Müll Klischees

Die Deutschen lieben ihren Müll. In kaum einem anderen Land wird so liebevoll der Müll getrennt, wie hier. Wir erinnern uns alle an die sorgfältig gespülten Joghurtbecher, die in der Plastiktüte im Plastikmüllbehälter entsorgt werden. Seit der Covid-19 Pandemie haben wir ein runderneuertes Verhältnis zu den „essentiellen Berufen und Tätigkeiten“, die unsere Gesellschaft am Laufen halten, wenn sonst fast alles zum Erliegen gekommen ist. Die seit 2019 laufende Fernsehserie „Die 3 von der Müllabfuhr“ hat einen erstaunlichen Erfolg im deutschen Fernsehen. Mit „Views“, die von 3-5 Millionen Fernsehschauenden reichen ist das ein Quotenbringer im 1. Was sagt uns das außer wir lieben unseren Müll. … und das ist gut so. Für den Erfolg der Serie ist neben dem historisch angelehnten Titel „Die 3 von der Tankstelle“ von 1930 mit Heinz Rühmann wohl auch die Arbeitsatmosphäre, die menschlichen Umgangsformen und die Umgangssprache, die anschlussfähige Art der Fernsehserie. Beliebte Schauspieler, allen voran Uwe Ochsenknecht mit seiner beeindruckenden Filmografie, lassen mehrere Generationen beim Zappen dort anhalten. Dabei kann der Müllmann bei den Einschaltquoten noch nicht zu dem Bergdoktor (in Spitze 7 Mio) aufschließen. Müll ist eben doch nicht ganz so kitschig, oder so sexy, aber der Umgang unter Kollegen, zu wenig Kolleginnen übrigens, hat mich einem schlechten Image in der Gesellschaft zu kämpfen. Abzuwarten, ob sich an dem Image der Müllabfuhr durch die Medien doch etwas ändern lässt. Der körperliche Verschleiß durch die harte körperliche Arbeit macht sich meist erst in den späteren Arbeitsjahren bemerkbar. Da wird verständlich, warum die Erhöhung des Rentenalters diesen Berufsgruppen wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen muss. Eigene organisations-, gesundheits- und arbeitswissenschaftliche Studien mit Befragungen hatten bereits vor 10 Jahren nahegelegt, dass der erhöhte Krankenstand im fortgeschrittenen Alter sich nur mit umfassenden präventiven Maßnahmen eingrenzen lässt. Gabis Spätkauf ist in der Berlin-Schöneberger Realität auch eher ein Frühstückslokal, wo es noch einige Tageszeitungen gibt. Die Verdichtung von Arbeitsprozessen und Privatisierungen in der Müllbranche setzen diese Tätigkeiten weiterem Stress aus. Das ist aber ein eher undankbares Thema für einen Freitagabend im 1. Deutschen Fernsehen entsprechend der klischeehaften Erwartung der Fernsehschauenden.

Nachkriegseltern

Die Recherchen zu den Nachkriegseltern von Miriam Gebhardt haben eine  persönliche und geschichtsschreibende Funktion. Die Zusammenfassung der Erfahrungen der Nachkriegseltern aus Biografien und Tagebüchern aus dem Literaturarchiv Marbach haben ein interessantes Psychogramm einer Generation von Eltern entstehen lassen, die sich meistens überhaupt nicht der Prägung durch die menschenverachtende, nationalsozialistische Ideologie bewusst waren und viele immer noch auch sind. Gut recherchiert und mit zahlreichen Originalquellen unterlegt beschreibt sie die Schweigsamkeit und Fokussierung auf wirtschaftlichen Erfolg dieser Generation von Eltern. Familienorientierung und Fixierung auf beruflichen Erfolg war gepaart mit traditionellen Rollenbildern von Frauen in sekundären Funktionen.
Spannend sind darüber hinaus die Anspielungen, wie die Erfahrungen unserer Väter und Mütter uns, die Babyboomer, bis heute prägen. Statusdenken überall, oben und unten in den Hierarchien klar bestimmt. Das christlich-konservative Menschenbild prägt vielfach neben den Eltern eben noch die Kindergeneration der Nachkriegseltern.
Wichtig bleibt es daher, sich dieser überkommenen pädagogischen Methoden bewusst zu werden, damit es keinen Automatismus des Weitertragens geben wird. Die Angst der Nachkriegseltern, die Akten und Beweise der Gerichtsprozesse oder Entnazifizierung einzusehen oder anzuerkennen, bezeichnet den meist verdrängten Gewissenskonflikt dieser Generation der Nachkriegseltern. Auf den Seiten 64-67 wird die Auswirkung der Gewaltgeschichte Deutschlands in der ersten Hälfte des 20.-ten Jahrhunderts, auf die Fähigkeit mit Emotionen umzugehen, bezogen.
Empathielosigkeit und mangelnde Fähigkeit zum Gefühlsausdruck begründet die erstaunliche Sprachlosigkeit einer Generation, wenn es um die Verbrechen der Nazizeit geht. Als geradezu tragisch bezeichnet Gebhardt die Empathielosigkeit gegenüber den eigenen Kindern und oft noch den Enkelkindern. Wegducken, Verschweigen und Wegdrücken scheint weiterhin die Prämisse. Miriam Gebhardt gelingt es vielleicht, eine Gesprächsbasis zu legen, die die Generationen zum besseren Verständnis aufnehmen könnten. Wahrscheinlich werden sich darüber aber lediglich die Kinder und Enkelkinder der Nachkriegseltern austauschen und versuchen, mehr emotionale Wärme in die Familienstuben zu bringen.  (DLF-Interview, BR-Video Interview)

Hinweise

Manchmal kommen wichtige Hinweise von ganz überraschender Stelle. So mancher zufällige Besuch in einem Buchladen kann zu einer „Révélation“ werden. In Frankreich im Jahre 2021 war der autobiografische Roman von Sorj Chalandon in jeder besseren Buchhandlung zu finden. Der Titel „Enfant de salaud“ war nun wirklich nicht gerade einladend. Es deutete auf irgendeine Weise mehr in Richtung eines Kriminalromans als auf eine Autobiografie. Der erste Hinweis auf dem rückseitigen Umschlag stammte vom Großvater an das Enkelkind. „Un jour, grand-père m’a dit que j’étais un enfant de salaud. “ Eines Tages hat mir mein Großvater gesagt, dass ich ein Kind eines Dreckskerls (Deutschlandradio Kultur) wäre.
Wie kann man damit umgehen? Dabei ist es wichtig zu wissen, die Bedeutung im Französischen bezieht sich auf zuvorderst auf Kollaborateure mit den nationalsozialistischen Besatzern. Der deutsche Titel „Verräterkind“ spiegelt die 2. Ebene des Romans ebenfalls gut wider. Der eigentliche Verrat besteht für das Kind in dem Aufwachsen ohne Vergangenheitsbezug, ohne Erklärungen oder zumindest Versuche der Kommunikation darüber. Letztlich ist es das Aufwachsen mit den Lebenslügen des Vaters in dieser Autobiografie, die den Sohn nachdrücklich beeinflusst und zutiefst enttäuscht. Das Wahrheitsstreben muss sich eben jeder selbstständig erarbeiten. Das wird allerdings mehr oder weniger stark von den Eltern ausgebremst. Gut, dass es Archive gibt, so wie gut informierte Personen, die vielleicht auch mal eine Abkürzung des Weges bei der persönlichen Wahrheitsfindung ermöglichen.
Ein Zitat von S.118 verdeutlicht die zusätzliche 2 Erzählebene des Romans. Der Sohn berichtet, dass er sich als Verräter an der Familiengeschichte fühlt, „j’ai seulement l‘impression de trahir mon père et ton mari.“ Am Ende des Romans (S. 260) steht unverblümt die Schlussformel: „Le salaud, c’est le père qui m’a trahi. “
Es brauchte viel Recherche, sich der Wahrheit anzunähern. Es geht eigentlich viel weniger um die Verbrechen des Vaters während der Kriegsjahre, als um die Selbstfiktion der Person des Vaters. Somit wird der gesamte Roman zu einem Lehrstück mit vielen Hinweisen zu intergenerationellen Beziehungen weit über die Grenzen Frankreichs hinweg. (deutsche Ausgabe DTV).

