Weinpropaganda

Staatspropaganda kann viele Wege gehen. Die von Christof Krieger ausführlich beschriebene Propaganda mittels Wein, für das nationalsozialistische Regime Werbung zu betreiben, ist ein gelungenes Beispiel für eine bisher wenig beleuchtete Propaganda. Im Sinne einer populären Strategie, Wein für die Massen zu produzieren, konnte die günstigem Wetter geschuldete Überproduktion bei Abnahmegarantie zu Festpreisen in den ersten Jahren der Nazidiktatur dem Volk, das als Luxus geltende Weinsaufen, nahegebracht werden. Ansonsten wäre eben Industriealkohol entstanden. Wir kennen die Thematik aus der EU-Agrarpolitik. Die von den Nazis organisierten Weinpatenschaften bestehen vielfach als „Städtepartnerschaften“ fort. So war beispielsweise das reiche Düsseldorf mit dem kleinen Winzerdorf Graach bei Bernkastel-Kues verbunden. In Berlin finden sich eine ganze Reihe von Plätzen und Straßen, die nach kleinen Weinorten benannt sind inklusive der alljährlichen stattfindenden Weinfeste.
Die Veröffentlichung der Dissertation im Rhein-Mosel-Verlag ist vorerst vergriffen, aber sicherlich bald wieder erhältlich. Das Interesse an diesen Verbindungen ist groß, da damit viele Familiengeschichten eventuell neu aufgearbeitet werden müssen. Plötzliche große Nachfrage schaffte Begünstigte und neue Abhängigkeiten. Wie sich später herausstellen sollte, führte das politische Eingreifen in den Markt zu erheblichen Verstrickungen. Also einfach nur Saufen ist auch nicht mehr wie früher, war es eigentlich nie. Bier saufen für die lokale Landwirtschaft ist ja auch nicht wirklich nachhaltig.

Städtepartnerschaften

In einigen Städten gibt es ganze Listen mit Städtepartnerschaften.  Diese werden mit sehr unterschiedlicher Leidenschaft gepflegt. Berlin-Kiew ist eine Partnerschaft, die erst seit 2022 wieder richtig wichtig geworden ist. Solidarität mit den Menschen, Schicksale teilen und Unterstützung gewähren, wenn es nötig ist,.Das alles lässt sich einfacher bewerkstelligen bei etablierten Kontakten. Verantwortung für Vergangenheit und zwischenmenschliche Beziehungen überwinden viele Barrieren. Die deutsch-französischen Partnerschaften bilden ein weitgespanntes Netz, das viel zur Verständigung der Menschen beigetragen hat. Deutsch-polnische Partnerschaften ergänzen seit einigen Jahren die gegenseitigen Besuche und Kontakte, die die so wichtige Aussöhnung zwischen den Völkern befördert, gerade in Zeiten von konfliktbeladener Regierungspolitik.
Es reicht nicht, wenn Schulklassen einmal von West nach Ost oder umgekehrt fahren. Zum beiderseitigen Verständnis braucht es mehr Anstrengungen. „Spiele ohne Grenzen“, die populäre Art mit Spaß bei der Sache einen Wettstreit inszenieren, das hat in den 70er Jahren gut funktioniert. Feste feiern mit interregionalem Austausch ist ebenfalls eine interessante Alternative. Straßennamen Plätze mit dem Namen der Partnerschaft helfen wenig für wirkliche Verständigung. Okay, die Nazis hatten die Städtepartnerschaften zu übler Propaganda missbraucht, zur Indoktrination und Machtdemonstration in anfangs noch widerspenstigen Regionen. Gerade deswegen müssen wir andere Modelle der Verständigung anregen, die das Menschliche in den Vordergrund stellen. Lange Zugfahrten können Anregungen bringen, aber wer kann schon so viel Anregung noch vertragen.

