Sozial-liberale Ökologie

Anregung zum Denken über Solidarität. In „Le Monde“ vom 8.10.21 (S.31) Patrick Vieu beschreibt treffend die Notwendigkeit für den Sozialismus und die Sozialdemokratie, einige Grundüberzeugungen zu hinterfragen. Dabei verträgt sich der Humanismus nicht unmittelbar mit einem ökologischen Grundgedanken. Ökologische Basis ist der Respekt der Natur und der Biodiversität, die mit dem verteilungspolitischen Grundgedanken des Sozialismus nicht unmittelbar kompatibel ist. Die Verantwortung gegenüber der Natur berücksichtigt insbesondere den Erhalt der Lebensgrundlagen für nachkommende Generationen und damit ein Hintenanstellen der Ausbeutung der derzeitig möglichen und zugänglichen Ressourcen. Zukünftige Generationen haben ein Anrecht auf gleiche Chancen, Biodiversität zur Verfügung zu haben. Dieser Gedanke schließt Implikationen für die Gestaltung des Rentensystems mit ein. Landverbrauch, Versiegelung von Flächen für Wohnungsbau lediglich aus sozialem Fortschrittsglauben alleine ist nicht verträglich, weil nicht nachhaltig, auf mittelfristige Sicht. Herausforderungen für eine sozial-ökologische liberale Koalition in Deutschland sind daher in den unterschiedlichen Ausgangspunkten des politischen und philosophischen Grundverständnisses angelegt. Die Balance von Freiheit und Solidarität muss bereits zwischen Sozialdemokraten und Ökologen neu gefunden werden, das liberale Element gestärkt durch freie Demokraten in einer möglichen Regierungskoalition intensiviert das Spannungsverhältnis. Eine Modernisierung der sozialdemokratischen Grundgedanken kann dadurch gelingen und die Sozialdemokratie auf einen sozial-ökologischen Weg leiten. Umgekehrt kann Ökologie und Liberalismus vom ureigenen Verständnis und Leitmotiv des Sozialismus dem Wert der Solidarität, gedacht über die menschliche Spezies hinaus, Werte in die Koalition einbringen, die uns im 21.-ten Jahrhundert mit seinem krisenbehaftetem Anfang noch viele Dienste erweisen wird.

Échange franco-allemand sur l’avenir de l’Europe

Bibliotheken

Die Freiheit in schönen Bibliotheken zu arbeiten, ist ein einzigartiges und vielfältiges Geschenk. Die neueste Umgestaltung der “Royal Library of Belgium” (KBR.be) hat einen hellen Lesesaal hinzugefügt. Eigentlich für Studierende, die keine Dokumente der Bibliothek konsultieren gedacht, mutiert die Institution zu einem “co-working” space. Das ist der eine Trend, aber ebenso werden alte Bestände für die Öffentlichkeit erschlossen und damit entwickelt sich das Berufsfeld des Bibliothekars zum Kurator des eigenen Fundus. Für die Inszenierung und Inspektion seltener Bestände zahlen Besucher höhere Eintrittsgelder. Win-Win nennen wir das heute. Valorisierung des Bestands und der Restaurierungsarbeiten ist die andere Seite der Medaille. Die Kathedralen der Moderne putzen sich richtig raus. Das macht Mut und Hoffnung für Bildungschancen, die wertvollen Bestände können so gut erhalten an viele Generationen weitergegeben werden.

“Je connais l’âme du pauvre et celle du riche : le pauvre s’imagine qu’avec l’argent on peut tout avoir. Le riche, lui, sait que ce n’est pas vrai.” (baron Maurice de Hirsch, 1831-1896) zitiert nach Victor Malka, 2006, S.93.
J’imagine, donc je suis

