Memory Flashes

The title of the exhibition in the Museum of Photography in Berlin was “Flashes of Memory”. The collaboration of the Kunstbibliothek with the “Yad Vashem – The World Holocaust Remembrance Center” prepared a photographic memorial of the murder of 6 million of human beings with Jewish origin or family ties. The images represented in the exhibition constitute a carefully curated selection of the photos taken as part of Nazi propaganda, the secretly produced photos by inmates and the Sowjet and American soldiers who prepared documentation of the horrors. It becomes clear throughout the different sections of the exhibition that the motivation of the photographer introduces more than just an individual perspective on the scene.
In the age of fake news and fake images it becomes more and more important to be able to read and interpret photos, taking into account the motivation of the photographer and its influence on the photo taken. In order to limit the spread of mischievous representation of the past, it is good to know that the use of AI as image creation does not allow with simple prompts to produce false documentation. It needs more sophistication and more human intervention to trick the algorithms. Additional use of photoshop will, however, increase the risks of abuses. Hence, it will be more important as of now to be able to differentiate images according to sources and authors. Our trust in photos has been shattered, and this is an important lesson in itself. It is a huge task for schools and adult learning to re-build the competence to distrust photos and images at first, then deconstruct the messages and motivations.
Flashes of memory” is in some way linked to the “struggle of memory” exhibition. Both, obviously deal with the way historical events are and have to be present in our “collective” memory. Memories come back in flashes, sometimes, certainly for victims. Conscious and unconscious selections of images might come back at times and haunt victims for years. The correction of biased messages, is an important task for historians, social scientists and artists alike. It is all too easy and common to forget (Luhmann, 1996 Reality of mass media) and the difference between “Documentation” and “Decoration” (Lewis, 2001) or simply illustration needs to be scrutinised always anew. “Bildung” has some common roots (only four letters really) with “Bilder” in German language. It may be “une liaison dangereuse”, but the spurious link can also be turned into an educational or learning approach.
A permanent exhibition based on the material used in the exhibition would be a real asset to accompany and learn about the flashes of memory. A reading list of literature was also available at the exhibition (see image below) encouraging to dig deeper into this immensely important topic.

Strafbar

Wir alle wissen, dass in Deutschland die Verwendung von Symbolen der Nationalsozialisten zum Beispiel in Fotos strafrechtlich verfolgt werden kann. Das trifft auch auf vermeintlich nur private Verwendung zu. Dazu hat das Bundesverfassungsgericht eine hilfreiche Erläuterung und Auflistung erstellt (Link dazu hier).

Das Oberverwaltungsgericht von Rheinland-Pfalz hat bereits klargestellt, dass eine Unterstützung der Reichsbürger für Beamte zum Verlust des Ruhegehalts führt. (Pressemitteilung OVG RF) Die Demokratie hat sich Mittel für ihre aktive Verteidigung geschaffen. Diese rechtsstaatlichen Mittel müssen wir noch entschiedener einsetzen.

Hilfreich kann das Weiterlesen auf der Konrad Adenauer Stiftung dazu sein. Dort wird in allgemeinverständlicher Art beschrieben, dass die zur Schau Stellung von Teilen der Uniform und Symbolen seit Gründung der Bundesrepublik verboten ist.

Meist steht hinter der Verwendung dieser Symbole keine Dummheit, sondern eine bewusste Aggression oder gar Boshaftigkeit gegenüber anderen Menschen. Menschenverachtung der Nationalsozialisten lässt sich nicht entschuldigen, damals nicht und heute nicht. Image: Edgar Degas d’après Rembrandt 2023 BnF.

Edgar Degas d’après Rembrandt 2023 BnF.

