Mitridate

Ah! que vois-je … Welch schöner Ausruf, als Auftakt der letzten Szene im Theaterstück Mitridate von Jean Racine. Das könnte meine neue Begrüßungsformel im täglichen europäischen Umgang werden.  Im Theater als moralischer Schule der Herrschenden und Diplomaten hatten Racine und durch seine Fabeln bekannt Jean de la Fontaine eine enorme Bedeutung. Die Geburtsorte beider in La Férte-Milon und Chateau Thierry liegen recht nahe beieinander für Museums- und Literaturliebhabende, unweit von Paris-Est mit RER erreichbar. Viele mit der jüngsten Geschichte Deutschlands vertraute Personen zucken bei dem Titel der Opera seria von Mozart “Mitridate, re del Ponto” zusammen. Mit dem Namen Ponto ist im kollektiven Gedächtnis Jürgen Ponto verknüpft. Die gleichnamige Stiftung heilt heute noch die Wunden der Vergangenheit. Der König von Ponto ist jedoch Herrscher über ein Königreich, das in der heutigen Türkei lag und die Halbinsel der Krim beinhaltete vor mehr als 2000 Jahren. Nur so viel zu den falschen, historischen und kulturellen Besitzansprüchen Putins heute.
Mozart schuf bereits mit unglaublichen 14 Jahren die Oper Mitridate. Darin sind erstaunlich viele Anklänge und kleine Melodien enthalten, die er in späteren bekannteren Werken wieder variiert aufgreift. Seine erste Auslandsreise zum Studium der Kompositions- und Instrumentationstechnik nach Mailand hatte eine nachhaltige Wirkung. Zusammenarbeit mit den besten Singenden dieser Zeit stellt heute noch Professionelle der Gattung wie Pene Pati vor große Herausforderungen. Eine gewisse Analogie von Pati zu und Potenzial wie Pavarotti ist vielleicht schon erlaubt. Die Barocktage in der Staatsoper Berlin mit den “Musiciens du Louvre” sowie deren Gründundsdirigent Marc Minkowski, selbst ein Mozartexperte, sind wahrhaft glänzend und barock. Die in Goldfarben geschneiderten Kostüme und Bühnenbilder versetzen uns in borocke Bilder und Szenen. Der im Libretto vorgegebe Abschluss: Für die Freiheit, samt Abschlußakkorden, halt im Freiheitskampf der Ukraine gegen russische Besatzung heute noch nach. Bravi!!! Das hat der junge Mozart bereits 20 Jahre vor der französichen Revolution, vielleicht augenzwinkert vertont und inszeniert. Das Freiheitsstreben der Völker hat sich dann auf das Freiheitsstreben im Volk übertragen. Klar, ist nur eine spekulative These, aber schön zu glauben. Im Bild unten ist ein Cembalo zu sehen. Mozart spielte es selbst in den ersten 3 Aufführungen und hat wohl auch dirigiert, vielleicht wie es aus dem Film “Amadeus” 1984 in Erinnerung geblieben ist. Toll eine Oper, nicht nur für den Opa.

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