Müll Klischees

Die Deutschen lieben ihren Müll. In kaum einem anderen Land wird so liebevoll der Müll getrennt, wie hier. Wir erinnern uns alle an die sorgfältig gespülten Joghurtbecher, die in der Plastiktüte im Plastikmüllbehälter entsorgt werden. Seit der Covid-19 Pandemie haben wir ein runderneuertes Verhältnis zu den „essentiellen Berufen und Tätigkeiten“, die unsere Gesellschaft am Laufen halten, wenn sonst fast alles zum Erliegen gekommen ist. Die seit 2019 laufende Fernsehserie „Die 3 von der Müllabfuhr“ hat einen erstaunlichen Erfolg im deutschen Fernsehen. Mit „Views“, die von 3-5 Millionen Fernsehschauenden reichen ist das ein Quotenbringer im 1. Was sagt uns das außer wir lieben unseren Müll. … und das ist gut so. Für den Erfolg der Serie ist neben dem historisch angelehnten Titel „Die 3 von der Tankstelle“ von 1930 mit Heinz Rühmann wohl auch die Arbeitsatmosphäre, die menschlichen Umgangsformen und die Umgangssprache, die anschlussfähige Art der Fernsehserie. Beliebte Schauspieler, allen voran Uwe Ochsenknecht mit seiner beeindruckenden Filmografie, lassen mehrere Generationen beim Zappen dort anhalten. Dabei kann der Müllmann bei den Einschaltquoten noch nicht zu dem Bergdoktor (in Spitze 7 Mio) aufschließen. Müll ist eben doch nicht ganz so kitschig, oder so sexy, aber der Umgang unter Kollegen, zu wenig Kolleginnen übrigens, hat mich einem schlechten Image in der Gesellschaft zu kämpfen. Abzuwarten, ob sich an dem Image der Müllabfuhr durch die Medien doch etwas ändern lässt. Der körperliche Verschleiß durch die harte körperliche Arbeit macht sich meist erst in den späteren Arbeitsjahren bemerkbar. Da wird verständlich, warum die Erhöhung des Rentenalters diesen Berufsgruppen wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen muss. Eigene organisations-, gesundheits- und arbeitswissenschaftliche Studien mit Befragungen hatten bereits vor 10 Jahren nahegelegt, dass der erhöhte Krankenstand im fortgeschrittenen Alter sich nur mit umfassenden präventiven Maßnahmen eingrenzen lässt. Gabis Spätkauf ist in der Berlin-Schöneberger Realität auch eher ein Frühstückslokal, wo es noch einige Tageszeitungen gibt. Die Verdichtung von Arbeitsprozessen und Privatisierungen in der Müllbranche setzen diese Tätigkeiten weiterem Stress aus. Das ist aber ein eher undankbares Thema für einen Freitagabend im 1. Deutschen Fernsehen entsprechend der klischeehaften Erwartung der Fernsehschauenden.