Not many authors find decent ways to write about sad moments and the mastering of tears. Can we master tears? Should we even try to? For authors the question poses itself of a different kind. How do I write about emotions in which a person bursts in tears or sheds a single tear. Even mastering tears or the delayed unmastered tears give rise to ample drama. Have you found a poet or author to whom you relate through the sorrows s/he expresses? Reading itself is a process of mastering tears due to the possibility to go through a wide spread of negative and positive emotions.
Towards the end of her life Cata Dujšin – Ribar wrote a poem that links to the imagery of the Norwegian poet Jon Fosse. Thanks to the exposition of her paintings and writing in the Zagreb City Museum Cata can become known to a wider audience. Hardly any traces in the internet of her writings in English make her even more of a local hero and an early female role model. The windmills are powered by the nothingness of our illusions. The beauty of futility is revealed in our dream. She puts it so much better. The biography and work of Cata Dujšin – Ribar summarises to some extent the whole history and misery of the 20th century beyond the Balkan region in a few words.
City Museums
Some city museums have a difficult time to present the richness of their historical heritage. Additionally, the question of city heritage maybe entangled with a process of nation building and citizenship altogether. The focus I advocate is on the evolution of democracy and the process of civilisation. The Zagreb City Museum on the top of the hill comes pretty close to such a perspective on history or historical perspective. Due to the recent efforts to excavate remains of the iron age underneath the more recent City Museum the historical line of Zagreb civilisation can be traced back even longer. The tumuli are worth a whole new section in the Museum. The process of civilisation with “burying cultures” are more than 2600-3000 years old in Zagreb. Democratisation as a process can also be studied with all its ups and downs over the history of the city and the Croation nation building. Capitals and city live play an important driving force in this process. Zagreb has experienced a bombing of the city centre as recently as 1991 (Banski Dvora) and again in 1995 (city of Zagreb) in the Croatian war of independence.
It is a real pleasure to walk through centuries of historical evolution beginning with the recent excavation of the iron age as well as the arts and crafts since the medieval times. Even passing the horrors of the 2nd world war through the eyes of the author and painter Cata Dujsin (image below from 1944) speak to us even today.
There is no linear process of civilisation which is improving over time. There have always been backlashes and there will be. It is even more important to be aware of the continuous risks to independence and democracy. The current setup of the Zagreb City Museum seems to focus on the Croatian population to remind them of their great heritage. With more English and foreign language subtitles and inscriptions the example of civilisation and democracy will be more accessible for even larger crowds of visitors. The online visit accessible in English is already an excellent appetiser.
The City Museum is moving from the internal Croatian function more and more to additional external function to offer learning experiences beyond the Croatian visitors in this tourist attraction that is internationalising in its work force at a rapid rate.
Strafbar
Wir alle wissen, dass in Deutschland die Verwendung von Symbolen der Nationalsozialisten zum Beispiel in Fotos strafrechtlich verfolgt werden kann. Das trifft auch auf vermeintlich nur private Verwendung zu. Dazu hat das Bundesverfassungsgericht eine hilfreiche Erläuterung und Auflistung erstellt (Link dazu hier).
Das Oberverwaltungsgericht von Rheinland-Pfalz hat bereits klargestellt, dass eine Unterstützung der Reichsbürger für Beamte zum Verlust des Ruhegehalts führt. (Pressemitteilung OVG RF) Die Demokratie hat sich Mittel für ihre aktive Verteidigung geschaffen. Diese rechtsstaatlichen Mittel müssen wir noch entschiedener einsetzen.
Hilfreich kann das Weiterlesen auf der Konrad Adenauer Stiftung dazu sein. Dort wird in allgemeinverständlicher Art beschrieben, dass die zur Schau Stellung von Teilen der Uniform und Symbolen seit Gründung der Bundesrepublik verboten ist.
Meist steht hinter der Verwendung dieser Symbole keine Dummheit, sondern eine bewusste Aggression oder gar Boshaftigkeit gegenüber anderen Menschen. Menschenverachtung der Nationalsozialisten lässt sich nicht entschuldigen, damals nicht und heute nicht. Image: Edgar Degas d’après Rembrandt 2023 BnF.

