Mensch

Der vermessene Mensch ist im Kino angelaufen. Die deutsche Kolonialmacht im südlichen Afrika weilte nur kurz, aber überaus grausam. Das ist mit aller Härte im Film von Lars Kraume dargestellt. Zu viele explizite Gewalttaten im Film erlauben nur eine Zulassung ab 14 Jahren. Das sollte ernst genommen werden. Die Kolonialgeschichten der Imperialmächte sind alle mit abscheulichen Verstößen gegen Menschenrechte verlaufen. Da darf nichts beschönigt werden. Der Film bietet daher eine gnadenlose Abrechnung mit den Verbrechen der damaligen Zeit. Und das ist gut so.
Die Wissenschaft und viele der Wissenschaftler haben sich in den Dienst der Machthaber einspannen lassen und nicht nur die Wissenschaft, sondern auch sich selbst verraten. Karriere, gesellschaftliche Stellung und Ansehen winkten den Kollaborateuren. Da wurde viel für die späteren Greueltaten und abscheuliche Praxis der Nationalsozialisten vorgeführt. Wichtig und sehenswert, aber keine leichte Kost mit Safari -Atmosphäre. Die Vermessenheit des Menschen, als seine Selbstüberschätzung gemeint, ist nahezu ein biblisches und religiöses Thema. Das passt in die Fastenzeit und den Ramadan. Dieser ausgesprochen gute Titel bleibt mir jedoch beständig als “Der vergessene Mensch” in Erinnerung. Wir haben lange so getan, als ob wir die Verbrechen mit Vergessenheit abmildern könnten. Verdrängtes kommt jedoch meist mit größerem Bumerangeffekt zurück. Der Mensch und die Angehörigen hinter diesem Mensch, alle Opfer des Verbrechens, werden zu dem vergessenen Mensch. Auch Wissenschaftler vergessen oft den Mensch hinter ihren Theorie und Datengerüsten. Für jede Person, die das Vermessen vergessen hatte, kommt der Bumerang noch heftiger zurück.