Market Maker

Some say if you want to get really rich you have to found a religion. Alternatively you create a charismatic brand for the masses. Currently you might also highjack a political party and make it a personal quasi-religious enterprise. Also, to become the richest man in the world you have to disrupt the usual market practices and create your own market and rules before everybody else understands it. Digital technology is key in this respect. Microsoft, Apple, then Facebook, Amazon, Google, (GAFAM in reverse order) have successfully exploited technological leadership. But there is more to it. The real challenge is to be successful in creating i.e. making your own market, where you are setting the rules yourself and each transaction on this market is paying a percentage into your pockets. It is amazing that this market making is not considered as creating a monopoly using technology long ago. This is changing but only slowly. Originally, the state or regulator set the rules for a market. The more the abuses of GAFAM in various respects become obvious to everybody, the more the call for rule-setting of politically responsible institutions can no longer be ignored. That is the point when either the state or non-profit organisations come in and can increase overall societal welfare. The strategy then is to have a state or quasi-state organisation regulate the conditions of the maket to overcome the information asymetry between buyers and sellers on these markets.
Accordingly we witness a multitude of local, sectoral, national or international maket makers. For profit it can be a true gold mine, as non-profit it still reaps sizable percentages on market activities of members, customers and service providers. One example of such a new non-profit market maker is the British organisation “modern markets for all” (MM4A). As it is run by a trained journalist, the media coverage is considerable. For all start-ups it should be part of their business plan to check whether they have a potential to become a (local, product or sectoral) market maker of some kind, rather than yet another contributor to the wealth of the GAFAM. Business school teaching could take this into account, particularly those training social entrepreneurs.