Flotow Jazzy

Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis mir der Suchalgorithmus diverser Plattformen eine Jazzvariante einer Melodie von Flotow raussuchen und vorschlagen würde. In Verbindung mit einem Abstecher an Flotows Ehrengrabmal in Darmstadt war es dann so weit. Der überraschende Vorschlag eines Arrangements, das gleich mehrere Melodien von Flotow zitierte, war erstaunlich, aber eher gedacht für FreundInnen von Jazzimprovisationen, die Spaß an Kompositions- und Improvisationstechniken haben.
Die Beteiligung der Bayerischen Philharmoniker an der Produktion zeigt, was in den 70er und 80er Jahren so alles möglich war. Cross-over zwischen Musikstilen war sehr willkommen. Das ist meiner Einschätzung nach sogar noch vielfältiger geworden, aber nicht unbedingt häufiger. Also habe ich mich anregen lassen, die Herausforderung anzunehmen. Der Beginn schien mir zunächst wenig gelungen, die Referenz zu der bekannten Flotow-melodie nur am Rande hör- und erkennbar. Das Experiment wurde rasch zu einem anspruchsvollen Musikrätsel. Wie viele Melodien oder Werke wurden zitiert? Das wird zu einer musikanalytischen Aufgabe, die nicht so rasch zu lösen ist.
Für Personen, die wenig mit Flotow vertraut sind, wird das Rätsel vielleicht erst gegen Ende der Einspielung überhaupt als klassische, romantische Vorlage erkannt. Trick gelungen: Klassik mag ich nicht, aber das da schon. Das kann also vielleicht sogar Generationen zusammenbringen.
Der Arrangeur und Pianist Eugen Cicero, ein aus dem sozialistischen Rumänien geflohener Pianist und Komponist hat sicherlich in der oft als Trauermelodie bezeichneten Arie „Die letzte Rose“ Trost und Inspiration gefunden.
Laut seiner Biografie gab es dazu eventuell Anlass, die Selbsttötung seiner Stieftochter mit 14 Jahren. Letztere Geschichte ist in dem Roman und Kinofilm „Chritiane F. – Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ ein Hintergrundmaterial gewesen. Vielen ist dieser Film in unvergesslich tragischer Erinnerung geblieben. Die Fentanyl-krise in USA und beginnend in Europa ruft solche Schrecken ebenfalls wieder in Erinnerung.
Die Discografie zu Flotow und die Verarbeitung durch Flotow der ursprünglichen irischen Volksliedvorlage könnte copyright-Expertinnen heute schier zur Verzweiflung bringen (Transponieren von D-Dur nach F-Dur erweckt mehr Tiefe statt Leichtigkeit und mehr Koloratur haben daraus einen internationalen operngängigen Hit gemacht, siehe Druckauszüge hier). Zu solchen Anlehnungen entwickeln sich heutzutage ganz umfassende Rechtsprechungen, die durch KI-unterstützte oder geschriebene Melodien nochmal etwas komplizierter werden. Einfach ignorieren geht nicht mehr. Das kann sehr teuer werden. Es bleibt uns ein passendes interdisziplinäres Lehrstück zum Thema Musik, Komposition und Gesellschaft.

Flotow Darmstadt

Warum wählt ein weitgereister Komponist Darmstadt als seine finale Station im Lebensverlauf? Familiäre und persönliche Angelegenheiten haben sicherlich viel dazu beigetragen vgl. Biografie. Kreativität in fortgeschrittenen Lebensphasen hat viel mit professioneller Routine zu tun, aber eben auch mit harter Arbeit, wenn die Ansprüche an die eigene Kreativität und Arbeit den groben Linien des eigenen Werdegangs gerecht werden sollen. Annehmlichkeiten des Lebens, wie Parks und einfache Erreichbarkeit von kulturellen Events, waren im aufstrebenden Darmstadt vorhanden. Die Nähe zu Frankfurt (Buchmesse für Libretti), Wiesbaden und Mainz sind weitere Pluspunkte. Ruhe zum Arbeiten gleichfalls.
Die Stadt Darmstadt hat es dem Komponisten seine Wahlheimat langfristig gedankt. Auf dem Alten Friedhof in Darmstadt befindet sich die eindrucksvolle Gedenkstätte für Flotow, ihm zu Ehren gewidmet von seiner Gattin Rosa und seiner Schwester Bernardine sowie den beiden Kindern.
Für seine beachtliche Zahl an Followern, beispielsweise 60.000+ auf der Plattform Spotify, wird es besonders freuen, dass sein größter Hit „die letzte Rose“ bildlich bei der Grabpflege eine anmutende Rolle spielt.

Verbannte Worte

Die Ausstellung Verbannte Worte im historischen Zentrum von Frankfurt trifft auf viele Besuchende der Messe aus der ganzen Welt, die oft nur ein bisschen Rathaus, Marktplatz oder Paulskirche sehen wollen. Aber unbefangen kann keiner an der Geschichte dort vorbeigehen. Neben den Millionen an gedruckten Worten muss es eben einen würdigen Ort geben, der den

verbannten Worten gewidmet ist. Viele Kunstschaffende und Schreibenden konnten bestenfalls im Exil überleben. Das ist heute in großen Teilen der Welt weiterhin so. Der PEN International listet erschreckende Zahlen dazu. Das erneute Post-COVID Wachstum der Frankfurter Buchmesse erfreut alle, die sich unermüdlich für das freie Wort einsetzen. Jedoch auch klare Worte finden denen gegenüber, die das freie Wort menschenverachtend missbrauchen. Dazu leistet die kleine Ausstellung ein sehr wichtigen Beitrag, der über die Buchmesse kraftvoll in die Welt getragen wird.

Frankfurt am Main 2023-10-22👍🏼

Bücherverbrennung1933

AutorInnen sind nicht nur eine seltene Spezies. Es ist auch eine gefährdete Art. Die Macht des geschriebenen Wortes wird und wurde seit langem von Diktatoren und Autokraten gefürchtet. Dabei sind die Nationalsozialisten besonders zu erwähnen. Auf der Frankfurter Buchmesse in 2023 gibt es wieder eine Präsentation und kleine Ausstellung dazu. Unter dem Titel „Verbrannte Orte“ kann online recherchiert werden, an welchen genauen Orten die abscheulichen Vorboten von noch viel größeren Verbrechen begangen wurden. Bereits 3 Monate nach der Machtübernahme zelebrierten die Verächter der freien Meinungsäußerung mit den Bücherverbrennungen Einschüchterungsversuche. Auch im Jahr 2023 bleibt das eine Mahnung, früher und entschiedener gegen solche Taten einzuschreiten. Auf der Internetseite „Verbrannte-Orte“ ist eine Karte der gelisteten Bücherverbrennungen verfügbar. Beispielsweise für Erlangen bei Nürnberg zeigt die Karte den Schloßplatz nahe den medizinischen Instituten als Tatort (siehe unten). Mit seiner beträchtlichen Anzahl von gewaltbereiten, schlagenden Studentenverbindungen in den 1930er Jahren ist das wenig überraschend. Dazu findet sich heute zumindest eine Plakette dort, die an diese Schandtaten erinnert.
Wenn Frankfurt wieder die Neuheiten auf dem Büchermarkt feiert, sind wir froh die Internationalität und Toleranz zu feiern. Auf dem Römerberg in Frankfurt befindet sich ebenfalls eine Plakette, die die Erinnerung an diese von Studenten vielfach ausgehenden und befeuerten, hässlichen Aktionen wachhält. Strafrechtliche Konsequenzen müssten wohl erst noch genauer recherchiert werden. Da scheint die Rechtsprechung noch nicht viel weiter entwickelt zu sein. Verletzungen des copyrights bei Büchern wird verfolgt, aber eine öffentlich verrichtete Verbrennung befindet sich in einer juristischen Grauzone. Für die Verbrennung des Korans in Schweden wurden zeitverzögert 2 unschuldige schwedische Fußballfans von einem islamistischen Fanatiker ermordet. Hass schürt weiteren Hass. Daran hat sich in den 90 Jahren seit den Bücherverbrennungen in Deutschland wenig geändert. Die Schauplätze ändern sich. Eine Wiederkehr auch nach Deutschland kann überhaupt nicht ausgeschlossen werden, da das gewaltbereite, rechtsextreme Spektrum weiterhin wächst.
Quelle: Julius H. Schoeps (Hrsg.); Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933; Olms Verlag; 2008; ISBN: 978-3-487-13660-8. Image: Erlangen in Verzeichnis „Verbrannte-Orte“.

