Jahrestage

Jahrestage sind die Geburtstage von Organisationen oder zeitgeschichtlichen Dokumenten. Der 23. Mai ist so ein Jahrestag. Alle BundesbürgerInnen sollten an diesem Tag die Verkündung des Grundgesetzes im Jahre 1949 feiern. 75 Jahre sind das in 2024. Die Ostdeutschen hatten mit den Füßen abgestimmt, dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beizutreten. Eine gesamtdeutsche Verfassung lässt noch auf sich warten. Provisorien halten oft ganz gut.
160 Jahre SPD, feiern wir etwas verhalten, ob der enttäuschenden Wahlergebnisse der heutigen Sozialdemokraten beispielsweise in Berlin (außer in Bremen Mai 2023). Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) von 1863 in Leipzig begründete die lange Tradition und der Kampf für Rechte der Arbeiter. Zu dem Jahrestag der Sozialdemokratie passt der am 23.5.2023 in Berlin stattfindende Kongress, gleichzeitig zur 50 Jahre-Feier des Europäischen Gewerkschafsbundes (EGB). Viele Sozialdemokraten haben dabei Anlass beides zu feiern. Ferdinand Lassalle, Gründer des ADAV, forderte aufgrund seiner These vom „ehernen Lohngesetz“, die Armutsbekämpfung zu einem Hauptthema zu machen. 160 Jahre später feiert der EGB in Berlin auf seinem 15. Kongress die erfolgreiche Arbeit für eine europäische Richtlinie für Mindestlöhne. Manche Sprünge brauchen sehr viel Anlauf.
Weiter hinten in der Warteschlange der Aufmerksamkeitsökonomie der Jahretage reiht sich der 25. Jahrestag der Europäischen Zentralbank am 24.5.2023 in Frankfurt ein. Auf allen Feiern gibt es einen persönlichen Vortrag des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (gerade zurück aus Hiroshima und Südkorea). Sein Ausrufen der „Zeitenwende“ (Artikel in Foreign Affairs) wird deutlich in dem tösenden Applaus für die Aufnahme der Ukrainischen Gewerkschaften in den EGB (Bild unten) auf dem EGB-Kongress, der quasi im Laufschritt von der DGB-Vorsitzenden Yasmin Fahimi eröffnet wurde. Jahrestage können wehmütige Blicke in die Vergangenheit sein. Dem EGB-Kongress ist ein zukunftsweisender Auftakt „à la Zeitenwende“ gelungen.