Bereits in 2015 hat Norman Ohler die Ergebnisse seine Recherchen zu Drogen in der Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt. Der Spiegel Bestseller liegt in 2023 in der 12. Auflage vor. Methamphetamin war demnach bereits vor dem 2. Weltkrieg eine Volksdroge. Die unter dem Namen Perventin gehandelte Droge war nicht nur unter Medizinstudenten wegen der aufputschenden, wachhaltenden Funktion bekannt. In den ersten beiden Kriegsjahren, oft wegen der schnell voranschreitenden Nazi-truppen, als Blitzkrieg bezeichnet, wurde die Droge gezielt eingesetzt. Abhängigkeiten waren im Anschluss häufig und bereits am 12.6.1941 wurde im Reichsopiumgesetz Perventin als Betäubungsmittel erklärt (Ohler, 2023 S. 137). Die Kontrolle und Verschreibungspflicht wurde demnach erheblich verschärft. Bis in die höchsten Ebenen bestand das Drogenproblem- und die Abhängigkeit von der bewusstseinsverändernden Wirkung. Selbst Hitler wurde damit von seinem Leibarzt versorgt. Um die sich abzeichnende Niederlage, aber dennoch die Motivation der Nazigefolgschaft aufrecht zu halten, kamen weiterhin Drogen zum Einsatz. Drogenkonsum stellt in keinster Weise eine Entschuldigung für die Verbrechen dar. Ohlers betont in seiner Schlussfolgerung (2023, S. 303) „die pervertierte Welt des Dritten Reiches, die so umfassend den Kontakt zu einer lebenswerten Realität verlor und derart viel Leid schaffte“. Wenn nur noch der Rausch durch Drogen als Ausweg dient, dann ist die Menschlichkeit, die in Empfindsamkeit besteht, bereits weitestgehend verloren. Auf viele traf die bekannte „Faustsche Formel“ zu:
„die ich rief, die Geister
Werd’ ich nun nicht los“.