Verbannte Worte

Die Ausstellung Verbannte Worte im historischen Zentrum von Frankfurt trifft auf viele Besuchende der Messe aus der ganzen Welt, die oft nur ein bisschen Rathaus, Marktplatz oder Paulskirche sehen wollen. Aber unbefangen kann keiner an der Geschichte dort vorbeigehen. Neben den Millionen an gedruckten Worten muss es eben einen würdigen Ort geben, der den

verbannten Worten gewidmet ist. Viele Kunstschaffende und Schreibenden konnten bestenfalls im Exil überleben. Das ist heute in großen Teilen der Welt weiterhin so. Der PEN International listet erschreckende Zahlen dazu. Das erneute Post-COVID Wachstum der Frankfurter Buchmesse erfreut alle, die sich unermüdlich für das freie Wort einsetzen. Jedoch auch klare Worte finden denen gegenüber, die das freie Wort menschenverachtend missbrauchen. Dazu leistet die kleine Ausstellung ein sehr wichtigen Beitrag, der über die Buchmesse kraftvoll in die Welt getragen wird.

Frankfurt am Main 2023-10-22👍🏼

Erklärungsnot

Kaum gewählt und schon in Erklärungsnot. So könnten wir die Amtsgeilheit von Kai Wegner und seiner Vorgängerin Giffey beschreiben. Vermutlich mit den Stimmen der Rechtsextremen als Bürgermeister gewählt, stand heute am 28.4.2023 ein Besuch für den regierenden Bürgermeister auf dem Israeltag der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg (DIG-BB) bereits als Termin. Da ergibt sich gleich eine schwierige Erklärungsnot für den Bürgermeister und die vorher einladende DIG-BB. Sollen wir den eindeutig, zweideutig gewählten Bürgermeister ausladen oder machen wir gute Miene zum bösen parlamentarischen Spiel. Vergleichbare Peinlichkeiten wird es nun gehäuft geben. Das hat uns nun die Nachwahl beschert. Demokratie ist ein schweres Geschäft und Missbrauch der Prozeduren kann erneut das gesamte System gefährden. Muss das schon wieder in Berlin anfangen. Zum Termin am Wittenberg, ausgerechnet vor dem KaDeWe, waren ungefähr 2x so viele Polizisten und Sicherheitskräfte vor Ort als Interessierte an den Ständen der wichtigen Partnerarbeit mit Israel. Schade, aber vor lauter Erklärungsnot in den nächsten Wochen, Monaten und vielleicht Jahren wird die Sacharbeit wieder in den Hintergrund treten. Dabei gab es doch genug zu tun, damit Berlin funktioniert, oder?

