Die Annäherung an das Thema Zwangsarbeit ist nicht einfach. Auch heute prangern wir zu Recht Zwangsarbeit egal wo auf der Welt an. Die mit weitem Abstand grausamste und umfangreichste Durchführung von Zwangsarbeit haben die Nazis in Deutschland und von ihnen besetzten Gebieten vollzogen. Neben den Schrecken der Konzentrationslager mit dem millionenfachen Mord an Menschen jüdischer Abstammung ist die Aufarbeitung der Verbrechen in Zusammenhang mit der Zwangsarbeit lange in den Hintergrund getreten. Selbst die Zeitzeugen wie Francois Cavanna (2020, S. 10-11) vertraten die Ansicht, dass im Vergleich zu den Ermordungen und Kriegsopfern ihre Erfahrungen und Leiden im Zusammenhang mit der Zwangsarbeit in den Hintergrund traten. („… cela me rendit plus modéré dans l’expression de mes souffrances. … nous ne pouvons que fermer notre gueule. Ce que je fais. »).
Neben der systematischen Ermordungsmaschine der Konzentrationslager in der NS-Zeit verdient das millionenfache Leid und die Terrordrohungen und Anwendungen der Nazi gegenüber den ZwangsarbeiterInnen eine angemessene Bedeutung. Das Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit in Berlin Schöneweide bietet dafür eine hervorragende Ausgangsbasis. Die Ausstellung ist für alle Altersgruppen geeignet. Behutsamer Einstieg für Schulklassen ab der 5. Klasse und zum Nachdenken anregend für Erwachsene mit Informations- und Lerninteresse. Das Ausstellungskonzept mit seinen vielfältigen biografischen Materialien von Zeitzeugen erleichtert, neben der Faktenfülle, einen emotionalen Zugang zum Thema. Online lässt sich beispielsweise die Verteilung der Zwangsrekrutierten die Arbeitsdienst leisten mussten je nach Stadtviertel oder sogar Straße verfolgen (Link Datenbank und Map).
Die Löhne für deutsche ArbeiterInnen und Ost-ArbeiterInnen aus den osteuropäischen besetzten Gebieten waren fast zehnmal höher. Die in westlichen Besatzungsgebieten zwangsverpflichteten Personen oder selbst anfänglich mit scheinbar höheren Löhnen als vor Ort (Organisation Todt) üblich angeworbene Personen erfuhren die spätere Abwertung ihrer Entlohnung. Es bleibt die Betonung auf Zwang, Terror und Einschüchterung bei der Zwangsarbeit meistens in menschenunwürdigen Massenbaracken aus industrieller Massenproduktion. Einstieg in die Erfahrung: NS Zwangsarbeit Dokumenteationszentrum.