Na bei dieser Gleichung oder Balance-sheet stimmt doch etwas nicht. Mit Verluste => Gewinne könnten wir Erfolg in der Zukunft reininterpretieren. Aber dass diejenigen, die die größten Verluste oder am längsten schon Verluste schreiben, letztlich die größten Gewinner sein werden, wollen wir nicht glauben. Dennoch die Kolumne von Baruch Lev in FT 3.6.2021 (s.u.) überzeugt uns von den gewandelten Umständen und Kontexten im globalen Wettbewerb. Es zählt rasche Expansion, keine Zeit mehr für Gewinne, sofort re-investieren in Expansion oder “the next big thing” bevor die Wettbewerber es machen. Geistiges Eigentum, Patente, besondere Kompetenzen der Mitarbeiter das sind alles “Intangibles”, nicht anfassbare Werte, die aber als Kosten in der Bilanz verbucht werden. Wenn dann verlustreiche Bilanzen über Jahre vorliegen erschrecken traditionelle Investoren, aber die “accounting losers” sind eben keine “real losers”. Die Unternehmen, die in Dienstleistungen oder Produkte investieren unterscheiden sich durch ihre möglichen Gewinnaussichten fundamental von den “real losers”, die z.B. hohe Mieten in Innenstädten oder einen teuren Maschinenpark zu finanzieren haben. Alle müssen Abschreibungen berücksichtigen. Heraus kommen Fehlinformationen und -anreize für Investierende. Veraltete Buchhaltungsregeln täuschen Investierende hier über reale Werte und Verbindlichkeiten. Gleiches gilt übrigens für Kosten der Weiterbildung. Diese werden auf der Passivseite der Bilanz geführt, sind jedoch im überwiegendem Teil, bei seriöser Durchführung, Investitionen in “intangibles” auch Humankapital genannt. Dazu wurden schon Bewertungsversuche seit ca 2005 durchgeführt, die unter dem Begriff der “Saarbrücker Formel” in die Human Resources Forschung eingegangen sind. Sorgfältig einschätzen, was wirklich eine Investition darstellt ist letztlich unternehmerische Verantwortung und Vertrauen in Geschäftspraktiken. Die Buchhaltungsregeln auch diejenigen des internationalen Accountings müssen im Einzelfall untersucht und geprüft werden. Da kann viel schief laufen bei Prüfungen durch die großen Rechnungsprüfungsfirmen wie im Fall Wirecard dokumentiert.