“Wenn die Erinnerung an die Jugend nicht wäre, so würde man das Alter nicht verspüren, nur dass man das nicht zu tun vermag, was man ehmals vermochte, macht die Krankheit aus. Denn der Alte ist gewiss ein ebenso vollkommenes Geschöpf in seiner Art als der Jüngling.“ (Lichtenberg S. 241, L 532). Die Gedanken von Lichtenberg zum Alter und Altern orientieren sich an der Erinnerung. Älter werden heißt mehr Erinnerungen ansammeln. Erinnerungen verstanden als Reichtum, lässt uns erfahrener und somit reicher werden. Jetzt ist selbstverständlich nicht jede Erfahrung, die sich als Erinnerung einprägt zwangläufig eine positive, jedoch lassen sich viele früher negativ empfundene Erfahrungen in der Rückschau als nicht so negativ oder positiv erleben. Das Durchsehen von Photosammlungen mag dazu eine Übungsstunde sein. Walter Benjamin schrieb dazu bereits, dass Photographien ein Standard geworden sind zur Dokumentation von historischen Ereignissen, und somit eine versteckte politische Signifikanz erreichen. Die Gleichwertigkeit zwischen jungen und alten, eventuell kranken Menschen war für Lichtenberg im 18. Jahrhundert bereits eine Selbstverständlichkeit. Wir tun uns wieder schwer, bei Corona und Kostendiskussionen, diesen Gleichheitsgrundsatz faktisch umzusetzen. Erinnerung als Wert an sich zu schätzen, ist eine gesunde Strategie des erfolgreichen Alterns. Mit jedem neuen Tag oder Jahr merken wir, sie wird beständig mehr.