Mobil

Mobilität geht heute schon anders als für meine Generation oder vorherige Generationen. Selbst wenn Autos noch für viele in den Vorstädten und auf dem Land schwer verzichtbar sind, ist der Stadtverkehr im Wandel. Erst die Teslas, die einen scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg als relativ saubere Alternative zu den Verbrennern darstellen und jetzt der Quantum aus Bolivien, wie der Wall Street Journal am 27.4.2023 berichtet. Sehr klein, noch ohne Heizung, gemütliche Stadtgeschwindigkeit als Maximum und knapp 100 km Reichweite für 3 mittlere Personen plus Chihuahua oder Dackel für gerade mal 7.500$. Das kosten 2 gute, flotte E-Bikes auch, nur werden die noch schneller geklaut als damit gefahren wird.
Für viele Städter sollte der elektrische Einkaufswagen genügen, dieser steht ja sowieso die meiste Zeit. Kleine Ausflüge ins Umland unternimmt der Städter eher selten, vielleicht noch zum Sport in jüngeren Jahren. Fernreisen werden meistens anders bestritten. Bus und Bahn bieten wieder wachsende Reichweiten, wenn es sein muss nachts. Hier kann weniger groß (auf 4 Rädern) wieder zu mehr Beweglichkeit führen, egal ob als Eigentum oder besser noch als Sharing-Variante. Von den großen Reichweiten mit Fußwegen in deutschen Städten sind wir noch weit entfernt. Das wird sich hoffentlich bald ändern. Bis dahin drehen wir Runden in kleinen Parks und verkehrsberuhigten Ecken. Wem es draußen mit dem Fahrrad zu gefährlich, kalt oder nass ist muss auf den Heimtrainer umsteigen. Mal sehen wie lange es noch dauert bis sich kollektive Vernunft durchsetzt. Verhaltensänderungen sind bekanntlich schwer und dauern wegen Rückschlägen lange. Wir bleiben dran am Thema der nachhaltigen Mobilität, um unserer (Enkel-)Kinder willen.

E for Enterprise

There is a new start-up scene in development in Germany. Interesting to witness the new entrepreneurial spirit. Many of the youngsters grow out of their peer community, wanting to try new ways of working and living together. The new bottom-up or grassroots form of growing a business out of a subculture seems to be an adequate response to the growing diversity of societies and easier ways of community building through online social media. Name it “reach” today, it is similar to what you previously called having a customer base. The new element refers to a blending of cultures. Learning through being online connected to the world, yes, the whole world, allows wide-spread influences from other sub-cultures, be they American, Asian or African. The young are open-minded to new stimuli like “Ikigai” from Japan and, of course, the life histories of founders and individual biographies from entrepreneurs like the legend of Steve Jobs, Apple’s legendary founder. Imagineering has become part of the movie-influenced influencers. Short clips out of a longer story build communities. The witty comment, like at school, gets more attention than the long boring story of the preacher, teacher or the mansplainer. The experience of “flow” is all around these communities and this creates the specific magic of the start-up scene. They take each other to new levels, mutually, reinforcing their preferences and life-styles. They are well aware of the risks they are taking. “Keinhorn” German short for “not an Einhorn”, the one billion value threshold for super successful enterprises taught them crucial lessons. The “ecology of organisations” which I referred to in my courses at the now renamed “Constructor University” previously “International University Bremen”, then “Jacobs University”, (let’s see what comes next?) is an important complementary research tradition to assess the “survival” of enterprises. I still recommend this University, which I quit to start new endeavors. It carries in its several “names” the important message:
start, fail, change, (repeat).

Künstlerin

Wie werde ich zur kunstschaffenden Person? Ein Lehrstück über die Soziologie und Entstehung der Profession der Künstlerin ist in Paris, im Gebäude des Senats zu besichtigen. Das Musée du Luxembourg zeigt den schwierigen Weg hin zur bildenden Künstlerin seit seiner Anfangszeit im Frankreich des späten 18-ten und frühen 19-ten Jahrhundert. Es war und ist ein schwerer Weg, in einer von Männern dominierten Welt als Frau eine Eigenständigkeit zu erreichen. Die ersten Stationen dieses Kampfes werden in der Ausstellung deutlich. Zulassung zu den Ateliers, der Ausbildung und zu „Kunst als Beruf“ mit professioneller Anerkennung und Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, war und ist ein kämpferisches Unterfangen. Dieser Passionsweg wird deutlich in der kleinen sehr gelungenen, soziologischen Ausstellung. Die Genealogie und Soziologie der Professionen spricht seit langem von der „gläsernen Decke“, die viele Frauen an dem Aufstieg in höhere und höchste Positionen innerhalb einer Profession hindert. Das bleibt für jede Generation von Frauen ein Kampf bei dem Ihnen nichts geschenkt wird, auch oder gerade weil, die Bilder schön anzusehen sind. So erlaubt die Ausstellung, die Frau und den Beruf hinter den Bildern zu sehen. Eine Reflektion und Projektion über die Kunstschaffenden. Ein Spaziergang im Jardin du Luxembourg ist anschließend der Erholung dienlich.