Gespenster
Passend zu dem alljährlichen Hype und Kommerz zu Halloween Ende Oktober, öffnet die Sonderausstellung zu Otfried Preußlers 100. Geburtstag. „Die kleine Hexe“, Das kleine Gespenst“, „Der Räuber Hotzenplotz“ oder seine deutsche Übersetzung des Kater Mikesch haben mehrere Generationen von Kindern und Eltern begleitet. Fantastische Geschichten haben bereits seit langer Zeit Kinder begeistert. Eine gute Hexe und ein liebenswürdiger, eigentlich ungefährlicher Räuber passen in die kindliche Vorstellungswelt. Lange vor dem Spektakel um die Meerjungfrauen, hatte Otfried Preußler den kleinen Wassermann erstehen lassen. Diese Geschichten machten Otfried Preußler zu dem erfolgreichsten deutschsprachigen Geschichtenerzähler nicht nur für Kinder. Ein Glück, dass der Nachlass seit ça 10 Jahren in der Stabi Berlin aufbewahrt wird. Es hat sich bereits ein reges Besucherinteresse eingestellt, denn die Bilder zu den Geschichten haben sich tief in das Gedächtnis von Kindern und Eltern eingegraben.
Die vielfältig zusammengestellte Ausstellung bietet abwechslungsreiches, unterhaltsames und hintergründiges Material, um den Werdegang und Schaffensprozess des Schriftstellers zu verdeutlichen. Die liebenswerten Figuren der bekanntesten Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. Verwertungen von der Augsburger Puppenkiste bis zu den Fernseh- und Kinofilmen in späteren Jahren haben die Geschichten mit ihren liebenswerten Charakteren ein bleibendes Kulturgut werden lassen. Mit den dunkleren Kapiteln seiner Vergangenheit hat er sich ebenfalls in seiner Geschichte „Krabat“ auseinandergesetzt, die jedoch viel weniger bekannt ist. Das Verdienst dieser Ausstellung ist jenseits der emotionalen Verbindung zu den Geschichten Otfried Preußlers, Hintergründe zu beleuchten. Nach anfänglichem Misserfolg, Ablehnung eines Verlags, dann 9 Monate warten bis ein positiver Bescheid eines anderen Verlags vorliegt, entschied sich der Leiter einer Volksschule seinen Lehrerberuf in gesicherter Anstellung aufzugeben. Mit seinen Kinderbüchern hat er unzählig viele Kinder mehr erreicht. (Link zur Ausstellung online Material)
Hinweise
Manchmal kommen wichtige Hinweise von ganz überraschender Stelle. So mancher zufällige Besuch in einem Buchladen kann zu einer „Révélation“ werden. In Frankreich im Jahre 2021 war der autobiografische Roman von Sorj Chalandon in jeder besseren Buchhandlung zu finden. Der Titel „Enfant de salaud“ war nun wirklich nicht gerade einladend. Es deutete auf irgendeine Weise mehr in Richtung eines Kriminalromans als auf eine Autobiografie. Der erste Hinweis auf dem rückseitigen Umschlag stammte vom Großvater an das Enkelkind. „Un jour, grand-père m’a dit que j’étais un enfant de salaud. “ Eines Tages hat mir mein Großvater gesagt, dass ich ein Kind eines Dreckskerls (Deutschlandradio Kultur) wäre.
Wie kann man damit umgehen? Dabei ist es wichtig zu wissen, die Bedeutung im Französischen bezieht sich auf zuvorderst auf Kollaborateure mit den nationalsozialistischen Besatzern. Der deutsche Titel „Verräterkind“ spiegelt die 2. Ebene des Romans ebenfalls gut wider. Der eigentliche Verrat besteht für das Kind in dem Aufwachsen ohne Vergangenheitsbezug, ohne Erklärungen oder zumindest Versuche der Kommunikation darüber. Letztlich ist es das Aufwachsen mit den Lebenslügen des Vaters in dieser Autobiografie, die den Sohn nachdrücklich beeinflusst und zutiefst enttäuscht. Das Wahrheitsstreben muss sich eben jeder selbstständig erarbeiten. Das wird allerdings mehr oder weniger stark von den Eltern ausgebremst. Gut, dass es Archive gibt, so wie gut informierte Personen, die vielleicht auch mal eine Abkürzung des Weges bei der persönlichen Wahrheitsfindung ermöglichen.
