Heroines

In youth we are open for a wide range of influences. Heroines in children’s literature, picture book or cartoons look back on a long history as successful influencers. Creation, transmission and criticism of stereotypes are all part of the scientific reflection on heroines and heros. Nowadays, influencers have taken over picture books through the use of more compelling videos.
In the 1950s,1960s and 1970s picture books or cartoons dominated the influences before mass media like television became more absorbing, addictive and powerful influencers. Children’s books are passed on from one generation to next generation. The French-speaking world (and beyond BBC reference) has witnessed the success of the illustrated booklets of the young “Caroline” (Hachette) and “Martine” (Casterman) exploring the world. Parents passed on their collection to children and had their own parents read the stories to their grand children.
Well, that’s how intergenerational transmission of cultural heritage has worked for a long time. It describes the basic social mechanism. Nevertheless, new forms of influencing emerged with new technologies. Successful illustrated narratives like “Caroline” and “Martine“ were adapted as television series as well. In France you could chose your side of either explorations with Caroline and her group of animals or the adventures of Martine.
Ideally it would be an occasion for the families and friends to discuss pros and cons of each character and, thereby, become aware of what is a stereotype, at least at a later stage of the life course. Gender stereotypes have evolved and to observe 2 boys colouring Martine images in public (Brussels book fair 2024, image below) was a positive surprise. It almost felt like a real world experience of the AI-enabled Barbie explorations.

Heritage Day

A heritage is something you might carry with you, no matter whether you like it or not. In architecture this is most vivid and visible. On the 2023 heritage day i Brussels many monuments and institutions open their prestigious buildings to the public and show off their “silver” or gold plated walls and ceilings. Just next to Royal Palace is the home of princesses and princes now inhabited by the Royal Academy. Even the stables have been packed with books now, all in all 19 km of shelves packed with papers of all sorts. Great that many academics and academies have shifted to electronic publishing so that the CO2 footprint of science and art can finally be reduced as well.
Of course, we adore the old postcards to learn about historical trajectories of architecture and specific buildings. The collection is a great collective memory.

Royal Academy Archives Brussels 2023

Ident

Wir alle kennen mittlerweile das Ident-Verfahren. Meistens begegnet es uns bei Eröffnung von Konten durch ein Post-Ident-Verfahren am Postschalter oder durch ein Video-Ident = Identifizierung per Video oder Uploads von Fotos des Personalausweises bei irgendwelchen Portalen. Praktisch ist die gemeinsame internationale Sprachwurzel Ident-ität, -ité , -ity in D/F/E. Unsere emails funktionieren mit einem eigenen, vergleichbaren Ident-Verfahren. Die meisten Menschen hinterfragen nicht weiter ihre Identität bis sie von anderen oder von außen darauf hingewiesen werden. Bei Reisen jenseits der EU wird staatlich verbriefte Identität, meist mit Nationalität gleichgesetzt, dann zu einem Thema. Regionale Identitäten innerhalb eines Staates sind auch ein leidenschaftliches Thema bei Fragen zur Herkunft.
Der Autor Paul Audi hat in seinem Buch zum Thema “Identité” eine der modernen soziologischen Literatur entsprechende Sichtweise auf Identität vorgestellt. Nicht eine, sondern mehrere Identitäten, eine an sich plurale Identität ergibt sich in der modernen Welt mit verteilten Loci der Identität. Das hat Roger-Pol Droit in seinem Editorial von LeMonde des Livres vom 26.8.2022 treffend zusammengefasst. Sicherlich eine viel und kontrovers diskutierte Anregung in Wahlkämpfen. Vereinfachung auf Pass = Identität greift viel zu kurz. Identitäten schreiben Lebensverläufe sowie umgekehrt aus den Lebensverläufen Identitäten entstehen. Teils gemischte, teils neue Identitäten sind dabei im Werden begriffen. Sie sind selten statisch, meistens eher dynamische Verläufe mit komplexen wechselseitigen Beziehungen. Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion sind das was bleibt. Spannende Biografien eben. Eine Fixierung der Identität auf etwa zufällige Herkunftskonstellationen verkennt die Chance Identität als Ziel selbst zu definieren. Daraus ergibt sich ein erweiterter Freiheitsbegriff. Sich eine neue berufliche Identität zu konstruieren, gehört zur Entwicklung von Jugendlichen und mit lebenslangem Lernen gleichfalls zu Lebensverläufen von vielen Menschen. Warum vor Grenzen halt machen. Bilaterale Identitäten (z.B. D-F) gehören zum Alltag. Eine europäische formiert sich (proposition en francais). 