Nachgeforscht

Von einem der Stoiker, SENECA, kennen wir den Satz “Wir sagen immer, dass wir uns unsere Eltern nicht aussuchen können, dass der Zufall sie uns zugeteilt hat – doch tatsächlich haben wir die Wahl, wessen Kinder wir gerne wären. ” (aus De brevitate vitae, 15.3a). Genetik und Epigenitik machen uns aus, aber sicherlich ist sehr entscheidend, sich “die richtigen Mentoren auszusuchen” (Der tägliche Stoiker, S.18,1 als Kommentar zum Seneca Zitat). Das waren schon immer gute Bücher oder weise Personen. Für die letzten Wochen hatte ich als Mentoren (1) Peter Schäfer, (2) Philippe Sands und (3) Alexander Demandt gewählt (Linksammlung siehe hier). Gepaart mit etwas Biografie- und Lebensverlaufsforschung eine anregende Lektüre. Die Quintessenz in Reihe des Auftretens: (1) “Beides, Hass und Angst, gehört eng zusammen, und beides ist auch, wie man in der Geschichte immer wieder sehen kann, ein Hauptmerkmal des Antisemitismus.” Bezogen auf die Schoah: “Vergleiche müssen selbstverständlich erlaubt sein, solange mit “vergleichen” nicht “gleichsetzten” gemeint ist.” Für die akribische Aufarbeitung der Judenverfolgung über die Jahrhunderte und die Verschärfung derselben unter der NSDAP, die mit Hitler als Reichskanzler (ab 30.1.1933) einen Freibrief bekam, die Hetze aus “Mein Kampf” dann schrittweise mit seinen Parteigenossen umzusetzen. Dazu die Dokus “Wannseekonferenz” ansehen.
(2) Philippe Sands verfolgt über 455 Seiten die Biografie eines Nazis auf der Flucht. Dieser Nazi der ersten Stunde machte sich Hoffnung noch über die Rattenlinie von Österreich, über die Alpen in der Nähe des “Wilden Kaisers”, und letztlich über Rom nach Südamerika zu fliehen. Buchautor Philippe Sands und Horst, der Sohn des Nazis Otto Wächter führen Biografieforschung durch, um die Schuld von “Otto” zu ergründen. In vielen Gesprächen wir erörtert, ob er bei Tötungen und der öffentlichen Hinrichtung von 50 Polen in Bochnia im Dezember 1939 nur dabei war oder verantwortlich war (S. 430ff). War er nur Ausführender, oder hatte er eine anleitende Funktion. Der Sohn Horst verteidigt die Taten seines Vaters mit viel juristischer Spitzfindigkeit. Letztlich verteidigt er sich selbst, zwar vielleicht Teil einer kollektiven Schuld und Verantwortung zu sein, aber jegliche individuelle Bezüge leugnet er. Die guten Jahre mit seinen Eltern, seine wechselvolle Vergangenheit mit seinen Eltern hat die Familienbindung scheinbar aufgewertet. Die Feststellung, sein Vater war ein Massenmörder, kommt zwar nicht über die Lippen des Sohnes, aber beschließt den generationenübergreifenden Bericht mit romanhaftem Spannungsbogen.
(3) Der Begriff “Grenze” ist eine Grundkategorie der Geschichte und selbst der Ideengeschichte. Demandt leitet von der Begriffsdefinition “Grenze … unabdingbare Voraussetzung beim Wahrnehmen und Bezeichnen, beim Denken und Handeln.” (S. 19) über zu Grenze als Raumgrenze (S. 29ff) und Zeitgrenze (S. 74ff). Zu letzter heisst es (S. 101) “… jede Gegenwart war in der Vergangenheit einmal Zukunft; … jede Gegenwart in der Zukunft wird einmal Vergangenheit sein. Zukunft ist künftige Vergangenheit und Vergangenheit ist ehemalige Zukunft.” Nur ein Schelm denkt dabei an Karl Valentin. Bezogen auf die Bücher (1) + (2) verlangt dies ein Gedankenexperiment von uns. Versetzten wir uns in eine Gegenwart in der Vergangenheit, welche Zukünfte gab es bei grausamsten antisemitischen Verbrechen für die Millionen an Opfern und die vielen, ungezählten Täter.
Aus der Zukunft gesehen, wenn unsere Gegenwart mit ihren eigenen Formen des Antisemitismus, bereits Vergangenheit geworden ist, dann wollen wir angekommen sein an einer aufgeklärten Sicht auf die Stationen und Perioden der Vergangenheit, selbst in unserer Sichtweise auf Familienbiografien. Mit Demandt wird einem klar, die Kriegszeit, dann zeitliche Grenze, Nachkriegszeit hat es so völkerrechtlich gegeben, jedoch in den Schicksalen der Familien zeichneten sich vielfach andere Zäsuren ab. Das Datum der Verhaftung, Deportation, Ermordung, Flucht, Rückkehr bildet den biografischen Einschnitt und die Grenzerfahrung gleich für mehrere Generationen. Die “Stolpersteine” verdeutlichen die massenhaften Schicksale der jüdischen BürgerInnen beispielsweise in Berlin. Bei Jens Bisky: Biografie einer großen Stadt sehen wir die Bezüge aus Vergangenheit, die in die Gegenwart und Zukunft reichen. “Die Wohnungsnot blieb ein zäher Begleiter, sie führte … zur “Radikalisierung breiter Massen” (S.475). Trotz der prestigeträchtigen Großprojekte, wie der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz in den späten Zwanziger Jahren, bleibt der soziale Wohnungsbau und Eigentumsübertragungen zwischen Generationen  damals und heute eine der drängensten sozialen Fragen, die wiederum Angst und Hass schüren. Hier schliesst sich der Kreis der Literaturbesprechung auf überraschende Weise. Täter und Opfer müssen gleichsam im Blick bleiben.

