical predisposition as researchers just published in Science Advances 2023.
Praise goes to the accompanying pianist, the orchestra and the jury as well, which has encouraged diversity in applications and throughout the competition. An important training in cross-cultural competence for all performers involved. Rather than having a contest behind a curtain, for performers and/or the jury, the whole competition is an excellent piece of daring far reaching transparency of a jury’s work. Everybody online can still listen to the competition performances and judge (or train judgement) for themselves, because “the jury is still out”.

Doppelt-gemoppelt

… hält besser. So erging es mir, wie den anderen Zuschauenden im Berliner Konzerthaus bei 2 x hören. Eine kleine Fangemeinde hatte sich wieder eingefunden, um zeitgenössischer Musik zu lauschen und sich zwischendurch Erläuterungen anzuhören. Welch eine tolle Gelegenheit, denn neben dem Gespräch mit den beiden Musikerinnen Franziska Pietsch (Violine) und Maki Hayashida (Klavier) war die Komponistin Tatjana Komarova anwesend. Christian Jost moderierte das Gespräch über die Komposition und Interpretation bevor das gleiche Werk „Umhüllt von Licht und Nebel“ erneut zu hören und sehen war. Das kammermusikalische Stück in 4 Sätzen lebt von seiner unaufgeregten Dynamik und dem Wechsel der beiden jeweils tonangebenden Solistinnen. Allein, aber gemeinsam; ruhig, dennoch dynamisch. Dieses Sich-aufeinander-beziehen und gleichsam wieder nahezu meditativ auf sich selbst zurückgezogen komponierte Werk hat einen überraschenden Bezug zu den Biografien der Künstlerinnen. Selten gibt es die Gelegenheit, so nah an diese Hintergründe heranzukommen. Während noch die Tradition der italienischen Oper (auch Mozarts Frühwerk Mitridate) die SängerInnen stimmlich bestens in Szene setzten, vertraut das zeitgenössische Stück von Komarova auf eine zurückgenommene, eher verhaltene Virtuosität. Angedeutet ja, aber eben nur angedeutet und umgehend reflektiert, bescheiden gewendet. Wechselbäder der Gefühle, wie sie Aufführende ständig durchleben, werden nahezu musiktherapeutisch gewendet. Die Hommage an die Verletzlichkeit in der Musik sowie durch die Musik wird mit der Besetzung authentisch vermittelt. Das Stück von Komarova wurde zum Festival Spannungen 2014 komponiert und im Jugendstil Wasserkraftwerk Heimbach uraufgeführt. Der kleine Werner-Otto-Saal im Konzerthaus bot eine für Kammermusik geeignete Atmosphäre für die Darbietung sowie für das Gespräch zwischendurch. 

Ekman + Eyal

Die Ankündigung im Programm der Staatsoper in Berlin zur Aufführung von 2 Tanzstücken (1) Alexander Ekman und (2) Sharon Eyal im Programm spricht dementsprechend von Tänzer:innen des Staatsballetts Berlin mit Musik vom Tonträger. Das hohe Haus hat es mit den beiden Stücken geschafft, das reformierte Ballett in das 21. Jahrhundert zu retten. Dazu gehört neben neuen Bewegungsformen, die freieren Umgang mit dem Standardrepertoire des Balletts erlauben, auch die Musik der jungen Generation in die Staatsoper reinzulassen. Ja genau, dazu gehört Technomusik in der Staatsoper. Das Publikum hat sich deutlich verjüngt und so manchem älteren Herrn oder Dame fliegt da schon mal das Blech weg. Die Clubszene in Berlin hat ihre balletttänzerische Erweiterung gefunden mit ihrer Musik als Kunstform. Das gelingt besonders durch die Musik von Ori Lichtik „Strong“. Die provokanten Kostüme, die gekonnt mit Genderrollen spielen, ergänzen auf eindrückliche Weise die kraftvollen Ausdrücke der Tanzenden. Anspielungen an Maurice Béjart’s Bolero oder „Le sacre du printemps“ erfreuen Tanzbegeisterte. Gruppendynamik, Solo und Pas de Deux bauen dennoch auf dem klassischen Figuren- und Konstellationsrepertoire auf. Auch oder gerade in der Clubszene der Realität gibt es die Feuervögel, Flamingos und schwarzen Schwäne. Zur Vorbereitung auf den Tanzabend empfiehlt sich der Besuch in einem der Berliner Clubs. Gerne auch einmal wieder in den Berliner Zoo gehen und die Haarpracht der Orang-Utans in der Bewegung bewundern. Die uns genetisch sehr Verwandten haben uns in puncto Haarpracht, besonders auch im Alter, einiges voraus. Mehr Bewegungsfülle und Begeisterung für Bewegung wecken beide Stücke auf nachhaltige Weise. „Nobody leaves the room unmoved“. Ein bewegender, tänzerischer Abend Unter den Linden.