Diplomatin

Der Roman von Lucy Fricke über Diplomatie und Diplomaten ergänzt in recht unterhaltsamer Weise die eher trockene und abstrakte Literatur zur internationalen Politik. Gute Bettlektüre für den politisch interessierten Menschen, der gerade im Urlaub ist. Diplomatie schläft nicht und macht wenig Urlaub. Urlauber dagegen machen den Diplomaten oft ganz schön zu schaffen. Die geduldigen Mittel und Wege der Diplomatie sind nun wirklich nicht jeder Frau oder Manns Sache. Wenn sich Emotionen einmischen wird die diplomatische Herausforderung zu einem nahezu unauflöslichen Konflikt. Diskretion und Verschwiegenheit sind elementar in diesem Beruf. Geduldsproben an der Tagesordnung, ständig und bei allen Dienstgeschäften. Ein nachvollziehbarer Einstieg in diese Berufswelt in Form eines Romans sollte Pflichtlektüre für alle sein, die sich diesem Berufsfeld oder der Aufgabe annehmen wollen. Gut, dass es eine Diplomatin beschreibt. Das gibt eine erfrischende neue Perspektive. Vielleicht auch Anregung über eine feministische Aussenpolitik nachzudenken.

Wenig beleuchtet werden die politischen Umstände, die nur als Staffagen für die Erzählungen herhalten müssen. Taksim Platz samt Wasserwerfer interessiert wohl nur am Rande. Das ist schade, weil es verpasste Gelegenheiten sind, Menschenrechtsverletzungen zumindest kurz anzusprechen. So kratzt die Erzählung nur an der Oberfläche von Personen und dem wirklichen Geschäft der Diplomatie. Aktion in den Vordergrund zustellen ist gut für die Story und Verfilmungen, aber der Kern der Diplomatie muss anders aussehen. Etwas Heimaturlaub konfrontiert die Diplomatin dann erneut mit der weitreichenden Gleichgültigkeit gegenüber der diplomatischen Arbeit. Leben organisieren und Aufräumen bleiben auch im Privatleben der Diplomatin eine Herausforderung der Work-life balance.

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