Radikalisierung

Prozesse der Radikalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen laufen über die Geschichte hinweg oftmals in vergleichbaren Formen ab. Das bedeutet jedoch nicht die Gleichsetzung solcher Prozesse.  Das ist eine der Botschaften von Peter Schäfer (2021) “Kurze Geschichte des Antisemitismus“. Wichtig ist immer wieder hervorzuheben, “Die Ablehnung und Verunglimpfung des Judentums gehört nicht grundsätzlich zur Botschaft des Koran, sondern erklärt sich, wo sie zutage tritt, aus der politischen Gemengelage” (S. 113). Das trifft genau den Kern der derzeitigen Lage im Nahen Osten. Zunächst wird Hass geschürt und dann eine explosive Stimmung erzeugt. Wenn anschließend Radikale die Oberhand gewinnen, ist es bis zur Explosion des Pulverfasses nicht mehr lange hin. Das erleben wir gerade erneut. Eine Provokation durch Enteignung und Räumung hat im Fastenmonat buchstäblich das Fass zum Überlaufen gebracht. Raketenbeschuss einerseits, Abfangschirm und Vergeltung durch gezielte Zerstörung folgen. “Die ständige Ambivalenz zwischen Hass auf die Juden und Angst vor den Juden” (S. 295) zieht sich bereits durch die Jahrhunderte des Antisemitismus, wie Peter Schäfer aufzeigt. Dieses Schema zeigt sich am 15/16/ 17. Mai 2021 erneut. Laut Tagesspiegel print (S.4) haben die Aggressionen sich längst auch auf Europa übertragen (auch online Tsp). Da bleibt viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Wer glaubt das können Eltern alleine und auch selbst im HomeOffice nebenbei leisten, täuscht sich gewaltig. In 3 Stunden pro Woche im Sozialkundeunterricht wird das eventuell leistbar sein. Jedoch die derzeitigen antisemitischen Hassbekundungen zeigen vor allem eins: Das Versagen des Unterrichts in der Vergangenheit und eklatante Versäumnisse bei der Eingliederung von Zugewanderten und Asylsuchenden. Bevor das in den Wahlkampf gerät, sollte sich ein Konsens der demokratischen Parteien bilden, endlich der Angst, dem Hass und der Radikalisierung entgegen zu treten. Den Antisemitismus bekämpfen, heisst viel miteinander zu reden, zu diskutieren, um Berühungsängste abzubauen und “Miteinander” statt “Gegeneinander” zu erlernen. Das ist schwierig in einer bereits mit Hass aufgeladenen Stimmung. Besonnenheit ist gefragt und nicht das platte Drohen mit harten Strafen. Da macht es sich der deutsche Innenminister Seehofer viel zu einfach. Wahlkampfposen helfen noch am wenigsten, das gilt für Deutschland, ebenso für Israel, das sich gefühlt seit mehreren Jahren im Dauerwahlkampfmodus befindet.

Seelenverwandtschaft

“Dein Verstand formt sich je nachdem, was deine Gedanken regelmäßig beschäftigt. Die menschliche Seele färbt sich nach diesen Vorstellungen” notierte bereits Marc Aurel in den Selbstbetrachtungen (5.16).
Theognis von Megara: “Von guten Menschen wirst du Gutes lernen, aber wenn du dich unter schlechte begibst, wird deine Seele Schaden nehmen.” Zitate aus “Der tägliche Stoiker“(S. 111+87 reingucken, Kritik).
Ein interessantes Fundstück zu der Frage, was die Seele ist, verweist auf die Korrespondenz von Voltaire (Âme = Seele). “Seele nennen wir, was mit Leben erfüllt”. Das Zitat verweist auf Beweggründe für das Handeln, modern als Motivation bezeichnet, seit der Antike oft mit Psyche gleichgesetzt. Eingebettet in die Frage was wahr ist, spielt uns die Psyche ja so manchen Streich, besonders im Rückspiegel. Individuelle Schuld bei kollektiver Schuld, besser kollektives Versagen und Verantwortung aufzuzeigen, ist oft kein leichtes Unterfangen. Das hat Philippe Sands Jahre seines Lebens bewegt. Über “Lügen, Liebe und die Suche nach der Wahrheit” lautet der zweite Untertitel seines hochgelobten Rechercheromans. Über einen “Nazi auf der Flucht”, der die “Rattenlinie” nehmen möchte, ermöglicht er uns, in die Recherche zur Schuld von Otto Wächter einzusteigen. Wieviel individuelle Schuld ist nachweisbar bei Kriegsverbrechen? Das hat bereits viele Gerichte beschäftigt. Aber die Intergenerationalität, die Schuld auch begleitet, ist einer der Nebenstränge des nicht-fiktionellen Romans.  Was lässt sich über Generationen hinweg als Wahrheit weitergeben? Schönfärberei ist eine zusätzliche Gefahr der Erzählungen älterer Generationen. Da muss man/frau selber ran (Familienforschung), am besten unterstützt durch kritische JournalistInnen. Wahrheit finden ist dabei ein Prozess mit vielen Klippen. Was ergibt sich aus den Archiven, Akten und Nachlässen. Jede Evidenz braucht Bewertung zur Verlässlichkeit der Information, Beweise bzw. mögliche Interpretationen. Ein Satz von Philippe Sands (S.454) hatte mein besonderes soziologisches, kriminologisches Interesse geweckt: “Es ist wichtiger, den Schlächter zu verstehen als das Opfer”. Ob uns das bei der Prävention von neuerlichem Schrecken hilfreich sein kann, bleibt die große Frage. Grenzüberschreitungen und Antisemitismus sind wieder allgegenwärtig. Die Antwort darauf gibt’s nach Pfingsten. Frühzeitig Täter und ihre Steigbügelhalter zu identifizieren und zu verstehen, das praktizieren Andreas Busche und Hannes Soltau in ihrem Tagesspiegelartikel vom 2.5.2021 zu antidemokratischen Netzwerken.
Auswahl Handapparat für die Tage Klaus in Klausur.