Ant population

Studying ant populations is a fascinating topic. Structures of these populations reveal various functions, each pursuing its own goals. Albeit the whole system is not breaking down due to well organised ways of communication. From a bird’s perspective human populations appear a bit similar to ant populations. Maybe our sets of tools we use for building accommodation for our species have an extended repertory. Our mass media might facilitate instant spreading of messages to all members of a specific community and even beyond our own hive. Watching a video of people moving around on a large square,

we are puzzled that there are almost no accidents occurring even over longer time spells. Speed adjustment is key. Respect for the other person’s trajectory is yet another precondition for the sake of the benefits for all. Even different modes of transport bicycles, scooters and the tram find their way crossing the square.
There seems to be an optimal way of adaptation to the more or less crowded place. A construction site may restrict the available space, but the crowd has little choice but to circumvent the obstacle. Climate or simple weather change necessitate adaptations. On a warm autumn day many persons decide to walk after work or school. The physiology of the population has an impact on speed patterns. Communication and meeting people is another function of the square. All these parameters are important elements of urban planning and a city’s adaptation to climate change. Cooling trees will structure meeting points and walking paths if there is too much sunshine in summer. Adaptation is easy if you start to adapt early.

Städtepartnerschaften

In einigen Städten gibt es ganze Listen mit Städtepartnerschaften.  Diese werden mit sehr unterschiedlicher Leidenschaft gepflegt. Berlin-Kiew ist eine Partnerschaft, die erst seit 2022 wieder richtig wichtig geworden ist. Solidarität mit den Menschen, Schicksale teilen und Unterstützung gewähren, wenn es nötig ist,.Das alles lässt sich einfacher bewerkstelligen bei etablierten Kontakten. Verantwortung für Vergangenheit und zwischenmenschliche Beziehungen überwinden viele Barrieren. Die deutsch-französischen Partnerschaften bilden ein weitgespanntes Netz, das viel zur Verständigung der Menschen beigetragen hat. Deutsch-polnische Partnerschaften ergänzen seit einigen Jahren die gegenseitigen Besuche und Kontakte, die die so wichtige Aussöhnung zwischen den Völkern befördert, gerade in Zeiten von konfliktbeladener Regierungspolitik.
Es reicht nicht, wenn Schulklassen einmal von West nach Ost oder umgekehrt fahren. Zum beiderseitigen Verständnis braucht es mehr Anstrengungen. „Spiele ohne Grenzen“, die populäre Art mit Spaß bei der Sache einen Wettstreit inszenieren, das hat in den 70er Jahren gut funktioniert. Feste feiern mit interregionalem Austausch ist ebenfalls eine interessante Alternative. Straßennamen Plätze mit dem Namen der Partnerschaft helfen wenig für wirkliche Verständigung. Okay, die Nazis hatten die Städtepartnerschaften zu übler Propaganda missbraucht, zur Indoktrination und Machtdemonstration in anfangs noch widerspenstigen Regionen. Gerade deswegen müssen wir andere Modelle der Verständigung anregen, die das Menschliche in den Vordergrund stellen. Lange Zugfahrten können Anregungen bringen, aber wer kann schon so viel Anregung noch vertragen.

Human Rights

At times of war it is even more important to highlight the importance of respect of human rights. Russia continues to bombard civilians and destroys infrastructure that heats and feeds millions of people. Hamas in the Middle-East has killed more than a thousand civilians in Israel. Pushing violence beyond limits without respect of basic human rights is a very dangerous path for all human beings. Structures within each society need to take care of respect of these limits. The rule of law is fragile in authoritarian states or outright discarded. This makes human rights violations especially in wars or warlike conflict even more likely. The Human Rights Film Festival Berlin attempts to raise awareness to the facts of human rights violation wherever they occur across the globe. Following the link you have a chance to view some of the films online. The online flipbook allows to turn the pages of the magazine, which accompanies the film festival and provides a lot of additional information on the various categories. The section on the deep fakes is demonstrating how the use of fake news and fake images have an influence on us. The intensity of such fake news usually rises when elections approach in democracies. European elections will be seriously endangered through this kind of interference by Russian computerized disinformation networks and China is catching up on such misuse and systematic blocking of free information to its citizens. We shall have to be even more attentive to details in information and misinformation campaigns. Trusted websites and information channels of mass media have to step up their cybersecurity defences. Even small sites like this one have a responsibility to guard against abuses. In opening up the comments on the blog entries only for some time had the consequences of deleting “hundreds” of spam entries and undercover advertisements offering links to malicious sites. Filtering such spam is a professional task and has relatively high costs involved. A potential threat to the freedom of opinion and freedom of speech. Support for film makers and documentalists is important to strengthen the support of human rights.(Image: Human Rights Festival Magizine p.18 by Jenny Brunner, HateAid)

Lebensverhältnisse

Wie weit sind wir mit der Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West im Jahre 33 der Wiedervereinigung. Berlin liegt ja immer noch mitten im Osten der Republik. Da sollten sich im Osten der Stadt die Veränderungen seit der Wende bis zur Zeitenwende 2022 studieren lassen. Gebaut wurde viel. Das war, was viele vergessen haben, für Personen, die in der Nähe wohnen oft eine ziemliche Belastung. Wenn die Gebäude oder Infrastruktur dann endlich errichtet sind, denken wir, jetzt kehrt der Alltag wieder ein. Doch das ist oft weit gefehlt. Nehmen wir mal als Beispiel den neuen Bahnhof Gesundbrunnen in Berlin Nord. Alles neu, ein paar undichte Stellen am Dach, sonst funktioniert der Umsteigebahnhof recht reibungslos. Ein großes Einkaufszentrum in der Nähe mit den üblichen großen Handelsketten. Im Bahnhof wird der Reisende mit McDonalds Fastfood und einem Biomarkt empfangen. Das sieht eher nach Westen aus. Es gibt sogar keine Currywurst mehr in der Bahnhofshalle. Kulturschock für einige. Dazu noch die Abfahrten mit internationaler Destination jenseits der sowjetischen Großfamilie der kommunistisch verbundenen Länder.
Fotos können diese Eindrücke oft besser verdeutlichen als viel Text. Daher die kleine Bildergalerie mit Eindrücken aus dem Oktober 2023 nahe Berlin Gesundbrunnen. Das Einigungsdenkmal aus dem Jahr 1967 steht auf dem Flakturm im Park direkt am Bahnhof. Es bleibt noch viel zu tun bis die Teile wirklich zusammengewachsen sind und vergleichbare Lebensverhältnisse erreicht sind.

Bauer

Ein Bauer im Schachspiel kann spielentscheidend sein. Ist der Bauer erst einmal jenseits der gegnerischen Angriffs- und Verteidigungslinien am Ende des Schachbretts angekommen, kann er in die Figur seiner Wahl eingetauscht werden. Wir sollten den Bauer also nicht in seiner Bedeutung unterschätzen. Das trifft auch auf Fritz Bauer zu. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, Mitbegründer der Zeitschrift Kritische Justiz, hat die deutsche Justiz in besonderem Maße herausgefordert. Durch seine Anklagen hat er viele der aus der NS-Zeit belasteten Richter angeklagt und entschieden an der Verfolgung und Verurteilung von Adolf Eichmann mitgewirkt.
Dieter Schenk hat in seiner Dokumentation und einem fiktiven Interview eines Journalisten mit Fritz Bauer die Persönlichkeit anhand seiner Schriften und Interviews lebendig als Theaterstück inszeniert. Bereits 2x in Polen aufgeführt, hat die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin e.V. zu ihrem 50. Jubiläum zusammen mit dem Bund ehrenamtlicher Richterinnen und Richter, Landesverband Brandenburg und Berlin dieses Werk im Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg zur Aufführung gebracht. Frank-Walter Steinmeier hat die Arbeit von Fritz Bauer mit folgenden Worten gewürdigt: … vielmehr ging es Fritz Bauer darum, die Deutschen zu immunisieren, sie vor einem erneuten Rückfall in die Barbarei zu schützen.“ Das ist heute noch genauso wichtig wie in der Vergangenheit. Der historische Gerichtssaal des OVG BB in der Hardenbergstraße in Berlin bot dafür eine eindrucksvolle Kulisse. So voll war der Saal noch selten, betonte der Hausherr.  Den Besuchenden viel sicherlich auch die Gedenktafel mit den Namen der von den Nazis entlassenen Richter auf dem Weg zum Plenarsaal im Treppenhaus auf.
Eine stille Anklage richtete sich in dieser Veranstaltung eben auch in Richtung Polen, die Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Richterinnen und Richter zu gewährleisten. Deutschland hat sich historisch viel Schuld aufgeladen, umso mehr Verantwortung haben wir jetzt, uns für diese wichtigen Grundrechtsprinzipien einzusetzen. Der Verein „Gegen Vergessen, Für Demokratie e.V.“ soll als Ko-Organisator unbedingt mitgenannt werden. Hans-Josef Schöneberger und Uwe Neumann als Schauspieler und Ian Melrose mit seinen Intermezzi auf der Gitarre haben eine tief beeindruckende Atmosphäre geschaffen. Es wurde klar, dass Recht, selbst Verwaltungsrecht viel mit Streitigkeiten verbunden ist. Die Befriedungsfunktion des Rechts wirkt oft erst über Generationen hinweg.
Ich wäre gespannt zu wissen, in welche Schachfigur sich Fritz Bauer am anderen Ende des Schachbretts hätte eintauschen lassen. Mein Tipp, vielleicht als Turm wichtige horizontale und vertikale Linien besetzen oder doch ein Springer, der nicht einfach zu berechnende Sprünge leisten kann. Von einigen seiner Verehrenden wird er auch als König gehandelt, der allerdings, wegen seiner Verwundbarkeit, oft anscheinend ohnmächtig im Zusammenspiel mit den anderen starken Figuren agierte.

