Auenlandschaft

Die Auen und die Wälder in der unmittelbaren Nachbarschaft hatten eine hohe Bedeutung für die Biodiversität. Mit ihren fruchtbaren Böden waren sie leider sehr begehrt für die Landwirtschaft und wegen Wassernähe auch für Wohnungsbau. Die Auen haben eine wichtige Funktion als Aufnahmefläche für Hochwasserschübe an allen Binnengewässern. Das haben wir in Deutschland an der Ahr schmerzlich wieder erleben müssen. Nachhaltiges Wirtschaften mit den Auen statt gegen die Auen ist möglich. Selbst der langsame Rückbau von befestigten Flussufern ist möglich, wenn Ausgleichsflächen für Überflutungen erschließbar sind. Das braucht eine langfristige Planung. Diese fängt meistens auf den umliegenden Bergen und Hügeln an, die nicht mehr nahezu ungebremst große Wassermengen rasch in die Flüsse ableiten. Auffangbecken, die höher gelegen sind, Versickerung, die nachhaltig bewässert, sind verbundene Planungsvorhaben, die zusammengenommen eine wirksame Antwort auf den Klimawandel bilden.
Auen haben feuchte- und wärmeregulierende Funktionen, die den umliegenden Dörfern und Städten zu Gute kommen. Elektrisch betriebene Schiffsmotoren drehen leicht mit höheren Drehzahlen und Vermeiden dadurch zusätzlich die hohen Heckwellen, die sonst oft bei langsam drehenden großen Schiffsschrauben zu beobachten sind. Als Naherholungsgebiete sind die Auenlandschaften sehr beliebt und nicht erst seit den Malenden der Romantik. Die größere Biodiversität sollte eine Antriebsfeder sein, diese Naturschönheiten zu bewahren und, wo möglich, wieder herzustellen. Leipzig hat das erfolgreich durchgeführt (Link PDF). In Frankreich tragen die Rückhaltebecken der Marne wesentlich zur Verbesserung der Wasserqualität der Seine bei damit mittelfristig darin sogar wieder gebadet werden könnte.

Macht Raum Gewalt

So heißt der Titel der umfangreichen Ausstellung im Haus der Akademie der Künste, direkt neben dem Brandenburger Tor. Nur 3 Monate bis 16.7.2023 lässt sich durch die Architektur, Planung und Umsetzung zur Zeit des faschistischen Regimes in Deutschland taumeln. Angesichts der monströsen Verbrechen und der unterliegenden ideologischen Doktrin wird die Frage „macht Raum Gewalt?“ auf 2-fache Weise beantwortet. (1) Raum macht Gewalt und (2) Gewalt macht Raum. Das gestalterische Element von Architektur schafft Räume, die individualisieren, personalisieren oder entpersonalisieren können. Die Uniformität im Faschismus kreiert eine visuelle Sprache, die durch ihre Art Räume und Räumlichkeiten zu gestalten gezielt entpersonalisiert. Gewalt- und Machtausübung fällt darin leichter. Räume und Gebäude wurden der Menschlichkeit enthoben, gebaut, den Menschen zu überleben.
So fällt es in entpersonalisierten, bewusst überdimensionierten Raumkonzepten, leichter Gewalt gegen Menschen vorzubereiten und durchzuführen. Die 1. These „Raum macht Gewalt“ lässt sich sozusagen empirisch in der Ausstellung durchwandern. Die 2. These „Gewalt macht Raum“ wird ebenso eindringlich durch die Dokumentation der Zwangsarbeit, Konzentrationslager und massenhaft ausgeübten physischen und psychischen Gewalt durch die herrschenden Faschisten verdeutlicht. Wenn Wörter und Stimmen von Augenzeugen zu fehlen beginnen, werden die Texte, Zeichen, Bilder und Stummfilme zu Dokumenten, wie mit Gewalt Raum gemacht wird. Der expansionistische, imperialistische Drang der Faschisten machte vor keinen Grenzen halt. Juristische Grenzen, menschenrechtliche, moralische oder Landesgrenzen spielten keine Rolle mehr. Rechtsbeugung und Missbrauch war an der Tagesordnung, um Raum, Macht und Gewalt menschenverachtend durchzusetzen.
Die architektonischen Nazi-Hinterlassenschaften, weiterhin sichtbar in Berlin, München und Nürnberg werden nur in den markantesten Bauwerken dokumentiert. Das reicht schon, den historisch bewussten Blick zu schulen. Selbstverständliches Hinnehmen von diesen Anblicken verbietet sich. Das Übertünchen des Adlerkopfes mit weißer Farbe, Symbol für den amerikanischen Adler, sollte in uns die Dankbarkeit für die Befreiung von der Nazi-Diktatur festigen und dazu beitragen, den Tag des Sieges 8.5.1945 der „Alliierten Streitkräfte“ als Tag der Befreiung zu feiern.