UK deficit spending

On 26th of November 2020, in the middle of COVID-19 health care desaster the UK is announcing a horrific budget deficit for 2020. Apparently, this is the largest for more than 100 years. The costs of bad choices in several votes (BREXIT, Parliament, Prime Minister) can be calculated in billions of pounds now. The younger generations pay a particularly high price. Cut of from Europe, job losses due to covid-19 and then the huge debt burden … and this despite the fact that they voted in a majority to stay in the EU. Very unlucky!  As Germany was the sick man of Europe with high deficit and high unemployment I continued my studies in the UK, maybe youth in the UK could take advantage of migrating in numbers to Europe. Sometimes this is the only fact stubborn governments will listen to. So,”get on your bike” across the channel this time. A famous quote from Michael Heseltine to solve the unemployment of youth in the early 1990.

deficit UK

Gott + Schirach

Am heutigen 23.11.2020 ist es soweit. Die Fernsehübertragung des Theaterstücks „Gott“ von Ferdinand von Schirach läuft im Ersten. Nach spannender Lektüre erwarten wir nun die Abstimmung der selbstbestimmenden Personen, nicht der meist über Listen aufgestellten gewählten RepräsentantInnen des Volkes. Alles andere als ein klares Votum für eine legale Sterbehilfe und Selbstbestimmung ein ganzes Leben lang wäre eine Überraschung. So wird endlich die breite Diskussion geführt, die diese schwere Entscheidung für alle Beteiligten benötigt. Toll, denn der Grundwert der Selbstbestimmung gilt  unbefristet. So ist es nie zu spät, auch eventuell erst am Ende eines Lebens Freiheit in einer letzten Entscheidung zu finden.

Finding Freedom

Abschließend ein Zitat aus dem Buch von Seite 177. “Ich bin kein Philosoph, aber, meine verehrten Damen und Herren, könnte nicht genau das es sein, was uns als europäische, als westliche Gesellschaft heute ausmachen sollte: nicht der zwanghafte Konsens, sondern, dass wir den friedlichen Dissens aushalten?”
Ein schönes Stilmittel – die rhetorische Frage, als Frage auf die wir keine Antwort erwarten, sondern beispielsweise, wie in diesem Falle, eine Zustimmung des Zuhörers einfordern.

Industriepolitik

Die technologischen Entscheidungen in der Industriepolitik sind von großer Tragweite. Die Wege der modernen Industriegesellschaften sind gepflastert mit weitreichenden Fehlentscheidungen. Fehlentscheidungen aus gesellschaftlicher Sicht reihen sich an Verluste für den blauen Planeten. Einzelinteressen sind in diesen technologischen Entscheidungsprozessen zu oft zum Vorteil von Monopolen oder Oligopolen in der Vergangenheit ausgegangen.