Ein Zitat von S.118 verdeutlicht die zusätzliche 2 Erzählebene des Romans. Der Sohn berichtet, dass er sich als Verräter an der Familiengeschichte fühlt, „j’ai seulement l‘impression de trahir mon père et ton mari.“ Am Ende des Romans (S. 260) steht unverblümt die Schlussformel: „Le salaud, c’est le père qui m’a trahi. “
Es brauchte viel Recherche, sich der Wahrheit anzunähern. Es geht eigentlich viel weniger um die Verbrechen des Vaters während der Kriegsjahre, als um die Selbstfiktion der Person des Vaters. Somit wird der gesamte Roman zu einem Lehrstück mit vielen Hinweisen zu intergenerationellen Beziehungen weit über die Grenzen Frankreichs hinweg. (deutsche Ausgabe DTV).
Bauer
Ein Bauer im Schachspiel kann spielentscheidend sein. Ist der Bauer erst einmal jenseits der gegnerischen Angriffs- und Verteidigungslinien am Ende des Schachbretts angekommen, kann er in die Figur seiner Wahl eingetauscht werden. Wir sollten den Bauer also nicht in seiner Bedeutung unterschätzen. Das trifft auch auf Fritz Bauer zu. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, Mitbegründer der Zeitschrift Kritische Justiz, hat die deutsche Justiz in besonderem Maße herausgefordert. Durch seine Anklagen hat er viele der aus der NS-Zeit belasteten Richter angeklagt und entschieden an der Verfolgung und Verurteilung von Adolf Eichmann mitgewirkt.
Dieter Schenk hat in seiner Dokumentation und einem fiktiven Interview eines Journalisten mit Fritz Bauer die Persönlichkeit anhand seiner Schriften und Interviews lebendig als Theaterstück inszeniert. Bereits 2x in Polen aufgeführt, hat die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin e.V. zu ihrem 50. Jubiläum zusammen mit dem Bund ehrenamtlicher Richterinnen und Richter, Landesverband Brandenburg und Berlin dieses Werk im Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg zur Aufführung gebracht. Frank-Walter Steinmeier hat die Arbeit von Fritz Bauer mit folgenden Worten gewürdigt: … vielmehr ging es Fritz Bauer darum, die Deutschen zu immunisieren, sie vor einem erneuten Rückfall in die Barbarei zu schützen.“ Das ist heute noch genauso wichtig wie in der Vergangenheit. Der historische Gerichtssaal des OVG BB in der Hardenbergstraße in Berlin bot dafür eine eindrucksvolle Kulisse. So voll war der Saal noch selten, betonte der Hausherr. Den Besuchenden viel sicherlich auch die Gedenktafel mit den Namen der von den Nazis entlassenen Richter auf dem Weg zum Plenarsaal im Treppenhaus auf.
Eine stille Anklage richtete sich in dieser Veranstaltung eben auch in Richtung Polen, die Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Richterinnen und Richter zu gewährleisten. Deutschland hat sich historisch viel Schuld aufgeladen, umso mehr Verantwortung haben wir jetzt, uns für diese wichtigen Grundrechtsprinzipien einzusetzen. Der Verein „Gegen Vergessen, Für Demokratie e.V.“ soll als Ko-Organisator unbedingt mitgenannt werden. Hans-Josef Schöneberger und Uwe Neumann als Schauspieler und Ian Melrose mit seinen Intermezzi auf der Gitarre haben eine tief beeindruckende Atmosphäre geschaffen. Es wurde klar, dass Recht, selbst Verwaltungsrecht viel mit Streitigkeiten verbunden ist. Die Befriedungsfunktion des Rechts wirkt oft erst über Generationen hinweg.
Ich wäre gespannt zu wissen, in welche Schachfigur sich Fritz Bauer am anderen Ende des Schachbretts hätte eintauschen lassen. Mein Tipp, vielleicht als Turm wichtige horizontale und vertikale Linien besetzen oder doch ein Springer, der nicht einfach zu berechnende Sprünge leisten kann. Von einigen seiner Verehrenden wird er auch als König gehandelt, der allerdings, wegen seiner Verwundbarkeit, oft anscheinend ohnmächtig im Zusammenspiel mit den anderen starken Figuren agierte.