Frauen! Leben! Freiheit!

Das Schicksal von Jina Mahsa Amini ist vielen bekannt. Die Ermordung in der Haft hat weltweite Aufmerksamkeit auf das Schreckensregime im Iran geworfen. Im Oktober 2023 ist nun die Kämpferin für Freiheitsrechte im Iran Narges Mohammadi auch stellvertretend für die vielen inhaftierten und ermordeten Frauen mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt worden. Sie hat bereits viele Jahre einer zehnjährigen Haftstrafe im Gefängnis verbracht und schwere Misshandlungen erfahren.
Das Buch mit dem deutschen Titel „Frauen! Leben! Freiheit!“ ist als Rowohlt Taschenbuch im September 2023 erschienen. Es dokumentiert ihren unablässigen Kampf für Frieden und Freiheit nach ihrer rechtswidrigen und willkürlichen Verhaftung. Bereits auf dem Kongress des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) im Mai 2023 hatte die Vorsitzende des DGB Yasmin Fahimi eine Resolution vorgebracht, die die Solidarität mit den Frauen im Iran nachdrücklich betonte. Missachtung grundlegender Menschenrechte wurde verurteilt und mit überragender Mehrheit vom EGB beschlossen (Kurzvideo). Darin war sich Europa und darüber hinaus die ganze zivilisierte Welt einig. Jetzt mit dem Friedensnobelpreis für Narges Mohammadi und der weiten Verfügbarkeit der Buchveröffentlichung dazu (siehe Bild unten) können die Interviews mit den Frauen in der Gefangenschaft des iranischen Regimes auf Deutsch gelesen werden. Hinschauen, Nachlesen, sich für die Freilassung einsetzen, das bleibt unsere Verantwortung.
Gewaltloser Widerstand ist Aufgabe der Freiheitsliebenden. Leben retten von denjenigen die Leben schenken. Die iranischen Frauen kämpfen mit friedlichen Mitteln gegen eine unermessliche Gewaltherrschaft und Unterdrückung. In bescheidenem Ausmaß können wir mit unserer Aufmerksamkeit und internationalen Anerkennung diesen Frieden- und Freiheitswillen unterstützen.

Nobel Literature2023

Jon Fosse has been awarded the Nobel prize for literature in 2023. Alfred Nobel donated the original funds out of his entrepreneurial empire build on the patents for dynamite. The explosives have ample use in peaceful times, but especially at times of war with noisy and destructive explosions. Experiments, with the tragic outcome killed together with 4 other victims his own brother. It did not stop him to pursue his entrepreneurial endeavour. In 2023 the Russian aggression continues to use explosives to kill innocent civilian victims. The sound of bombing continues to traumatise or destroy existences. The Nobel Prize for literature awarded to Jon Fosse does not bring those killed to live, but it is yet another reminder that silence or the absence of Alfred Nobel’s noise is invaluable. Norwegian Fjords and the water all around surely inspired Jon Fosse.
The scope of his writing ranging from theatre, prose to poetry and children’s books is comprehensive and impressive. This is probably all well known to many theatre-goers and readers beyond their mother tongue. For Germany there is an additional feature to the literary work of Fosse. Hinrich Schmidt-Henkel is the almost exclusive translator of the German language editions. This is already an impressive amount of work and long-term commitment to and from a translator as well as the publishing house Rowohlt. The Wikipedia entry for Hinrich Schmidt-Henkel shows the numerous works as translator of Jon Fosse as early as 2001 and still more to come. Additionally, Hinrich Schmidt-Henkel translates other classic authors from Norwegian into German in collaboration with the publishing house Guggolz located in Berlin-Schöneberg.
Besides the passion for translation Hinrich Schmidt-Henkel is active to defend the rights and salaries of translators. The threat to professional translation work by AI-programmes is imminent and just like authors and actors (not only in the USA) face continuing challenges for proper remuneration of their work. Being the German “voice” of Jon Fosse, it depends very much on specific contractual arrangements, whether a translator will also benefit not only from the popularity, but also in financial terms from the “windfall” profits reaped by authors and publishers. This constitutes probably a rather explosive issue, but worthy to be addressed eventually by the Nobel Committee. It is a “winner takes all” system just like with explosives, at least until next year’s awards. (Image Hinrich Schmidt-Henkel presenting Biermann in Staatsbibliothek Berlin 2023-9).

Aging Challenge

Several countries face an aging challenge now and in the near future. The OECD provides some basic data, figures and projections. All data to calculate the aging challenge are more subject to change than they used to. The Covid-19 rise in mortality rates has implications as the number of premature deaths of the elderly (65+) has risen even in the economically advanced countries. The so-called old-age dependency ratio is a widely used indicator to assess the charge or pressure on the working-age population (20 to 64) to finance those in retirement (65+). demographic ratio is defined as the number of individuals aged 65 and over per 100 people of working age defined as those at ages.
Major factors that have an impact on the ratio are mortality and fertility rates as well as migration, but also participation rates in employment for those younger than 20 or older than 65 years of age. Seminal shifts in participation of women in the labour force contribute also to reduce the old-age dependency ratio. An influx of about 1 million of refugees who have immediately a work permit like Ukrainians in Germany have a substantial impact as well. Life expectancy is expected to rise again after the years of reduction due to Covid-19. In 2024 and 2027 these ratios do not move too much. Extending the time horizon to 2050, when people born in 1985 would start to retire shows more reason for concern. Whereas in 2024 France, Germany and Italy are still fairly close to each other (2.4 percentage points), the gap starts to widen as of 2027 (5.5 percentage points). In 2050 Italy is projected to have an old-age dependency ratio of 74.4%, about 20 percentage points higher than France.
Okay, in the long-run we are all dead, says an economist joke, but changes to increase fertility or allowing more migrants in are not in sight for Italy. Therefore, the urge to react is increasing there. Younger generations might not be able or willing to foot the bill of high pension expenditure in Italy. Compared to Italy or even Japan the pressure on France is much less pressing, contrary to the national government’s opinion and policy initiatives to increase retirement age without parliamentary majority.
Source for projections and figures: OECD (2023), Old-age dependency ratio (indicator). doi: 10.1787/e0255c98-en (Accessed on 04 October 2023).