Elektroautos gab es lange schon Quelle Spiegel Oktober 2020

Vor 100 und vor 30 Jahren gab es elektrische Prototypen für Individuellen Straßenverkehr. Gegen große Konzerne haben Nischenprodukte wenig Marktchancen sich zu etablieren. Überraschender Weise war das bereits bei der Entwicklung des Internets schon vergleichbar. In den „Comedies françaises“ ist ein anderes französisches Beispiel plastisch beschrieben worden. Solange wir Studierenden nur die Monopolrendite erklären, brauchen wir uns nicht zu wundern. Aufpassen „Winner takes all and forever“ ist dem kommunistischen Wirtschaften vergleichbar. In zu vielen Fällen erweisen sich die Monopolkommissionen als die BaFin im Wirecardskandal. … und dann singen wieder alle: Skandal um Rosi…

LeMonde August 2020

Mehr dazu:

Finding Freedom

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 nimmt die Diskussion um Sterbehilfe in Deutschland wieder Fahrt auf. Die Mediananstalten (ARD, ZDF) und die Presse (Spiegel) berichteten recht ausführlich. Mit einem Vergleich zu Belgien und den Niederlanden lässt sich recht gut einsteigen in die überfällige Diskussion in Deutschland. Der Deutschlandfunk hat dazu ergänzend eine interessante kleine Sendereihe mit Positionen der großen Religionen produziert. Zum Beispiel der Buddhismus wird hier erläutert. Die jüdische Position findet sich ebenso zum Nachlesen oder Nachhören. Stärkere Ablehnung der Sterbehilfe findet sich im Islam und den beiden großen christlichen Strömungen (evangelisch, katholisch), wohl nicht nur in Deutschland. Jack Kornfield‘s Buch “Das weise Herz” nähert sich in Teil IV “Freiheit finden” und darin dem Kapitel 16 “Leiden und Loslassen” (S. 339ff.) der weisen Lebensstrategie des Loslassens und dem Lernen des Loslassens. Diese Lebensphilosophie endet aber gerade nicht in dem finalen Loslassen, sondern in einem eher lebensbejahenden Ablassen vom Leiden. Ein feiner, aber gravierender Unterschied. Das menschliche Leben ist ein edles Geschenk verglichen mit der Vielzahl der anderen möglichen Wiedergeburten aus dieser Perspektive. Wir dürfen es achtsam seine Früchte entfalten lassen und andere auf ihren Wegen begleiten. Kein einfacher Weg, keine einfache Zielsetzung. Demokratische Willensbildung verlangt gesellschaftsweite Diskussionen zum Thema. Jede/r mit sich selbst und alle gemeinsam. Einen interdisziplären Einstieg (englisch oder französisch) bieten auch die Diskussionen des Mönchs, des Philosphen und Psychiaters zum Thema Weisheit.

Sprachpolitik

Auf der internationalen Industriemesse in Hannover #HM19 wurde auf dem Pioneer Summit am 2.4.2019 wieder überraschend viel Deutsch gesprochen. Dem EU-Kommissar Öttinger auf Deutsch zuzuhören ist erfreulicher als auf Englisch. Der Vortrag von Klaus Helmrich, immerhin Mitglied des Vorstands der Siemens AG auf Deutsch zu folgen, ebenfalls bereichernd.  Der unglückliche englischsprachige Titel “Thinking industry further!” kann man sich mit Industrie weiterdenken zurecht reimen. Genauer war dann der Untertitel: “Die nächste Stufe des Digital Enterprise”. Von “Made in Germany” sind wir längst zu “engineered in Germany” übergegangen. Aber das war Industrie 3.0. Bei der Industrie 4.x spielen vernetzte Standorte der Produktion, Entwicklung und Kunden eine zentrale Rolle. Sprachpolitik kann hierbei zu einem kleinen und bescheidenem Sicherheitsvorteil werden. Übersetzungsfehler von Längenmaßen (inch in centimeter) oder anderen Details verursachen kostspielige “Engineering Disaster” wohl auch bei AIRBUS industries aufgetreten.

Einigen Diplomaten und Journalisten zufolge wird selbst in der EU Kommission seit dem Brexit-Votum bereits mehr in anderen Muttersprachen geplaudert,  zumindest in den Kaffeepausen. Willkommen in der alten, Neuen Vielfalt. Sprachen und Kulturen Verstehen lernen lohnt sich wieder.

Bild von Victor Vasarely copyright http://www.fondationvasarely.org/ mehr Informationen zur Person  https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Vasarely
Ausstellung noch bis 6.5.2019 im  Centre Pompidou