Theory Literature

There still is a lively debate at the margins of literature and the commerce around it about theories of literature. Even if the best of years of theories about literature have passed, in 2024 we see several revivals of theoretical perspectives on literature. Travelling in Europe we celebrate, for example, the 100 years of Belgian and international surrealism in Brussels. The French artist and theorist André Breton was preparing in his thoughts the art and literature of surrealist inspiration. Of course, we think of Magritte as one of the eminent figures of the painted surrealism. Franz Kafka, who died relatively young in 1924, was the author in the spirit of the surrealist movement. The powerful impact of literary theory and theory of art to form communities of practice have had lasting effects, which fascinates large audiences in 2024. Exhibitions across Europe reflect the importance of these art movements to understand European culture, inspirations and aspirations.
Not least through this revival of the surrealist artists in the broadest sense we are returning to a more theory-driven view of literature a bit like 100 years ago. I find it remarkable to read in “Le Monde Livre” of 2024-4-12 the article on “Défense de la théorie” by Tiphaine Smoyault (p.8 see quote below) with a comment on the book by Florent Coste on the usefulness of a theory of literature to understand the world around us. Reworking of language is the contemporary concern of literature: pluri-linguistic experiences, re-discovering oral performances, irony in language and digging into archives are the major strands of contemporary literature. Theory of literature reflects on the past and allows to synthesize the present. For some it also enables to project into the near future of what is going to be published. In any case the theory of literature provides orientation in a huge ocean of published oeuvres. Writing or painting with ideas ahead of your time has been a painful experience for most of these artists. Some artists or authors are lucky to become famous during their lifetime, but lots have struggled for years or never learned that their contributions advanced humanity for more than a hundred years.

Biographies

The biographies of painters, composers or artists in general can be reconstructed by use of their major works. The biography of René Magritte by Eric Rinckhout (2017) has chosen this way of a retrospective in images and explanatory texts. The biography is built around 50 major images starting with the first one by Magritte at the age of 28. “Les réveries du promeneur” (see below) deal with the confrontation of Magritte with death, suicide and the difficulty to find rational answers to all those questions of why this happens and what becomes of people who experience such a tragedy.
His own childhood was affected by such an event concerning his own mother who suffered from depression. Coping with the evolution of psychic illness over years and the absence of a supportive father have posed a steep challenge for the young person. Creation of art became a coping strategy as well as a relief for those who manage to eventually cross the bridge into their own life leaving behind the bad experiences. J.J. Rousseau was an influence on Magritte as well.
Finding your own destiny and your own style is a process. This process evolves over years. The chronological sequence of 50 images allows to follow the path taken. Thereby, it becomes possible to open up the personal learning and working trajectory of the artist. In retrospective perspective it seems often logical that one style or period of painting follows on from another one. However, in the forward living of the creative life many choices are heavily contingent on other circumstances. Influences of friends, exhibitions, reading, cinema, private or financial situations may determine the creative choices simultaneously or one at a time.
The chronological path of images writes a biography of a special kind. It allows to think in sequences just like in a sequence analysis as sociological methodology. Description, reconstruction, analysis, causality remain a challenge in our attempts to learn and understand more about biographies or the construction and reconstruction of life courses.

Flotow Hund

F. v. Flotow hat seine letzten Jahre in Darmstadt verbracht. Seine Kompositionen und Aufführungen seiner Werke haben ihm ein hinreichendes Auskommen an seinem Lebensabend ermöglicht. Als früher Streiter für Autorenrechte an kompositorischer Arbeit wusste er wie wichtig solche Bezüge im höheren Alter waren. Für viele in der damaligen Gesellschaft galten Komponierende als Künstler mit hohem Verarmungsrisiko. Bis kurz vor seinem Tod hat Flotow noch neue Werke komponiert. Das Lied „Der blinde Musikant“ von 1884 wird als das letzte veröffentlichte Werk bezeichnet. Den sterbenden Musiker begleitet sein Hund, der ebenfalls Teil der Aufführungspraxis war. Die einleitende und abschließende Komposition im 3/4 Takt hat eine tänzerische fast humoristische Prägung, die vielleicht eine Anspielung auf seinen Hit „Die letzte Rose“ darstellt. Eine irische Melodie zu einem vom Hund getanzten Begräbnis hätte eine opernhafte Leichtigkeit erzeugt, die nicht vielen im Angesicht des Todes gegönnt ist. Hunde mag ich nicht, aber den da schon. Flotow vertraute sicherlich selbst bis zu seinem Tod auf die Macht der Musik. Sich selbst dabei nicht zu ernst zu nehmen, nachdem sein Freund Jacques Offenbach kürzlich vorher verstorben war, lässt sich hier erkennen. Da bleibt ein gewisser ironischer Begleitton oder zumindest ein Augenzwinkern. (Image Digitale Sammlung der Staatsbibliothek Berlin Auszug Flotow Musiknoten 2024-1).