Avoidable Mortality

Mortality in many instances is avoidable. Estimates Mühlichen et al. (2023) for Germany are as high as 19% of all deaths in the years 2017 to 2019. For men the figure is as high as 24%, for women “only” 13%. The scientific interest in the concept of avoidable death originates in the interest to indirectly gauge the efficiency of health systems. In order to do this the authors estimated cause-deleted life tables in a fine graded regional fashion. Avoidable deaths are defined as deaths that occur before the age of 75 and are either classified as medically preventable or preventable through a different life style. The study applies a quasi-experimental design in comparing German speaking regions within Europe. This allows to measure the influence of health care systems on a general level within Germany, Austria, Switzerland and South Tirol in Italy. The study corrects for different age structures in these regions. For Germany avoidable deaths are substantially higher in the North than in the South. Additionally Eastern parts of Germany have higher avoidable deaths. Even the best performing regions in Germany have higher rates of avoidable mortality than Switzerland.
The differential to other countries health systems is worth a concern, because the expenditure in the German health system per 1000 population are among the highest in Europe (OECD 2021). Despite the high expenditure per head, avoidable mortality remains particularly high for German men and in the North and East of Germany. Lack of prevention of unhealthy life styles is most likely the decisive factor to explain the disappointing results. There might be another “unaccounted” risk factor that originates in the lack of sufficient preventative health care and environmental risks during the young age of the regional populations. 33 years of unification and a cut-off age of 75 mean that in East Germany the oldest people lived through 40 years of high pollution coal as primary heating system.  Similar to Northern and Western Germany little concern and careless use of risky fertilizers might drive higher mortality decades after exposure. Life style patterns might additionally contribute, but are harder to assess in comparison. Research to clarify these differentials are just at the beginning. A valid conclusion remains: prevention is key, but it has many facets.

Nations Fail

Ever since Adam Smith wrote on the “Wealth of Nations” the topic concerns social scientists. The discourse around the wealth of nations has become even more fundamental these days. Beyond wealth calculated in economic terms we are convinced to add well-being of the population as well as the state of the environment into the accounting procedures like national accounts. But wait a second. Similar to the term wealth we have to widen our perspective in what is considered to be a nation. Shifting borders through wars (Russia aggression on Ukraine) or separatist tendencies of regions, (re-)unification of Germany or Korea (eventually) show that the nation is a concept in flux. Considering migrants from former colonies still as having residential rights in the colonising country shows, there is more to nations than a one size fits all nation concept.
Daron Acemoglu and James A. Robinson had published the book on “Why nations fail. The origins of power, prosperity and poverty” already in 2012. On the 3rd of October Germany celebrates its re-unification only because the Russian dominated German Democratic Republic (and the other Eastern European satellite states under Russian control) can be considered as a failed state. These Russian dominated states crushed private initiatives and build corrupt systems where party allegiance and hierarchical structures were overemphasised. Following Acemoglu and Robinson (chapter 10) the lack of diffusion of prosperity is likely to be the root cause. Even similar to the French revolution, which brought about tough measures of redistribution, the external threats to the post-revolution France demanded subscription of masses into armies to defend the young republic against aristocratic rulers in the surroundings. If monarchy in France is a failed state, the post-revolution France survives due to high identification with the republican idea. The Soviet dominated Ukraine is a failed state, but the Ukraine of today resists due to its willingness to defend its own republican ideals. To get virtuous circles of development started, inclusiveness across the board is necessary. Leave nobody behind, seems to be a shortcut summary. It is much easier said than done. Loosing younger generations in the sense that they no longer subscribe or feel part of an inclusive wealth of the nation is a highly dangerous path. Failed states have a history in failed inclusive social and economic practices. Democracies are at risks just as much as authoritarian nations. However, democracies have better institutional settings to address the lack of inclusion and in multiple ways.
When I celebrate the 3rd of October in the Federal Republic of Germany I celebrate (1) the accomplished failure of the GDR, its undemocratically elected elites, corrupt institutions and the failure of the thousands of willing collaborators of the Russia-backed regime; (2) the peaceful resistance movement, (3) the relatively short-lived humanitarian focus of the Russian leadership at the time to not send in the tanks and (4) the willingness of the FRG to support 20 million new citizens for many years to come (5) the allies of the FRG to accept the potential security threat of a strengthened Federal Republic of Germany, which might entail a shift in the balance of power in Europe.
And yet, even in 2023 we pose questions on what is the concept of failure, when authoritarian regime can still survive for sooo long and some still accomplish extensions. We keep questioning the sense of the term “nation” in modern times and across the globe. Too many wars are still fought in the name of a “nation” even if only a handful of military-supported leaders and single autocrats try to impose wars in the name of some rather vague or plainly mistaken claim of nationhood.
On the 3rd of October we celebrate that “nations can fail” opening a path into a more prosperous and inclusive society. Some nations fail, just because they were no nation in the first place. The GDR was such an artefact of international compromise as part of the overall “balance of power” and the Cold War. The result of this process gives so much hope to other divided nations (Korea) or nations under authoritarian oppressive rule.

Schachnovellen

Eigentlich gibt es nur „die“ Schachnovelle von Stefan Zweig aus dem Jahr 1942. Heutzutage schon zu haben für 3 € (Reclam) als Reisebegleiter. Die Ausgabe ist gerade so groß wie ein Mobiltelefon. Darauf habe ich natürlich noch ein Schachprogramm mit unzähligen Rätseln und Partien, nur für den Fall eines Rückfalls. „Damenopfer“ sind im Schach eine elegante Art, die mächtigste eigene Spielfigur zu opfern, um einen strategischen Vorteil oder gar Schachmatt zu erreichen. Kurz gesagt, der König opfert seine Dame, damit er den anderen König überwältigen kann. Shakespeares Dramen klingen dabei an.
Aktuelle Literatur „Damenopfer von Steffen Kopetzky“ setzt ebenfalls auf diese Analogie. Aber zurück zu der Schachnovelle. Meine Lesart der Novelle, bei der aus dem kleinen Bauernjunge, der spätere Schachweltmeister geworden ist, bezieht sich auf die Menschheits- und Realitätsflucht des Schachspielens. Eintauchen in die Welt der Figuren und verbundener Fantasien bietet sich an. Neben Königen und Königinnen, stehen Türme von alten Ritterburgen, Pferde samt Reitenden als Teil von Reitturnieren, Läufer mit Kurz-, Langstrecken oder Marathondistanzen, sowie die Menge an Bauern, die für Nahrung sorgen, Deckung bieten und die Logistik bewältigen. Essentielle Arbeitende eben. Schon bei Verlust eines einzigen Bauers ist die Partie bei Fortgeschrittenen meistens schon verloren.
Das Eintauchen in die Parallelwelt des Schachspielens kann zu schizophrenen Verhaltensweisen führen. Ausblenden aller realen Vorgänge und Leben in mehreren möglichen gleichzeitig stattfindenden Parallelwelten als Varianten von Schachpartien verlangt mentale Stärke. Ab einem gewissen Niveau des Eintauchens in die Schachwelten, gleichsam von Schachnovellen, wird die Rückkehr in die real stattfindenden Vorgänge ebenfalls schwieriger. Spielsucht kann die Folge sein. „Gamer“ mit ihren virtuellen Welten und Abenteuern wissen sicherlich nur allzu gut, welche Gefahren dort lauern.
Stefan Zweig hat seine Schachpartie im realen Leben gegen den Nationalsozialismus verloren. Die gewählte Selbsttötung seinerseits war ein Königsopfer, das ein spielerisches Damenopfer in den Schatten stellt. Zu Recht steht die Schachnovelle oft auf dem Schulcurriculum, nicht nur da, wo Schachspielen Unterrichtsfach ist.

Marathon Prep

Most people, including many sociologists, believe preparation for a marathon is a rather lonely exercise. During hot summers you get up early and run alone across the streets in your neighbourhood or in a green area. Even on weekends you tend to put on your running gear at least once to chip in a few extra miles or once or twice before the marathon a longer distance test run of 20, 25 or 30 kilometers. Just for the sake of testing to withstand more pain, like in the real event. Running guides in form of books, apps reach “cult status”. In sociology we teach students about the social trends of individualisation ever since the book by Putnam “Bowling alone”, which depicted the new kind of lonesome person going alone to the bowling hall for exercise, as social life seems to evolve towards “individualised” leisure time and social life. Social capital seems to get lost on the way.
The New York Times International” published an article and photo by Lauren Jackson on September, 27 (2023) page 17 in the sports section, which states the not so new phenomenon of “run clubs” (see extract on image below). These clubs bring runners from all walks of life together on a regular basis to train jointly and add a social function to the club as well. Just like previous sport clubs or socialising bowling groups did before, they meet and greet as well as party and celebrate together. Even travelling thousands of miles to distant events occurs in groups. Berlin seems to be a very attractive location for such clubs to go to. For some the sport stays in front of the activities, but for quite a few the social and party-like atmosphere is just as important. Even a local Berlin newspaper portrayed an older runner who stops in-between to have a small glass of alcohol-free beer on a terrace 2 steps from the official track with friends and family. Most people take their time record rather seriously, but the event is to enjoy community and celebration. Lauren Jackson even equates this to some forms of religious practice. I’s rather call this the other side of the same coin. Lone practice and meditation like running prepares a person to enjoy community (again). Extremes in both directions are part of the bell-shaped probability distribution of runners across the lonely-crowded spectrum of running experiences. The Marathon 42km 195m certainly has some historical even mystical connotation. While watching the finishing line at 42 km, just after the hypothetical run from Marathon to Athens in ancient Greece, you see many worn out persons, but also the many happy faces. After the run you meet your peers to exchange on stories and anecdotes around the track. Success and failure, just as in other team sports become a topic of conversation and shared experiences. These are community building events as wheel chairs and hand-driven bikes are part of the Berlin event as well as the in-line skaters the day before. In Berlin you get a feeling that running world records (women 2023, men 2022) can go hand in hand with the running fun for many. From “bowling alone” to “running together”. Sounds good to me.