Künstlerin

Wie werde ich zur kunstschaffenden Person? Ein Lehrstück über die Soziologie und Entstehung der Profession der Künstlerin ist in Paris, im Gebäude des Senats zu besichtigen. Das Musée du Luxembourg zeigt den schwierigen Weg hin zur bildenden Künstlerin seit seiner Anfangszeit im Frankreich des späten 18-ten und frühen 19-ten Jahrhundert. Es war und ist ein schwerer Weg, in einer von Männern dominierten Welt als Frau eine Eigenständigkeit zu erreichen. Die ersten Stationen dieses Kampfes werden in der Ausstellung deutlich. Zulassung zu den Ateliers, der Ausbildung und zu „Kunst als Beruf“ mit professioneller Anerkennung und Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, war und ist ein kämpferisches Unterfangen. Dieser Passionsweg wird deutlich in der kleinen sehr gelungenen, soziologischen Ausstellung. Die Genealogie und Soziologie der Professionen spricht seit langem von der „gläsernen Decke“, die viele Frauen an dem Aufstieg in höhere und höchste Positionen innerhalb einer Profession hindert. Das bleibt für jede Generation von Frauen ein Kampf bei dem Ihnen nichts geschenkt wird, auch oder gerade weil, die Bilder schön anzusehen sind. So erlaubt die Ausstellung, die Frau und den Beruf hinter den Bildern zu sehen. Eine Reflektion und Projektion über die Kunstschaffenden. Ein Spaziergang im Jardin du Luxembourg ist anschließend der Erholung dienlich.

Herkunft

Der Roman von Saša Stanišić mit dem Titel Herkunft ist aus soziologischer Sicht interessant, da der studierte Slavist Saša Stanišić sich mit einem ureigenen sozilogischen Thema befasst. Das macht neugierig. Für die Sozialwissenschaftler*innen unter uns ist eine der Lehrsätze, dass sich Herkunft nicht einfach ablegen lässt. Bei Stellenbewerbungen reicht oft schon die Adresse der Absendenden, um über die Einladung zum Einstellungsgespräch zu entscheiden. Saša Stanišić gelingt jedoch einen frischen Blick auf das Thema zu lenken. Dazu ist der autobiografische Ansatz des Romans (S.13-14), sein Vater ist Serbe, seine Mutter aus einer bosniakisch-muslimischen Familie, ein guter Startpunkt.
“Ich war ein Kind des Vielvölkerstaats, … , die der jugoslawische Melting Pot befreit hatte von den Zwängen unterschiedlicher Herkunft und Religion.” Auf die Frage eines Verwandten, woher er käme, antwortet der Erzähler (S.32-33): “Komplexe Frage! Zuerst müsse geklärt werden, worauf das Woher ziele. Auf die geografische Lage des Hügels, auf dem der Kreißsaal sich befand? Auf die Landesgrenzen des Staates zum Zeitpunkt der letzten Wehe? Povenienz der Eltern? Gene, Ahnen, Dialekt? Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt! Eine Art Kostum, das man ewig tragen soll, nachdem es einem übergestülpt worden ist. Als soches ein Fluch! Oder, mit etwas Glück, ein Vermögen, das keinem Talent sich verdankt, aber Vorteile und Privilegien schafft.”
In der Entwicklung der Autobiografie ist die Entwicklung der Mutter wichtig. “Sie hatte die Hindernisse sozialer Herkunft überwunden -.  … als das noch unüblich war, machte sie sich selbstständig.” S. (120) Eine fiktive Herkunft testet der Autor in Gesprächen (S. 182), “Ich sagte, meine Mütter seien Lesbierinnen. Ich sagte, Herkunft ist Zufall …”.  Die weitere Entwicklung auf der Suche nach dem Konstrukt Herkunft kombiniert der Erzähler mit dem Konstrukt und der Realität sozialer Ungleichheit. “Von den Jugos in der ARAL-Crew überhöhte keiner den Wert der Herkunft.” (S.201).  Implizit weist das auf das Überhöhen von Herkunft in anderen sozialen Schichten hin. Diese Verhaltensweise is sicherlich auch präsent in vielen Religionen und Regionen. Saša Stanišić beschreibt visionär: “Mein Widerstreben richtete sich gegen die Fetischisierung von Herkunft und gegen das Phantasma nationaler Identität. Ich war für das Dazugehören” (S.221-2). Ein Bonmot oder Lebensweisheit lässt er seine Mutter sagen: “Weißt du, hier hatte immer der am meisten, der am wenigsten Skrupel hatte.” Das hat sich mittlerweile globalisiert und gilt umso mehr in unserem digitalen Zeitalter (GAFAM).
Wie auf dem Weg der sozialwissenschaftlichen Forschung gibt es die Phase des Zweifels an den eigenen Erkenntnissen auf S. 284 kurz vor Schluss. “Ich verstehe das Beharren auf dem Prinzip der Nation nicht … . Ich verstehe nicht, dass Herkunft Eigenschaften mit sich bringen soll, und verstehe nicht, dass manche bereit sind, in ihrem Namen in Schlachten zu ziehen.” Für Wirtschaftspsychologen kommt noch eine Forschungsfrage. Herkunft könnte in der Vererbung von Präferenzen beruhen. Der Autor und sein Sohn haben die gleiche Lieblingsfarbe. Erneut darf die Großmutter weise gegen Ende sagen: “Es zählt nicht, wo was ist. Oder woher man ist. Es zählt, wohin du gehst. Und am Ende zählt nicht mal das. Schau mich an: Ich weiß weder, woher ich komme, noch wohin ich gehe. Und ich kann dir sagen: Manchmal ist das gar nicht so schlecht.” (S. 337). Sozialwissenschaftlich inspirierte Fiktion toll gemeistert. Ein Anknüpfen an Themen, die schon die großen Meister der bildenden Kunst beschäftigte, hat mich inspiriert. Für mich knüpft das an die Darstellung von Poussin und die Ausstellung “Le massacre des innocents” im Chateau Chantilly 2017.