Nachgeforscht

Von einem der Stoiker, SENECA, kennen wir den Satz “Wir sagen immer, dass wir uns unsere Eltern nicht aussuchen können, dass der Zufall sie uns zugeteilt hat – doch tatsächlich haben wir die Wahl, wessen Kinder wir gerne wären. ” (aus De brevitate vitae, 15.3a). Genetik und Epigenitik machen uns aus, aber sicherlich ist sehr entscheidend, sich “die richtigen Mentoren auszusuchen” (Der tägliche Stoiker, S.18,1 als Kommentar zum Seneca Zitat). Das waren schon immer gute Bücher oder weise Personen. Für die letzten Wochen hatte ich als Mentoren (1) Peter Schäfer, (2) Philippe Sands und (3) Alexander Demandt gewählt (Linksammlung siehe hier). Gepaart mit etwas Biografie- und Lebensverlaufsforschung eine anregende Lektüre. Die Quintessenz in Reihe des Auftretens: (1) “Beides, Hass und Angst, gehört eng zusammen, und beides ist auch, wie man in der Geschichte immer wieder sehen kann, ein Hauptmerkmal des Antisemitismus.” Bezogen auf die Schoah: “Vergleiche müssen selbstverständlich erlaubt sein, solange mit “vergleichen” nicht “gleichsetzten” gemeint ist.” Für die akribische Aufarbeitung der Judenverfolgung über die Jahrhunderte und die Verschärfung derselben unter der NSDAP, die mit Hitler als Reichskanzler (ab 30.1.1933) einen Freibrief bekam, die Hetze aus “Mein Kampf” dann schrittweise mit seinen Parteigenossen umzusetzen. Dazu die Dokus “Wannseekonferenz” ansehen.
(2) Philippe Sands verfolgt über 455 Seiten die Biografie eines Nazis auf der Flucht. Dieser Nazi der ersten Stunde machte sich Hoffnung noch über die Rattenlinie von Österreich, über die Alpen in der Nähe des “Wilden Kaisers”, und letztlich über Rom nach Südamerika zu fliehen. Buchautor Philippe Sands und Horst, der Sohn des Nazis Otto Wächter führen Biografieforschung durch, um die Schuld von “Otto” zu ergründen. In vielen Gesprächen wir erörtert, ob er bei Tötungen und der öffentlichen Hinrichtung von 50 Polen in Bochnia im Dezember 1939 nur dabei war oder verantwortlich war (S. 430ff). War er nur Ausführender, oder hatte er eine anleitende Funktion. Der Sohn Horst verteidigt die Taten seines Vaters mit viel juristischer Spitzfindigkeit. Letztlich verteidigt er sich selbst, zwar vielleicht Teil einer kollektiven Schuld und Verantwortung zu sein, aber jegliche individuelle Bezüge leugnet er. Die guten Jahre mit seinen Eltern, seine wechselvolle Vergangenheit mit seinen Eltern hat die Familienbindung scheinbar aufgewertet. Die Feststellung, sein Vater war ein Massenmörder, kommt zwar nicht über die Lippen des Sohnes, aber beschließt den generationenübergreifenden Bericht mit romanhaftem Spannungsbogen.
(3) Der Begriff “Grenze” ist eine Grundkategorie der Geschichte und selbst der Ideengeschichte. Demandt leitet von der Begriffsdefinition “Grenze … unabdingbare Voraussetzung beim Wahrnehmen und Bezeichnen, beim Denken und Handeln.” (S. 19) über zu Grenze als Raumgrenze (S. 29ff) und Zeitgrenze (S. 74ff). Zu letzter heisst es (S. 101) “… jede Gegenwart war in der Vergangenheit einmal Zukunft; … jede Gegenwart in der Zukunft wird einmal Vergangenheit sein. Zukunft ist künftige Vergangenheit und Vergangenheit ist ehemalige Zukunft.” Nur ein Schelm denkt dabei an Karl Valentin. Bezogen auf die Bücher (1) + (2) verlangt dies ein Gedankenexperiment von uns. Versetzten wir uns in eine Gegenwart in der Vergangenheit, welche Zukünfte gab es bei grausamsten antisemitischen Verbrechen für die Millionen an Opfern und die vielen, ungezählten Täter.
Aus der Zukunft gesehen, wenn unsere Gegenwart mit ihren eigenen Formen des Antisemitismus, bereits Vergangenheit geworden ist, dann wollen wir angekommen sein an einer aufgeklärten Sicht auf die Stationen und Perioden der Vergangenheit, selbst in unserer Sichtweise auf Familienbiografien. Mit Demandt wird einem klar, die Kriegszeit, dann zeitliche Grenze, Nachkriegszeit hat es so völkerrechtlich gegeben, jedoch in den Schicksalen der Familien zeichneten sich vielfach andere Zäsuren ab. Das Datum der Verhaftung, Deportation, Ermordung, Flucht, Rückkehr bildet den biografischen Einschnitt und die Grenzerfahrung gleich für mehrere Generationen. Die “Stolpersteine” verdeutlichen die massenhaften Schicksale der jüdischen BürgerInnen beispielsweise in Berlin. Bei Jens Bisky: Biografie einer großen Stadt sehen wir die Bezüge aus Vergangenheit, die in die Gegenwart und Zukunft reichen. “Die Wohnungsnot blieb ein zäher Begleiter, sie führte … zur “Radikalisierung breiter Massen” (S.475). Trotz der prestigeträchtigen Großprojekte, wie der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz in den späten Zwanziger Jahren, bleibt der soziale Wohnungsbau und Eigentumsübertragungen zwischen Generationen  damals und heute eine der drängensten sozialen Fragen, die wiederum Angst und Hass schüren. Hier schliesst sich der Kreis der Literaturbesprechung auf überraschende Weise. Täter und Opfer müssen gleichsam im Blick bleiben.