Geisterrad 2021

In einem informativen Zeitungsartikel (Tagesspiegel 20.3.2021 S. 9) sind Jörn Hasselmann und Stefan Jacobs einem tödlichen Fahrradunfall in Berlin nahe dem alten Flughafen Tempelhof nachgegangen. Die schwierige Aufklärung des Sachverhalts lässt die Emotionen Angehöriger der verstorbenen Person fast völlig außer Acht. Zu schnell geht der Verkehrsalltag weiter und Opfer geraten in Vergessenheit.
Beispielhaft führt Lara Keilbart (4.6.2021 ebenfalls Tagesspiegel) vor, wie Emotionalität sich mit Sachlichkeit paaren kann: “Wir sind wütend und traurig“.
Der ADFC (existiert seit 1979) versucht Gleichgültigkeit mit seiner Anteilnahme und Mahnwache (seit 2016) mittels sogenannter weißer Geisterräder entgegen zu wirken. Zwischen 2010 und 2018 starben 20.000 Radfahrende in Europa. Noch schlimmer ist die Bilanz bei Fußgänger:innen 51.000 Verkehrstote in 2020. Das macht sehr viele betroffene Personen und Angehörige. Zusätzlich noch traumatisierte  Unfallverursachende. Leider habe ich bisher nur zu stark zusammengefasste Statistiken zu dem Anteil der Verursacher, Altersgruppen, Alkohol– oder Drogenbeteiligung etc.  unter den Verursachenden gefunden. Da brauchen wir mehr Aufklärung.  In jedem einzelnen tragischen Fall (445 Radfahrende † in D in 2019) wird dadurch kein Leben mehr gerettet, aber die Prävention von jedem weiteren Fall darf nicht an einem gleichgültigen Achselzucken stehenbleiben. Auch 50 Jahre nach einem solchen vermeidbarem Schicksalsschlag berührt mich jede neue Mahnwache. Dank an die Journalist:innen, unablässig weiter darüber zu berichten (Daten vom Statistischen Bundesamt zu Verkehrsunfällen M/F hier). Bitte immer wieder neu darüber berichten, bis unsere Städte und Gemeinden für “ZuFußGehende“und Fahrradfahrende sicher werden. “Die höchste Unfallgefährdung für ältere Fußgänger (65+) bestand in Berlin mit 59, Hamburg 52 … verunglückten Personen je 100.000 Einwohner. Der Vergleichswert für Deutschland insgesamt lag bei 38”. (Zitat Statistisches Bundesamt Unfälle von Senioren im Straßenverkehr 2019 S.6) Dabei sind null Verkehrstote in Großstädten erreichbar. Oslo und Helsinki sind Beispiele (Nachricht DLF 20.4.2021).

Tagesspiegel 20.3.2021 S. 9, Foto von ©Jörn Hasselmann
Quelle: Statistisches Bundesamt (Link)

Downsizing

Der erste Schritt hin zum Verzicht auf das Auto ist der Schritt des “downsizing”. Wie klein kann ein Auto sein für einen Urlaub im Gebirge mit Freunden. Die Mini oder Kleinstwagenklasse der Autoverleihfirmen vor Ort bietet für mittelgroße, schlanke Personen preiswerte Zweitürer! Selbst mit 4 Personen, Stöcken und Rucksäcken für eintägige Bergtouren war das im Kleinstwagen machbar. Mit etwas mehr Kondition hätten wir auch bereits die Anfahrt zu Fuß erledigen können. So viel nur für die Vorbereitung der nächsten Bergtouren. Nach der Bergtour ist vor der Bergtour und wir werden sicherlich besser vorbereitet in die nächste Bergwanderung aufbrechen. Hoffentlich dann ohne Unterstützung eines Verbrennungsmotors. Downsizing kann Spaß machen und Verlassen auf die eigenen Kräfte wirkt wie eine ökologische Antriebsfeder.  Mehr als 2 Jahre später ist dieser Blogeintrag zu einem programatischen Titel in “Le Monde” vom 24.3.2021 S.19 geworden.

