In den deutschen Amtsstuben geht es Ende 2023 oft noch erschreckend analog zu. Für einen Grundbuchauszug, beispielsweise, hatte ich das außerordentliche Vergnügen das Grundbuchamt am Amtsgericht in Berlin Ringstraße aufzusuchen. Sonst nimmt man sich ja nicht die Zeit, solche Sehenswürdigkeiten von innen zu besuchen. Die Überraschungen waren vielfältiger Art. 3 Personen Wachpersonal und Metalldetektor, wie bei der Flugabfertigung. Für den Auszug aus dem Grundbuch ist selbstverständlich eine Gebühr fällig, die nur bar entrichtet werden kann. Auf zur Zahlstelle, immerhin auf dem gleichen Flur. Die nächste Amtsstube hat zwar noch einen richtig historischen Tresor, aber die Erfassung der Zahlung läuft wohl noch auf alten Geräten. Vielleicht per relativ unsicherem WLAN verbunden. Das LAN-Kabel ist jedoch schon mitgeliefert, das dann irgendwann einmal eine sicherere Netzanbindung ermöglichen wird.
Über einen Dienstleister lässt sich der Verwaltungsakt auch online erledigen unter Herausgabe der Kreditkartendaten und sonstiger Daten (Cookies) samt Unterschrift per Maus (!). Das ganze für die doppelte Verwaltungsgebühr. Dank des 49 € Tickets wollte ich mir diesen Spaß jedoch live gönnen. Wahrscheinlich werde ich das nochmals mit den Enkelkindern so als lebendigen Museumsbesuch nachvollziehen. Wer weiß, wie lange das noch möglich sein wird. Das Personal trägt es mit Fassung und dem nötigen Humor.
Bisher kannte ich die Diskussion über die Digitalisierung der Verwaltungen mehr aus wissenschaftlichen und technischen Diskursen. Jetzt kann ich so richtig in das Jammern darüber einstimmen. Produktivitätsfortschritte lassen sich hier in ungeahntem Maße erzielen. Einer geht noch: Was ist das längste Wort in dem Amtsvorgang und wie viele Buchstaben hat es?
Gerichtskassenstemplerabdruck (auf der Quittung).