Radikalisierung

Prozesse der Radikalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen laufen über die Geschichte hinweg oftmals in vergleichbaren Formen ab. Das bedeutet jedoch nicht die Gleichsetzung solcher Prozesse.  Das ist eine der Botschaften von Peter Schäfer (2021) “Kurze Geschichte des Antisemitismus“. Wichtig ist immer wieder hervorzuheben, “Die Ablehnung und Verunglimpfung des Judentums gehört nicht grundsätzlich zur Botschaft des Koran, sondern erklärt sich, wo sie zutage tritt, aus der politischen Gemengelage” (S. 113). Das trifft genau den Kern der derzeitigen Lage im Nahen Osten. Zunächst wird Hass geschürt und dann eine explosive Stimmung erzeugt. Wenn anschließend Radikale die Oberhand gewinnen, ist es bis zur Explosion des Pulverfasses nicht mehr lange hin. Das erleben wir gerade erneut. Eine Provokation durch Enteignung und Räumung hat im Fastenmonat buchstäblich das Fass zum Überlaufen gebracht. Raketenbeschuss einerseits, Abfangschirm und Vergeltung durch gezielte Zerstörung folgen. “Die ständige Ambivalenz zwischen Hass auf die Juden und Angst vor den Juden” (S. 295) zieht sich bereits durch die Jahrhunderte des Antisemitismus, wie Peter Schäfer aufzeigt. Dieses Schema zeigt sich am 15/16/ 17. Mai 2021 erneut. Laut Tagesspiegel print (S.4) haben die Aggressionen sich längst auch auf Europa übertragen (auch online Tsp). Da bleibt viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Wer glaubt das können Eltern alleine und auch selbst im HomeOffice nebenbei leisten, täuscht sich gewaltig. In 3 Stunden pro Woche im Sozialkundeunterricht wird das eventuell leistbar sein. Jedoch die derzeitigen antisemitischen Hassbekundungen zeigen vor allem eins: Das Versagen des Unterrichts in der Vergangenheit und eklatante Versäumnisse bei der Eingliederung von Zugewanderten und Asylsuchenden. Bevor das in den Wahlkampf gerät, sollte sich ein Konsens der demokratischen Parteien bilden, endlich der Angst, dem Hass und der Radikalisierung entgegen zu treten. Den Antisemitismus bekämpfen, heisst viel miteinander zu reden, zu diskutieren, um Berühungsängste abzubauen und “Miteinander” statt “Gegeneinander” zu erlernen. Das ist schwierig in einer bereits mit Hass aufgeladenen Stimmung. Besonnenheit ist gefragt und nicht das platte Drohen mit harten Strafen. Da macht es sich der deutsche Innenminister Seehofer viel zu einfach. Wahlkampfposen helfen noch am wenigsten, das gilt für Deutschland, ebenso für Israel, das sich gefühlt seit mehreren Jahren im Dauerwahlkampfmodus befindet.