Schwalbe

Verzicht auf Spritzmittel wie Gluphosat in großen Mengen an Bahngleisen, Autobahnen und sonstigen Verkehrswegen kann schon viel helfen, dem Artensterben zu begegnen. Unkraut zupfen im Weinberg, Nutzgarten oder Ziergarten, statt die chemische Keule einzusetzen, beginnt Wirkung zu zeigen. Zarte Ansätze von Biodiversität sind beispielsweise die Rückkehr der Schwalben (Hirundinidae)  in vielen städtischen Bereichen. Das freut sehr viele Menschen, die das Zwitschern der Schwalben lange vermisst haben. Die Schwalben ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Genau diese Insekten werden aber mit den Spritzmitteln ebenfalls vernichtet. Das führt nicht nur vielfach zu erheblichen Gesundheitsschäden beim Menschen, sondern lässt sich an dem Vogelbestand bereits gut ablesen.
Daher ist es ein gutes Zeichen, dass die Schwalben zurückkommen. Wir bieten mehr Nahrung, Brutstätten und weniger Umweltgifte in den Innenstädten. Nebenbei braucht der Stadtneurotiker dann auch weniger in das Umland auszuschwärmen, um urwüchsigere Landschaft und Klangwelten zu erleben. Ein paar Singvögel leisten damit sogar einen Beitrag, die persönliche CO2-Bilanz aufzubessern.
Für alle, denen Vogelstimmen zum Wohlbefinden beitragen, hier noch ein Link auf die umfangreiche Hitliste der Stimmen der Mehlschwalben. Von dort lässt sich die Vielfalt weiter erkunden. Für Musikliebhabende lässt sich im Internet auch eine Webseite zu der Verwendung von Singvogelstimmen in der meist klassischen Musik und darüber hinaus, finden (BR-Klassik).
Schwalben schlagen zudem jede Wetterapp in der Kurzzeitvorhersage von Regenschauer im Sommer. Ein nahendes Tiefdruckgebiet mit Regenschauern zeigen die Schwalben bereits mit Tiefflug-Akrobatik an. Der richtige Indikator verbessert eben die Vorhersage. Das können Ökonomen und Meteorologen aus der Biodiversität lernen. Wir erfreuen uns einfach an dem Zischen der Schwalben im Flug und lassen uns inspirieren oder amüsieren uns an anderen Spielarten von Schwalben (Moped, Fußball, War and Diplomacy).

Recht auf Wohnen

Das Recht auf Wohnen ist ein Grundrecht.
Grundrechte sind nicht verhandelbar, so wie die unveräußerlichen Menschenrechte. Selbst unsere Wohlstandsgesellschaften tun sich recht schwer damit, ein einfaches Wohnrecht für alle zu verwirklichen. Ganz besonders in Städten, die eine hohe und stetig steigende Nachfrage nach Wohnungen verzeichnen. Da will viel geplant und gebaut werden. Dennoch läuft das Angebot an Wohnungen der Nachfrage ständig hinterher.
Nicht überall (nur ein kleines Dorf in Gallien). Weite Landstriche leiden am beständigen Fortzug von Jungen, die eine noch stärker alternde Einwohnerschaft auf dem Lande zurücklassen.
Das atemberaubende Großstadtleben hat viele Vorzüge. Bildung, Wissenschaft, Kultur, internationale Unternehmen und höhere Toleranzschwellen. Nach solchen Erfahrungen fällt die beengte Dorfgemeinschaft schwer, selbst wenn viel Platz, Luft,Wasser und Wohnraum preiswert zur Verfügung stehen. Gute Verkehrsanbindung des ländlichen Raumes an die Innenstädte mit ihrem vielfältigen Angebot ist ein zentraler Lösungsbaustein. Das Häusle in der Vorstadt, abends in die Oper, morgens im See nackt baden und mittags nach Smoothie im Himalaya Restaurant vegetarisch speisen. Die neue Bohème gleich in vielen Aspekten den Eliten der 20er Jahre. Schön und gut.
Die Kehrseite der Medaille (Avers – Revers) waren die großen Wohnungsbaugesellschaften der 10er und 20er Jahre, beispielsweise in Berlin, die für wachsenden und erschwinglichen Wohnraum sorgten. Die großen Firmen der Epoche haben bei den neuen Siedlungen kräftig mitgeholfen. Es gab Zeiten, da haben Arbeitervereine und Gewerkschaften gemeinsam in die Hände gespuckt und sich staatlich unterstützt, preiswerten Wohnraum selbst geschaffen. Eine Gefahr von Korruption besteht, kann aber kontrolliert werden.
Die Herausforderung durch die hohe Inflation steht im Untertitel des Zeitungsartikels der Berliner Zeitung: „Die sinkende Reallohnentwicklung“ führt zu zusätzlichen Ängsten und realer Bedrohung für die vielen Geringverdiener, Arbeitslosen und Integrationsbedürftigen. Das braucht rasche Antworten, nicht nur von den Parteien, die „sozial“ in ihrem parteipolitischen Namen führen. Obwohl, schnell geht im Bauwesen selten etwas. Großspurige Ankündigungen werden nur selten eingehalten, besonders bei Wohnungsbauprojekten. Das Recht auf Wohnen bleibt ein Beispiel für die Notwendigkeit und für die Herausforderungen einer sozialen Marktwirtschaft.