Nachkriegseltern

Die Recherchen zu den Nachkriegseltern von Miriam Gebhardt haben eine  persönliche und geschichtsschreibende Funktion. Die Zusammenfassung der Erfahrungen der Nachkriegseltern aus Biografien und Tagebüchern aus dem Literaturarchiv Marbach haben ein interessantes Psychogramm einer Generation von Eltern entstehen lassen, die sich meistens überhaupt nicht der Prägung durch die menschenverachtende, nationalsozialistische Ideologie bewusst waren und viele immer noch auch sind. Gut recherchiert und mit zahlreichen Originalquellen unterlegt beschreibt sie die Schweigsamkeit und Fokussierung auf wirtschaftlichen Erfolg dieser Generation von Eltern. Familienorientierung und Fixierung auf beruflichen Erfolg war gepaart mit traditionellen Rollenbildern von Frauen in sekundären Funktionen.
Spannend sind darüber hinaus die Anspielungen, wie die Erfahrungen unserer Väter und Mütter uns, die Babyboomer, bis heute prägen. Statusdenken überall, oben und unten in den Hierarchien klar bestimmt. Das christlich-konservative Menschenbild prägt vielfach neben den Eltern eben noch die Kindergeneration der Nachkriegseltern.
Wichtig bleibt es daher, sich dieser überkommenen pädagogischen Methoden bewusst zu werden, damit es keinen Automatismus des Weitertragens geben wird. Die Angst der Nachkriegseltern, die Akten und Beweise der Gerichtsprozesse oder Entnazifizierung einzusehen oder anzuerkennen, bezeichnet den meist verdrängten Gewissenskonflikt dieser Generation der Nachkriegseltern. Auf den Seiten 64-67 wird die Auswirkung der Gewaltgeschichte Deutschlands in der ersten Hälfte des 20.-ten Jahrhunderts, auf die Fähigkeit mit Emotionen umzugehen, bezogen.
Empathielosigkeit und mangelnde Fähigkeit zum Gefühlsausdruck begründet die erstaunliche Sprachlosigkeit einer Generation, wenn es um die Verbrechen der Nazizeit geht. Als geradezu tragisch bezeichnet Gebhardt die Empathielosigkeit gegenüber den eigenen Kindern und oft noch den Enkelkindern. Wegducken, Verschweigen und Wegdrücken scheint weiterhin die Prämisse. Miriam Gebhardt gelingt es vielleicht, eine Gesprächsbasis zu legen, die die Generationen zum besseren Verständnis aufnehmen könnten. Wahrscheinlich werden sich darüber aber lediglich die Kinder und Enkelkinder der Nachkriegseltern austauschen und versuchen, mehr emotionale Wärme in die Familienstuben zu bringen.  (DLF-Interview, BR-Video Interview)

Li-Be

Jede/r hat so seine Assoziationen mit Li_be. Für eine kleine Gruppe von Literaturbegeisterten steht Li-Be seit langem für das Literaturhaus Berlin. Das war nun ebenfalls, anlässlich des Tag des Offenen Denkmals, im September 2023, als solches zu besichtigen. Zentral am Ku’damm plaziert, in der benachbarten Fasanenstraße, liegt diese geschichtsträchtige Villa in mitten eines kleinen Gartens. Trotz wechselvoller Geschichte konnte die Villa als Ganzes erhalten werden, nachdem der Denkmalschutz Veränderungen untersagt hatte. Das Haus der Li-Be hat wirklich alles gesehen, was Leute sich unter Liebe so vorstellen und wahrscheinlich noch einiges mehr. Nach den familiären Nutzungen der Gründerzeit, wurde in den wilden 20er Jahren dort ein russischer und ein arabischer Studentenclub eingerichtet in Verbindung mit der Humboldt-Stiftung, die sich auch heute noch um den wissenschaftlichen Austausch bemüht. Das Rote Kreuz hatte eine erfolgreiche Suppenküche dort in der unmittelbaren Nachkriegszeit betrieben. In den 60er Jahren war es ein Nachtlokal, aber auch einige Jahre ein Studio für modernen Tanz von Manja Chmiél, einer Schülerin von Mary Wigman. Die heutige Nutzung hat weiterhin viel mit Liebe zu tun. Lesungen und Workshops laden laufend ein, sich mit Literatur zu befassen. Der Zeit angemessen finden sich in den Archiven des Literaturhauses zahlreiche Prominente AutorInnen, die Lesungen dort abgehalten haben. Starke Frauen bildeten dabei seit den Anfängen als Literaturhaus einen Schwerpunkt. Nobelpreisträgerinnen gehören zu den Vorleserinnen seit geraumer Zeit. Annie Ernaud und Herta Müller traten schon lange vor den Nobelpreisen dort auf. Toni Morrison und Olga Tokarczuk im  Jahr der Preisverleihung oder kurz danach. Ein wahrlich toller Ort und dennoch keineswegs mit BesucherInnen überlaufen. Es bleibt eben so eine Sache mit der Liebe, auch im Li-Be.