Covid-19 Experiment

Die Corona-Pandemie kann aus unterkühlter, wissenschaftlicher Perspektive mit einem der größten weltweit  parallel stattfindenden Verhaltensexperiment gleichgesetzt werden. Welche Personengruppen halten sich an die AHA+L-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltag mit Maske + Lüften). Wie reagieren Menschen auf Regelbrüche von anderen. Welches Vertrauen wird der sich mittels Falsifizierung (Popper) weiter-entwickelnden hypothesengeleiteten Wissenschaft entgegengebracht. Wie funktioniert die rasche Übersetzung von Forschungsergebnissen in die tägliche Lebenswelt von Millionen Bürger:Innen. Neben den erschreckend vielen Coronatoten gab es in 2020 jedoch 10% = ca. 30 weniger Verkehrstote in Deutschland. Mit Verkehrsberuhigung und mehr Homeoffice sinken scheinbar auch die Anzahl der Toten auf unseren Straßen. Die Zahlen vom Statistischen Bundesamt legen das nahe. Die saisonalen Effekte korrelieren inetwa mit Lockdownzeiten. Im Sommer kommen die Motorradfahrenden und Fahrradfahrenden vermehrt dazu. In Ländern mit strengerem Lockdown sollten noch weniger Verkehrstote und Verletzte auftreten. Das Verhaltensexperiment, wie eine Tempobeschränkung auf Autobahnen zeigt in einigen europäischen Nachbarländern, dass solche Verhaltensänderungen Leben erhalten. “Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, ging um 11,8 % auf rund 264 900 Unfälle zurück” schreiben die Statistiker. Mit Willy Brandt würde ich sagen: Nicht nur mehr Demokratie wagen, sondern auch Verhaltensänderungen wagen. Fuß runter vom Gas. Die Pandemie lässt uns fundamental über Gewohnheiten nachdenken. Weniger Verkehr hat auch positive Nebenwirkungen.

 

Industriepolitik

Die technologischen Entscheidungen in der Industriepolitik sind von großer Tragweite. Die Wege der modernen Industriegesellschaften sind gepflastert mit weitreichenden Fehlentscheidungen. Fehlentscheidungen aus gesellschaftlicher Sicht reihen sich an Verluste für den blauen Planeten. Einzelinteressen sind in diesen technologischen Entscheidungsprozessen zu oft zum Vorteil von Monopolen oder Oligopolen in der Vergangenheit ausgegangen.

Elektroautos gab es lange schon Quelle Spiegel Oktober 2020

Vor 100 und vor 30 Jahren gab es elektrische Prototypen für Individuellen Straßenverkehr. Gegen große Konzerne haben Nischenprodukte wenig Marktchancen sich zu etablieren. Überraschender Weise war das bereits bei der Entwicklung des Internets schon vergleichbar. In den „Comedies françaises“ ist ein anderes französisches Beispiel plastisch beschrieben worden. Solange wir Studierenden nur die Monopolrendite erklären, brauchen wir uns nicht zu wundern. Aufpassen „Winner takes all and forever“ ist dem kommunistischen Wirtschaften vergleichbar. In zu vielen Fällen erweisen sich die Monopolkommissionen als die BaFin im Wirecardskandal. … und dann singen wieder alle: Skandal um Rosi…

LeMonde August 2020

Mehr dazu:

E-Car Market and Sharing

2020 is supposed to bring many new E-Cars to the market. Car-Sharing with the retreat of DriveNow and ShareNow from several cities with only moderate prospects. The Brussels Motor Show, also called Auto-Salon including the #WeAreMobility hall is still going strong right at the beginning of the COVID-19 crisis in early 2020. Some of the established car-sharing companies like Cambio.de or Cambio.be are not even present at such events. Poppy.be has few visitors as relatively unknown sharing-company yet. Not many more visitors I spotted at europcar.be with the attached scooter-sharing in Brussels and Antwerp.
The Auto-Salon gives a preview on E-Cars from most major companies. The E-go alternative has no presence there and competition of the big established companies from Europe and Japan take most of the space.
Most Consumers seem to want a practical solution to their mobility at a reasonable price, few seem to search for cars to show-off with. There is more “rational choice” around than in previous years. I should have done a survey to measure this, last time and this time round. This could be a worry to the industry as they are more used to sell “dream cars” than practical day-to-day mobility solutions.