Marathon Berlin2023

Berlin celebrates its 49th Marathon in September 2023. The first Berlin Marathon in 1974 had less than 300 participants. To separate this from Olympic games, these runs were coined “Volks-marathon” at the time. 5 events had already taken place in New York when these annual events started to catch on in Berlin. In 2023 there are close to 50.000 participants mostly drawn from a lottery of about 500.000 entries. So, you can call yourself one of the lucky few, if you manage to get a place. The event is a drain, but it creates a fantastic hype not only for the runners. The many cheers and bands along the running track transform the inner city into a huge party zone. The Berlin marathon is known around the world for its fast track. In 2023 Berlin is proud to be the city where both the women and men’s world record are held currently at the same time. This is quite an achievement.
Personally, I enjoy more the courage, stamina and will power all the participants gear up to. Months, if not years of preparation find their climax in getting to the starting line in the “Tiergarten”, just where you had (have) the “Love Parades” some weeks before. The finishing line is 300 meters away, once you have passed the “Bandenburger Tor”. From a public health perspective, we applaud the encouragement such events give to all those that have an active life style and to some to get started on such a trajectory. The media coverage is enormous and with all sponsorships, equipment, hotels, meals and travelling involved such events have become big business, too. No such event and going to health limits is without risk. This is, of course, also the case in Berlin. The emotions run high for almost all, except for a few, who go too far beyond their limits.
The medical assessments of exhaustive endurance sports are an ongoing research issue. A recent literature review reveals that there are quite substantial numbers of previous smokers or persons with previously unhealthy life styles participating in popular marathons. Running, probably, has been part of overcoming bad habits of the past. It is therefore, not surprising to find that some of the participants are at a risk of wanting to run too much or too fast for their current state of health. The hypnotising effect of music and stimulation from being part of a huge crowd, contribute to the effect to go beyond limits. Cardiovascular events or brain lesions are, therefore, part of the ex-post risks of participants who have had specific medical check-ups. Know your limits, train them wisely, but respect that limits exist. This seems to be a reasonable summary based on sports medical research. Berlin 42km finishing line2023

Overwork

In a country where most people subscribe to the “protestant work ethic” it is not easy to raise the issue of overwork. Yet, overwork needs to be become an issue of concern. In combination with overwork comes too little rest. Particularly the lack of rest and sleep is likely to cause serious medium and/or long-term effects. Burn-out is only one of the more obvious and drastic experience of exhaustion. The lifestyle of overwork has direct causal links to malnutrition and cardio-vascular risk factors. Once triggered these processes are even harder to control. The run on meditation exercises is only reiterating the huge difficulties to find a balance or antidote to overwork.
The Pew Research Center in Washington has published results from a survey in 2023 that shows that only about half of American people take the full vacation they are entitled to. The evidence of pervasive overwork in the U.S., not limited to the higher executive branches of employees, is hugely unhealthy. Physical and mental health is endangered and the cost to individuals and society are immense. Who cares? Well, we should care. (1) Documentation and monitoring this trend are the first elements of a strategy to counter these effects. Keep spreading the message that overwork is not without serious risks and mostly is followed by huge costs, someone will have to pay. (2) Start to analyse why we glorify overwork and keep doing so for centuries. The strive for higher pay, more money, higher profits, wealth or social prestige is a powerful driving force, of course. Legal measures or taxation to curb extra benefits of overtime have apparently had only marginal effects as they are circumvented, if people are too much focused on the immediate earnings effects. (3) Examine the question, why we glorify overwork? The Harvard Business Review published an article on this on 28th of August (just after the vacation period) to blame the culture of “workaholic” behaviour. In short, if your self-concept is defined exclusively through work, you will be doomed for overwork and its consequences. The next shot of overwork satisfies the urge for self-esteem and most likely also recognition from peers, colleagues and supervisors. This is an unbelievably heavy drug and addiction terribly hard to resist. (4) Who keeps pushing the agenda of overwork? We know for sure that it is not your children. If you have none, you will be at a higher risk to overwork and to push the overwork agenda compared to others, just because compared to families your time budget leaves more reserve capacity for time to rest. Employers set powerful incentives to reward any form of overtime and thereby overwork not only in pecuniary form, but also more rapid career advancement. Strongest and most addictive is your very own behaviour not to respect limits to working time. (5) Remedies to overwork are only partly in your own command. Of course, getting more sleep, doing more exercise, walk instead of drive to work are all fine. However, we need to address the danger of addiction, especially when we do not want to admit our dependency on overwork for self-esteem and recognition by others. Getting together with like-minded persons, for example, in trade unions, will make it easier to get collective solutions to isolated overwork. Higher wages should allow you to get more rest as you earn the same absolute amount with less input of hours. The danger of working even more, because the incentive to put in an extra hour of work has risen at the same time. Be aware of this “duality of higher pay”. Societies have lots of reasons to redistribute work. Between women and men, young and old as well as the “overworked” and “underworked”.

Luftschloss

Im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ist ein Luftschloss eingebaut worden. Es ist das einzige mir bekannte Luftschloss, das für alle Besuchenden begehbar und fühlbar ist. In wahrhaft luftiger Höhe von 25+ Metern über der Eingangshalle der Kunsthalle K21 und zentral unter der gläsernen Dachkuppel platziert, lässt sich mal so richtig abhängen. Nahezu schwebend kann die weiträumige Installation von Tomás Saraceno erklommen werden. Die Schritte und wippenden Bewegungen der anderen BesucherInnen lassen sich unvermittelt ebenfalls erspüren. Du bist nicht allein, im originären Sinne des Wortes. Die buchstäbliche Vernetzung mit allen anderen Personen werden durch Schwingungen des Netzes zu anderen Kletternden oder Chillenden übertragen. Eine unmittelbar erlebbare Erfahrung der Verbundenheit mit unbekannten, anderen Menschen stellt sich ein. Die Verbundenheit innerhalb einer Gesellschaft wird eindringlich verdeutlicht. Die Angst, durch die Höhe verursacht, weicht rasch der freudigen Erfahrung der Schwebung und der kindlichen Erfahrung der Suspension. Nahezu freischwebend in der Luft, im Orbit erlebt jede/r sein eigenes Luftschloss inmitten von transparenten Kugeln, die wie Planeten wirken. Gleichsam real, aber dennoch imaginär durchwandern wir die Installation immer im Bewusstsein, dass andere um uns sind, die unsere Schritte, Möglichkeiten und Haltungen mit beeinflussen. Vom Luftschloss träumen oder im Luftschloss träumen, beides ist dort machbar.
CO2 freundlich lässt sich die Erfahrung in der APP Aerocene fortsetzen. Der für unser Wetter so bedeutsame Jetstream wird zur imaginären Flugerfahrung genutzt und mit recht aktuellen Daten gespeist. Die Verbindung zu „Earth and Space Sciences“ ermöglicht die Einbettung der sozialen Erfahrung in einen noch weiteren Kontext.
Die eigenen 4 Wände sind die Grenze. Das galt schon früher nicht. Weit darüber hinaus lassen sich neue Möglichkeiten erschließen, die nicht umweltbelastend sind. Selbst die Reichstagskuppel in Berlin sehe ich plötzlich mit ganz anderen Augen. Mehr als Möglichkeitsraum, statt der traurigen Vergangenheit und der zerstrittenen Gegenwart. Was wäre die Kunst, wenn sie nicht zum Träumen anregen würde.