Aufarbeiten

Ganz anders als das Verb „reparieren“ lässt sich „aufarbeiten“ verstehen. Beide Verben beschreiben Prozesse, die schon mal einige Zeit dauern können. Manche dieser Prozesse haben eine scheinbar nicht enden wollende Persistenz. Anders als Autos und Maschinen allgemein, können wir Geschichte nicht reparieren, bestenfalls Versuche einer Entschädigung machen. Aufarbeiten von geschichtlichen Ereignissen, Kriegen, Menschenrechtsverletzungen und Unrecht kann viel schwieriger sein. Rechtsausübung von Unrecht, das in historisch gültige Gesetze gefasst ist, gilt als rechtspolitisch wenig angreifbar. Moralische Bedenken späterer Generationen, beispielsweise, sind wie der historische Gegenstand selbst, zu kontextualisieren.
Diese geschichtswissenschaftliche Herangehensweise an historisches Material hat seit einiger Zeit eine zusätzliche verlegerische Heimat gefunden. Der Kugelberg Verlag, Verlag für historische Sozialforschung verbindet einen biografischen Ansatz der Aufarbeitung von Geschichte mit einer organisationssoziologischen Perspektive der mittleren Führungsebene als Funktionselite. Zusammengenommen ergibt sich aus dieser Verbindung von Mikro- und Meso-ebene des Nationalsozialismus eine wichtige Ergänzung der Aufarbeitung der Schrecken und Verbrechen der Nationalsozialisten. Das Büchlein von Dr. Wolfgang Proske „Kleine Herrgötter! Die Kreisleiter der Nazis in Bayern“ ist bereits in der 5. Auflage im Kugelbergverlag erschienen. Die sorgfältig recherchierten Beiträge bauen auf den Arbeiten zu den umfangreicheren 20! Bänden „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete“ in Bayern und Baden-Württemberg auf. Die bereits mehr als 250 AutorInnen, versammelt in diesen Bänden zu den biografischen Recherchen, vereint ein einmaliges, zu Recht mehrfach prämiertes Aufarbeitungsprojekt von lokalen Geschichtsinteressierten und -werkstätten.
Die Multiplikatoreneffekte solcher „Citizen Science“-Projekte unterstreicht die Bedeutung von „bottom-up“ Vorgehensweisen. Erst die Zusammenarbeit von diesen vielen AutorInnen ermöglicht die Zusammenschau und genügend tiefe Einblicke in den Aufbau und die Funktionsweise der menschenverachtenden NS-Maschinerie. Geschicktes Infiltrieren von allen möglichen Machtpositionen in früher Zeit schnürte das Netz des Terrors immer dichter. Daraus ergibt sich eine immens wichtige Lektion für das Überleben von Demokratien: Wehret den Anfängen! Keine Freiheit und Machtpositionen den Feinden der Freiheit!

Unternehmende

Für Unternehmende ist es wichtig, auf „boundary setting“ = Grenzen setzen zu achten. Gut erklärt im Artikel von Shola Asante in der FT vom 12.7.21. Unternehmende tendieren zu einer statistischen oder Status quo Sicht ihrer derzeitigen Tätigkeit. Lebensverläufe von Unternehmenden zeigen aber oft mehrfache Entwicklungen und Übergänge. Darauf lässt sich nur schwer vorbereiten. Offenheit für Neues (Big 5) erscheint besonders relevant in diesem Kontext der potentiellen starken Neuausrichtung zu einem späteren Zeitpunkt. Grenzen setzen fällt dann besonders schwer, wenn wir emotional besonders engagiert an unserer Tätigkeit hängen. Authentizität im Unternehmergeist kann leicht über das Ziel hinausschießen und das Private überlagern. Offen bleiben für spannende und notwendige Richtungswechsel ist ein Erfahrungswert. Wegen der Kontextabhängigkeit lässt sich das selten exakt planen. Risikofreudigkeit eröffnet Chancen.

@KlausSchoemann

Kommentare zu aktuellen politischen Themen verbreite ich seit einiger Zeit über Twitter unter @KlausSchoemann .  Die Themen der Kommentare befassen sich überwiegend mit Europa, sowie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Auf Evidenz basierende Meinungen stehen im Vordergrund. Einiges sind Fundstücke, die meine Vorlesungen und Seminare an Hochschulen und Universitäten sowie in der Wirtschaft aktuell halten sollen. Die Hintergrundstudien oder Erhebungen können ebenfalls meistens aus Retweets nachverfolgt werden. Weiter unten, gibt’s gleich die Liste der letzten Tweets des Rotkehlchens, Vogel des Jahres 2021, scrollen lohnt sich!   “Happy Reading”. Die Webseite “imagine4d.de” hat besonderen Fokus auf Europa und die Zukunft Europas bei weiterem spezifischem  Interesse. Wir bleiben im Kontakt, virtuell coronaconform im “new normal”, der neuen Normalität hoffentlich bald Post-Corona.