Biermann poetic
Wolf Biermann is probably most known and still controversial in Germany. His outspokenness in the GDR already caused a lot of trouble leading to his forced expatriation, but a warm welcome in the FRG. Most people from the baby boom generations know some of his songs prominent in the peace movements of the 1970s. Much less know is his relentless fascination with poetry. The Staatsbibliothek Berlin devoted 2 readings to his translations of poetry of Shakespeare and his French preferred poets and song writers. The expert reading and intonation of the French originals and Biermann’s translations was presented with enthusiasm as part of “the poetic coffee break” in the modern Stabi West. Hinrich Schmidt-Henkel presented in a lively fashion some of the work of Biermann and his remarks on the idiosyncratic style of Wolf Biermann were very much to the point. The translations form a unique style of translations, where it is possible to identify Biermann as translator. Here we enter into the theory of translation, where we tend to view the personality of the translator secondary to the first author of a poem. In Biermann’s case he seems to deviate consciously from this path. Doing translations becomes a kind of exercise to work and improve your own poetic skills. Exercise in metrics, lyrics and melody appear like a meditation on classical texts. In the translations from French, more than the ones from English, there is at occasions an additional critical or “Verfremdungseffekt” present, which enhances the translations with respect to the original. What are those translations? Perhaps more intended as “Pastiche” as the translators version of “rendre hommage” to his idols. In any case a memorable series of events in the Stabi. The small exposition of mainly books is another highlight, which facilitates the glancing through and reading of more of the writings of Wolf Biermann. The DHM has additional material on life and career of Biermann in a current exhibition. The strength of cultural institutes is the cooperation on specific projects. All in all, this is a great and rewarding effort honoring a troubadour between and beyond frontiers just like Bob Dylan, the other now acclaimed hero of the peace movement.


Politicians and Literature
Biographies as well as autobiographies of politicians receive a lot of attention. Even spouses of politicians or artists benefit from this sensational effect (Obama). But beyond these ex-post or after-office effects, it is more interesting to look at what literature or authors have had an impact on the life and, maybe, office of presidents. So-called literary couples or specific relationships between artists or authors can reveal interesting additional information to understand “what made these personalities”.
In “Le Monde” there is a series of articles devoted to such relationships. It is a kind of romantic summer reading satisfying nosy looks into the private lives of politicians and other celebrities of a more intellectual kind. On the 25th of August 2023 it was the turn of the relationship between Francois Mitterrand and Marguerite Duras entitled … “menteurs sublimes, forcément”.
Their long-standing relationship had in common to cover-up some of their failures in the Nazi-occupied France.
Post-war each person had more than just sympathy for the other person’s accomplishments. The interesting feature to accept advice and criticism from the other person is rare for highly exposed persons. Relationships between artists and presidents are somehow tricky for both. As artist you can get instrumentalised by power rather quickly. As politician you run the risk to open-up too much, as they are rarely unobserved. Paparazzi or other agents go a long way to get or make up a good story. “Tell me what you read, and I tell you who you are”. The relationship between literature, politics and politicians will never be easy. It remains good stuff for literature and cinema.
Aufarbeiten
Ganz anders als das Verb „reparieren“ lässt sich „aufarbeiten“ verstehen. Beide Verben beschreiben Prozesse, die schon mal einige Zeit dauern können. Manche dieser Prozesse haben eine scheinbar nicht enden wollende Persistenz. Anders als Autos und Maschinen allgemein, können wir Geschichte nicht reparieren, bestenfalls Versuche einer Entschädigung machen. Aufarbeiten von geschichtlichen Ereignissen, Kriegen, Menschenrechtsverletzungen und Unrecht kann viel schwieriger sein. Rechtsausübung von Unrecht, das in historisch gültige Gesetze gefasst ist, gilt als rechtspolitisch wenig angreifbar. Moralische Bedenken späterer Generationen, beispielsweise, sind wie der historische Gegenstand selbst, zu kontextualisieren.