Generationswechsel

In den öffentlichen Bibliotheken ist ein Generationswechsel der Besuchenden überfällig. Traditionell finden sich 4 unterschiedliche Gruppen von Personen in den öffentlichen Bibliotheken wieder. Da sind (1) die bildungsaffinen Rentenempfangenden, (2) die Eltern mit Kleinkind(ern), (3) Wärme- oder Kühle suchende Menschen der Umgebung und (4) die Schul-, Hochschul- oder Examensvorbereitenden. Soziologisch betrachtet ist das ein interessantes Aufeinandertreffen von gesellschaftlichen Randgruppen.
Die „Neue Zentralbibliothek im KAP1“ (Düsseldorf) hat aus diesen meist unverbunden nebeneinander operierenden Gruppen eine kommunikative Gemeinschaft produziert. Aktion und Interaktion ist nun angesagt. Der Flyer betont richtungsweisend: „Menschen, Bücher, Räume“. Fortan soll der Mensch und seine Lernfähigkeit im Vordergrund stehen, nicht mehr nur die Bücher. Dazu braucht es meistens anders oder umgestaltete Räume. Lernen war immer schon interaktiv und nur in Teilen allein im stillen Kämmerlein. Dazu braucht es Labs als Lernräume und nicht nur die Stille der „Page-turner“. Lernboxen, Lernstudio, Musikstudio sowie eine „Kreativschmiede“. Dort wird heute gepodcasted, 3D gedruckt und es werden social-media Kanäle entworfen und betrieben, immer schön generationsübergreifend. Voneinander Lernen ist das Motto nicht mehr nur nebeneinander und im Wettbewerb um die beste Bewertung. Kollaboration und gesellschaftlicher Zusammenhalt brauchen neue Räume, dem KAP1 in der Düsseldorfer Zentralbibliothek ist dabei schon viel gelungen. Die zentrale innenstädtische Lage ganz nah am Hauptbahnhof ist ein zusätzliches Asset. Ansonsten hätte ich mich wohl nicht auf der Durchreise dorthin verlaufen. Ein Random-Walk in Bahnhofsnähe, verursacht durch verpasste Verbindungen der Bahn, hat zu einer unerwarteten, bereichernden Zwischenpause geführt. Der Ausblick aus dem Café auf das übliche innerstädtische Verkehrschaos konnte umgeben von Alt und Jung richtig genossen werden.

Selfie 3D

Wir meinen gerne die heutigen Gewohnheiten, wie die ständigen Selbstbildnisse seien eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Weit gefehlt. Wer es sich früher schon leisten konnte, hat sich malen lassen. Photographen haben später diesen Markt übernommen. Aber eben auch Kunstschaffende haben seit langer Zeit ihr Selbstbildnis gezeichnet, gemalt und in Stein oder Gips geformt. Selfies sind daher eher die Demokratisierung der Möglichkeiten, sich selbst zu inszenieren. Eben sich so zu portraitieren, wie sie oder er sich selbst sieht, sehen möchte oder gesehen werden möchte. Es ist daher weniger ein narzisstischer Charakterzug die Antriebsfeder, sondern für die meisten Menschen steht ein Teilen, eine Form der Interaktion mit anderen im Vordergrund. Die portraitierte Person ist da, auch wenn sie gerade nicht da ist.
Diese Intention haben Herrschende jahrtausendelang genutzt und sich Mausoleen und Pyramiden errichten lassen. Gut, dass diese Praxis weit in den Hintergrund getreten ist. Heute regeln wir bereits unseren digitalen Nachlass in Ergänzung zu unserer analogen Hinterlassenschaft. Für viele werden dabei, ganze Sammlungen von vielfältigen Selbstbildnissen zu verwalten sein. Die 3D-Ausdrucke unserer Gesichtscanns samt mehr oder weniger noch vorhandener Haarpracht kommen dann in eine eigens vorbereitete Vitrine. Selbstverständlich gehören die MRTs und sonstige Scanns von ZahnärztInnen auch in die Sammlung. 3D ist schon ein guter Anfang auf der Interaktionsreise mittels Selbstbildnis. 4D Realisationen, wie Yoko Ono mit ihrem Cut Piece 1967 kamen dann später. (Photos from Friedrichwerderschen Museumskirche, Berlin 2023 Austellung Ideal und Form, li: Schadow Selbstbildnis, mi: von Kahle, re: Rauch).

Participative Art

Beyond participation in the performance based on Yoko Ono’s Cut piece 1964, you had the possibility to imagine yourself as a sculptor by touching a sculpture of art attached to the Genzken exposition, nothing less than the head and bust of Nefertete, also a piece transformed by Genzken and exposed, untouchable, in the exposition. You can hardly get more involved and incited to participate with hands-on experience, so to speak.
Additionally, there is the perspective from the performing artist in “Yoko Ono’s Cut Piece” to confront the spectators with a silent, stoic expression hardly moving during the more than 90 minutes performance. Imagine, what kind of vulnerability you are risking. Artists give a lot from themselves to the public. Imagination is even going beyond the act performed. Mastering your own fear of mutilation or being exposed to views, touching and multiple other forms of sensation.
This surely is an exercise of mental strength. Spectators also interact with other participants as, for example, spontaneously another spectator too the scissors to cut his own shirt in front of the performing artist and covered the shoulder of the performer. The personal interaction assures a more intense experience of art.
After all, this is a well-known principle to enhance learning experiences as well. Imagine all the people, each taking just a tiny little piece and remember their experience that they, as well, can be actively contributing to art. Reviving this participatory experience is leading beyond imagining only your participation. Democracy is built on this stimulating experience as well. It is ever so necessary to foster participation and to overcome indifference or abstention. Learning  by doing, or experiencing through touching, offer many additional insights.
(Images and videos taken on 2023-9-12, Berlin)

Yoko Ono Cut Piece 2023 Berlin

Revival

Almost 50 years after the first performance of Yoko Ono “cut piece” (1964), as a silent performance, it was performed again at the beginning of the Berlin Art Week (BAW2023). The “Neue Nationalgalerie” opened the art week somehow, in honour of her. The performance consists in the interaction with the audience inviting persons to approach her in front of the other spectators to cut a piece of her dress. They are allowed to keep the cutting and walk away with a little piece of her dress. In the 60s this was quite a big deal. Nowadays, after the fall of the wall and the wrap-up of the Reichstag by the Christo couple, we have become used to such kinds of take-home pieces and sharing in art work or historic moments. Hence, this was the chance for Berliners to add another valuable piece to their collection consisting of a piece of painted concrete from the Berlin wall as of 1989, Christo-foil in 1995 from the Reichstag and now the tissue from the live performance in honor of Yoko Ono.
The participation in the art performance invites several interesting approaches.
First the artist exposes herself in an extremely vulnerable fashion. The scissors in front of her make for a weapon in the hands of an aggressive person. Therefore, the number of security guards was beyond the scope of a normal protection of art hanging on the wall or sculptures exposed. In the background of the performance is the exposition of work from Isa Genzken which has been much less of a security risk. Her super-size rose in front of the gallery is accessible night and day. Some of the images taken have a somewhat blurred, more distant view on some pieces of Genzken’s work as well. The entry hall of the Neue Nationalgalerie allows a fabulous transparency of art and invites persons passing-by to attend spontaneously the performance as well.
(Images and videos taken on 2023-9-12, Berlin). Video Clip here.