Seelenverwandtschaft

“Dein Verstand formt sich je nachdem, was deine Gedanken regelmäßig beschäftigt. Die menschliche Seele färbt sich nach diesen Vorstellungen” notierte bereits Marc Aurel in den Selbstbetrachtungen (5.16).
Theognis von Megara: “Von guten Menschen wirst du Gutes lernen, aber wenn du dich unter schlechte begibst, wird deine Seele Schaden nehmen.” Zitate aus “Der tägliche Stoiker“(S. 111+87 reingucken, Kritik).
Ein interessantes Fundstück zu der Frage, was die Seele ist, verweist auf die Korrespondenz von Voltaire (Âme = Seele). “Seele nennen wir, was mit Leben erfüllt”. Das Zitat verweist auf Beweggründe für das Handeln, modern als Motivation bezeichnet, seit der Antike oft mit Psyche gleichgesetzt. Eingebettet in die Frage was wahr ist, spielt uns die Psyche ja so manchen Streich, besonders im Rückspiegel. Individuelle Schuld bei kollektiver Schuld, besser kollektives Versagen und Verantwortung aufzuzeigen, ist oft kein leichtes Unterfangen. Das hat Philippe Sands Jahre seines Lebens bewegt. Über “Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit” lautet der zweite Untertitel seines hochgelobten Rechercheromans. Über einen “Nazi auf der Flucht”, der die “Rattenlinie” nehmen möchte, ermöglicht er uns, in die Recherche zur Schuld von Otto Wächter einzusteigen. Wieviel individuelle Schuld ist nachweisbar bei Kriegsverbrechen? Das hat bereits viele Gerichte beschäftigt. Aber die Intergenerationalität, die Schuld auch begleitet, ist einer der Nebenstränge des nicht-fiktionellen Romans.  Was lässt sich über Generationen hinweg als Wahrheit weitergeben? Schönfärberei ist eine zusätzliche Gefahr der Erzählungen älterer Generationen. Da muss man/frau selber ran (Familienforschung), am besten unterstützt durch kritische JournalistInnen. Wahrheit finden ist dabei ein Prozess mit vielen Klippen. Was ergibt sich aus den Archiven, Akten und Nachlässen. Jede Evidenz braucht Bewertung zur Verlässlichkeit der Information, Beweise bzw. mögliche Interpretationen. Ein Satz von Philippe Sands (S.454) hatte mein besonderes soziologisches, kriminologisches Interesse geweckt: “Es ist wichtiger, den Schlächter zu verstehen als das Opfer”. Ob uns das bei der Prävention von neuerlichem Schrecken hilfreich sein kann, bleibt die große Frage. Grenzüberschreitungen und Antisemitismus sind wieder allgegenwärtig. Die Antwort darauf gibt’s nach Pfingsten. Frühzeitig Täter und ihre Steigbügelhalter zu identifizieren und zu verstehen, das praktizieren Andreas Busche und Hannes Soltau in ihrem Tagesspiegelartikel vom 2.5.2021 zu antidemokratischen Netzwerken.
Auswahl Handapparat für die Tage Klaus in Klausur.

Antisemitisch

In Berlin müssen wir 1000 antisemitische Vorfälle beklagen, alleine im Jahr 2020. Wie der “Tagesspiegel” auf der Titelseite (20.4.2021) meldet sind das fast 3x pro Tag eine Diffamierung, Beschimpfung oder Bedrohung. Warnungen in Sonntagsreden reichen da schon lange nicht mehr aus. Gut, dass da wo das Übel wächst auch die Unterstützung wächst.  Geltende Gesetze gegen Hetze konsequent anzuwenden, ist eine naheliegende und wirkungsvolle Art und Weise zu reagieren. Prävention, das heißt Aufklärung über historische Tatsachen und aktuelle Straftaten eine wichtige Funktion der Medien. Da findet sich sehr viel Gutes jetzt im Netz. Peter Schäfer hat mit seinem Werk “Kurze Geschichte des Antisemitismus” eine wegweisende Darstellung und historischen Überblick mit zahlreichen Originalzitaten zusammengestellt. “Das Buch ist groß in seiner Kürze”, schreibt Gustav Seibt in der Süddeutschen.  Dennoch braucht das Lesen viel Aufmerksamkeit und Bedenkzeit, denn es wird an vielen Überzeugungen von beispielsweise Christen gerüttelt. So wird im Glaubensbekenntnis (seit dem 1 Konzil 325 in Nizäa) eine mögliche Brücke zum Judentum abgebrochen (S. 84ff), da Jesus als eines Wesens mit dem Vater gleichgesetzt wurde (de substantia patris). Wie tief Antisemitismus verwurzelt sein kann, ging mir durch diese Lektüre der ersten Kapitel des Buches erst auf. Wichtig ist der interreligiöse Dialog hierbei. Aufstehen gegen den Antisemitismus müssen aber die jeweilige Mehrheitsgesellschaft. Jede Demokratie lebt gerade von ihrem aktiv eintretenden Minderheitenschutz, im Gegensatz zu autoritären Regimen. Antisemitisches Verhalten hat sich einem Virus vergleichbar erneut ausgebreitet, leider mit ständig neuen Varianten des Corona-Virus vergleichbar. Leugner, von einem wie dem anderen, scheinen sich ebenfalls der gleichen Muster zu bedienen. Dem müssen wir Entsprechendes dagegenhalten.