Flotow Potpourri

Über das musikalische Thema der Flotow Oper „Martha“ gibt es der heutigen Popmusik vergleichbar spätere verkürzte Versionen. Zu einiger Beliebtheit ist das Potpourri zu den Motiven von Martha gekommen. Kleineres Orchester und ein melodisches vereinfachtes Arrangement konnten für kurze Konzertabende verwandt werden. Der Komponist und Arrangeur Spasny Op. 65 hat Flotows Melodien aus „Martha“ publiziert (desgleichen von Wagner und Verdi). Die Kopie in der KBR Bruxelles ist ein kompletter Orchestersatz datiert von 1886 und 28.7.1894. Aufgeführt wurde das Potpourri im Kursaal von Ostende, wahrscheinlich für die Sommergäste in der Hafenstadt mit naheliegenden Erholungsgebieten und Küstenorten. Neben einigen schönen handschriftlichen Kopien für Violine (5 Seiten) oder Pauken (1 Seite, viele Pausentakte) ist die Partitur für die 1. Violino als „Conducteur“ (assisté?) ausgewiesen und sehr abgegriffen. Interessant sind die Anmerkungen und Einfügungen, wahrscheinlich zu wichtigen Parallelstimmen. Die komplette Streichung ab dem Larghetto am Ende der Partitur, anfänglich in Des-Dur, war vielleicht zu anspruchsvoll, für das zu erwartende Publikum. Ein F-Dur Abschlussakkord vorher klingt erholsamer, zumal im Urlaub nicht wahr. Der an einem Gag interessierte Musikfreund amüsiert sich an der Kritzelei am Anfang. Aus MARTHA; POTPOURRI ist Martha, Potpourrie geworden, was so viel heißt, wie „Martha verdorben“. Der Dirigent (Assistent? Es gibt noch ein sauberes Conducteurexemplar in der Mappe) hatte wohl einen schwierigen befristeten Sommerjob angenommen. Alternativ könnten wir das aber auch interpretieren als Kommentar zu der vereinfachten, aber verdorbenen Version der Flotowschen Martha als Originalstück. Genauer wollen wir das gar nicht wissen, oder?

One Reply to “Flotow Potpourri”

Comments are closed.