Li-Be

Jede/r hat so seine Assoziationen mit Li_be. Für eine kleine Gruppe von Literaturbegeisterten steht Li-Be seit langem für das Literaturhaus Berlin. Das war nun ebenfalls, anlässlich des Tag des Offenen Denkmals, im September 2023, als solches zu besichtigen. Zentral am Ku’damm plaziert, in der benachbarten Fasanenstraße, liegt diese geschichtsträchtige Villa in mitten eines kleinen Gartens. Trotz wechselvoller Geschichte konnte die Villa als Ganzes erhalten werden, nachdem der Denkmalschutz Veränderungen untersagt hatte. Das Haus der Li-Be hat wirklich alles gesehen, was Leute sich unter Liebe so vorstellen und wahrscheinlich noch einiges mehr. Nach den familiären Nutzungen der Gründerzeit, wurde in den wilden 20er Jahren dort ein russischer und ein arabischer Studentenclub eingerichtet in Verbindung mit der Humboldt-Stiftung, die sich auch heute noch um den wissenschaftlichen Austausch bemüht. Das Rote Kreuz hatte eine erfolgreiche Suppenküche dort in der unmittelbaren Nachkriegszeit betrieben. In den 60er Jahren war es ein Nachtlokal, aber auch einige Jahre ein Studio für modernen Tanz von Manja Chmiél, einer Schülerin von Mary Wigman. Die heutige Nutzung hat weiterhin viel mit Liebe zu tun. Lesungen und Workshops laden laufend ein, sich mit Literatur zu befassen. Der Zeit angemessen finden sich in den Archiven des Literaturhauses zahlreiche Prominente AutorInnen, die Lesungen dort abgehalten haben. Starke Frauen bildeten dabei seit den Anfängen als Literaturhaus einen Schwerpunkt. Nobelpreisträgerinnen gehören zu den Vorleserinnen seit geraumer Zeit. Annie Ernaud und Herta Müller traten schon lange vor den Nobelpreisen dort auf. Toni Morrison und Olga Tokarczuk im  Jahr der Preisverleihung oder kurz danach. Ein wahrlich toller Ort und dennoch keineswegs mit BesucherInnen überlaufen. Es bleibt eben so eine Sache mit der Liebe, auch im Li-Be.

Widmann

Jörg Widmann hat seinen Einstand bei den Berliner Philharmonikern als „Composer in Residence“ gegeben. Die Schwester, Carolin Widmann interpretierte das Violinkonzert Nr. 2 von Jörg Widmann als Solistin. Das war ein ganz besonderer Abend. Die Widmanns haben doch tatsächlich gemeinsam die Einführung in das Programm des Abends mitgestaltet, eine ¾ Stunde vor dem Konzert im großen Saal der Philharmonie. Mit Begeisterung haben die beiden Geschwister von der gemeinsamen Zeit der Entdeckungen rund um die Violine in ihrer Kindheit erzählt. Damit wird die faszinierende kindlich, unschuldige, nahezu naive unbedarfte Herangehensweise an das Instrument verdeutlicht, die so charakteristisch ist für den Anfang des Violinkonzerts. Die Entdeckung eines Klangkörpers (vom einzelnen Instrument bis zum Tutti) geht aber rasch weiter zu einer Demonstration der vielfältigen Gefühls- und Virtuositätsregister der Violine. Paganini lässt grüßen, könnte man meinen.
Kaum klingt eine virtuose Passage an, da hinterfragt der Komponist die eigene Begeisterung. Ist das nicht einfach nur Akrobatik, um dem Publikum zu gefallen? Zweifel stellen sich ein und etwas Distanz zum gefälligen Wohlklang. Reflektierte Virtuosität, der Soziologe würde vielleicht auch reflexive Virtuosität als kompositorisches Element verwenden wollen. Notation von Musik und Klängen hat seit dem wohltemperierten Klavier relativ feste Vorgaben. Daran hat sich Jörg Widmann zu 98 Prozent wohl gehalten. Die anfängliche Erkundung des Klangkörpers Violine lässt sich aber nur anders notieren. Innovativ, mit mehr Raum für Interpretation in der Aufführungspraxis. Das betonte so auch die Schwester, die nun wirklich dem Komponisten sehr eng verbunden ist. Interessant war daher ihr Kommentar, dass diese Anfangsstelle für sie gleichsam die größte Herausforderung darstellt.
Die folgende „Fantasie für Klarinette solo“ von Jörg Widmann passte daher gut zu dieser Erkundungsreise von Instrumenten des Symphonieorchesters. Die Klarinette hat in allen Musikepochen und Stilrichtungen ihren Platz behauptet. All diese Anklänge lassen sich in dem Solo, welches der Komponist selbst dargeboten hat, wiederfinden.
Nach dieser aufregenden Reise durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte stand die „Reformationssymphonie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Programm. Spannend war die Umsetzung „dieser Art von Teufelsaustreibung“ (Worte von Jörg Widmann) mit dem „2. jüdischen“ Satz und dem „3. protestantischen“ Satz der Symphonie in denen Felix Mendelssohn-Bartholdy seine beiden Wurzeln in den Gesängen und Liturgien in Andeutungen aufnimmt. Mit Klängen und Fängen der ausgehenden Romantik wurden wir in den weiteren Abend entlassen, samt Eindrücken aus der Ausstellung zu der Entstehung (60 Jahre) und der Architektur der Berliner Philharmonie und dem Scharoun Ensemble (40 Jahre) der Gebäude einschließlich der Stabi West. Das Mendelssohn Archiv hat in der benachbarten Stabi West einen kleinen, feinen Ausstellungsraum mitten im großen Lesesaal. So haben wir einen umfassenden Rundblick und Ausblick genießen können, die dem Kulturforum in eindrücklicher, dennoch unaufdringlicher Weise, eine hervorragende Stellung einräumen.
(Image: Jörg Widmann jenseits des Schattens von Furtwängler 2023-9-9)

Denkmal

Jedes Jahr gibt es die hervorragende Möglichkeit am Tag des offenen Denkmals, historisch wertvolle Gebäude und Anlagen zu besichtigen. An heißen Tagen, wie in 2023, sind Altbauten oder klimatisierte Räumlichkeiten besonders bevorzugt. Die Philharmonie hat erneut die Möglichkeit geboten ohne langwierige Voranmeldung, spontan vorbeizukommen und an einer Führung teilzunehmen. Das von Hans Scharoun entworfene Gebäude samt seiner akustischen Spitzfindigkeiten bietet spannende Einblicke. Stille, Sound und Noise in einem Gebäude und Konzertsaal will sorgfältig geplant sein. Kompromisse mit verfügbaren finanziellen Mitteln und Planungsverfahren gehören zur baulichen Realisierung, wie eventuell zu den Kompositionen, die dort aufgeführt werden. Heute erscheint uns die gelungene Akustik als historischer Meilenstein. Ebenso die Form des Konzertsaals mit Plätzen hinter dem Orchester, aber auf das Gesicht der Dirigierenden bietet einzigartige Einblicke in die Praxis der Aufführung. Für 10 Minuten war selbst bei der Führung zufällig ein Zuschauen bei der Generalprobe der Berliner Philharmoniker von weitem erlaubt. Komponist und Dirigent Jörg Widmann probte noch Ausschnitte aus der am Abend aufzuführenden Werke. Selbst hoch unter dem Dach der Philharmonie konnten die leisen Ansagen des Dirigenten leicht verstanden werden. Akustische Meisterleistung der Architekten. Wer hätte gedacht, dass Anfang der 60er Jahre eine solche Glanzleistung möglich war, im Berlin, das gerade erst durch die Mauer getrennt werden sollte und dann geteilt überleben musste.

Entwurf Hans Scharoun Ausgestellt in Berliner Philharmonie 2023

Write, write, write

A poster announcing the “internationales literaturfestival berlin 2023” prints in big letters: “Read, read, read, … 14 times”. This is a quote from Werner Herzog when he was asked what makes a good filmmaker. The message from Manjeet Mann to the young audience at Berlin added to this: “write, write, write”. At least this was my impression as a summary of the talk and her short readings from her novel in verse “The crossing”.
The lecture hall of the “Stabi” was packed with students from high-school who felt at ease with the English language presentation and talk. The host Shiva Mesgarian managed to get the crowd of students to ask questions in the huge lecture theatre. Manjeet was giving a lot of insights into writing, editing, motivation and the difficulty to give a voice to persons from marginalized backgrounds. In her case as a person of colour herself, born and raised in England with additional links to India, she took issue with the topic of refugees. Living in Folkestone (Kent), she is confronted with people crossing the Channel on a daily basis.
Her book “The crossing” is actually building bridges between countries and continents. Her entertaining way to talk about her hard work as writer motivates, inspires and encourages young persons to pick up their pencil and/or notebook to start writing. Just don’t stop. Journaling helps. Take your emotions of an issue seriously, then work on it. Give characters a voice who have not received much attention. Go out and interview persons to get authentic input.
It is not about appropriation of a story. It is about meeting and exchanging with marginalised persons. Return your written pieces to those “sensitive readers”, whose story you attempt to develop. All this takes time. Re-writing is an important element as well. “Having written the story for yourself, you then re-write it for the readers”. Edit, clarify, sharpen, blur, attend to detail – all this helps the reader to follow and enjoy. These were the messages to all the students who were grateful for advice as the new season of essay writing in school, university and beyond is about to start.