Kriegskinder

Sabine Bode hat bereits in 2004 eine ausführliche Beschreibung und Berichterstattung zu Interviews mit den Kriegskindern, den 1930-1945 geborenen, vorgelegt. Die meisten haben lange, lange geschwiegen doch es ist ihr damals gelungen, einige aufschlussreiche Gespräche zu führen. Diese lassen sich mit den sehr unterschiedlichen Schicksalen nachlesen. Die vergessene Generation als Titel könnte vielleicht sogar treffender heißen die vergessende Generation. Die Verdrängung von unangenehmen historischen Wahrheiten wurde zu einem Dogma erhoben. Sabine Bode schreibt bereits in der Einführung: „Nun ist ja bekannt, dass Kinder auch extreme Lebensumstände hinnehmen, wie sie sind. … bis es mit den Normen der Aussenwelt in Kontakt kommt.“ (S.17). Erstaunlich aus heutiger Sicht ist laut Bode auch das Festhalten an „eigentlich unpassenden Gefühlen“ auch viele Jahre sogar Jahrzehnten danach noch als normal fanden und einige noch finden.

Sehr treffend formuliert es Sabine Bode, dass es weiterhin eine äußerst beunruhigende Angelegenheit ist, über die Erfahrungen zu sprechen. „Die Antworten liegen unter der Last von Schuld und Scham begraben, als Folge der Naziverbrechen, des Holocaust.“ Oft wird eine quasi Normalität berichtet, die jedoch in keinster Weise als solche von späteren Generationen so gesehen wird. Dieser Diskrepanz sollte sich mehr Aufklärung und Literatur widmen. Philip Sand hat dazu eine gute Abhandlung verfasst, die auch die Erlebnisse der Kriegskinder einschließt. Das laute Schweigen von Millionen von Kriegskindern bis hin zum Verdrängen und Beschönigen des Verhaltens ihrer Eltern vor und während der Kriegsjahre befremdet nachwachsende Generationen. Gerade das häufigere Verbreiten von menschenverachtenden Naziparolen im 21. Jahrhundert verlangt eine entschiedenere Aufarbeitung der Verbrechen und wie es dazu kommen konnte. Schließlich wurden aus vielen dieser Kriegskinder dann die Nachkriegseltern wurden.

One Reply to “Kriegskinder”

Comments are closed.