Diese geschichtswissenschaftliche Herangehensweise an historisches Material hat seit einiger Zeit eine zusätzliche verlegerische Heimat gefunden. Der Kugelberg Verlag, Verlag für historische Sozialforschung verbindet einen biografischen Ansatz der Aufarbeitung von Geschichte mit einer organisationssoziologischen Perspektive der mittleren Führungsebene als Funktionselite. Zusammengenommen ergibt sich aus dieser Verbindung von Mikro- und Meso-ebene des Nationalsozialismus eine wichtige Ergänzung der Aufarbeitung der Schrecken und Verbrechen der Nationalsozialisten. Das Büchlein von Dr. Wolfgang Proske „Kleine Herrgötter! Die Kreisleiter der Nazis in Bayern“ ist bereits in der 5. Auflage im Kugelbergverlag erschienen. Die sorgfältig recherchierten Beiträge bauen auf den Arbeiten zu den umfangreicheren 20! Bänden „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete“ in Bayern und Baden-Württemberg auf. Die bereits mehr als 250 AutorInnen, versammelt in diesen Bänden zu den biografischen Recherchen, vereint ein einmaliges, zu Recht mehrfach prämiertes Aufarbeitungsprojekt von lokalen Geschichtsinteressierten und -werkstätten.
Die Multiplikatoreneffekte solcher „Citizen Science“-Projekte unterstreicht die Bedeutung von „bottom-up“ Vorgehensweisen. Erst die Zusammenarbeit von diesen vielen AutorInnen ermöglicht die Zusammenschau und genügend tiefe Einblicke in den Aufbau und die Funktionsweise der menschenverachtenden NS-Maschinerie. Geschicktes Infiltrieren von allen möglichen Machtpositionen in früher Zeit schnürte das Netz des Terrors immer dichter. Daraus ergibt sich eine immens wichtige Lektion für das Überleben von Demokratien: Wehret den Anfängen! Keine Freiheit und Machtpositionen den Feinden der Freiheit!
Katzengeflüster
Für viele schwierige Situationen braucht es Eisbrecher. Im übertragenen Sinne jedenfalls erfüllen täglich Hund, Katze, Maus diese Funktion. Sich unbefangen über Tiere unterhalten, sich dabei näherkommen oder einfach nur in Kontakt treten, wird heute von PsychologInnen vielen Personen empfohlen. Das war schon bei den Ägyptern und Römern so. Im späten Mittelalter, seit den Verwerfungen in Europa durch die Reformation und Glaubenskriege, brauchte es ebenfalls solche Hilfsmittel für Durchbrüche in der Diplomatie. Der Roman von Nils Minkmar „Montaignes Katze“ strickt seine Geschichte über Geschichte und Ideengeschichte im Mittelalter um eine solche Anekdote. Kinder können ebenfalls solche Anlässe bieten, Menschen zusammen zu bringen und zu vermitteln. Erfahrene Ältere, die sich nach weniger Turbulenz, aber mehr Toleranz sehnen auch.
Diplomatische Missionen, wie sie Montaigne aufgetragen wurden, haben etwas mit Pferdeflüstern, Katzenflüstern oder eben Majestätsflüstern zu tun. Wie bringe ich einen in seiner Rolle hinreichend zufriedenen, desillusionierten Herrschenden dazu eine Mission anzunehmen, die äußerst ungemütlich, wenn nicht tödlich enden kann? Ein neues Narrativ muss her. Eine erhellende Inszenierung gehört ebenfalls dazu. Genau das erzählt das diplomatische Lehrstück von Nils Minkmar am Beispiel der Zeit des späteren Heinrichs des Vierten. Die eindrückliche Statue lässt sich heute in Paris bewundern, aber kaum eine/r der Passanten interessiert sich noch für die Geschichten dazu.
Noch interessant für uns? Sicherlich. Üben in Toleranz ist ein wahrlich ein lebenslanges Unterfangen und will immer wieder neu praktiziert werden. Stöbern im Werk von Montaigne ist einfach über die Uni Chicago möglich (auf französisch, bien sur) mit Schlagwörtern z.B. “cité”. 10 Einträge zum Thema Katze “chat” im Original sind ebenfalls darüber in “Les Essais” zu finden.