Black and White

Nothing is just black and white. Some animals have a representation or vision of images in black and white. Just like in computing full color modes or high resolutions use more power of chips and memory. In short colors are computationally costly. For our brains this is unfortunately just as important. Therefore black and white images have a certain advantage. On the one hand they reduce an image to its essential elements, on the other hand they allow a faster grasp of the message or content at sight.

The BNF presents a wide range of images in black and white from the time that color photography has been available, but photographers consciously chose to represent their image in black and white (1907-). Obviously with black and white photography we maximize contrasts. An image can be converted into a graphical representation like a black and white pencil sketch or drawing. A few more nuances are introduced in applying perspectives to capture or to produce by use of lighting forefronts and shadows.

Using different materials as support of photography allows us additional creativity and stunning effects. Lighting from behind the image is popular in advertisements on our high-streets. Last but not least using techniques of color photography gave rise in modern black and white photography to allow for chromatic transitions and contrasts within images.

All this is well documented in the exposition and ample examples make it a formidable visual learning experience. From the origins of just black and white we have come around to the fabulous and magical in black and white. In reducing to black and white the essential becomes more visible. The superfluous is blackened or whitened out. It is a skill of importance nowadays to focus on essentials and to find new ways to go beyond the obvious shot.

BnF 2023-11-10 B/W

Comme les peintres

« Moi aussi, comme les peintres, j’ai mes modèles ». So beginnt ein Gedicht von Jacques Prévert. Ein Klassiker der französischen Poesie. Prosagedichte sind eine Gattung der Gedichte, die in kurzen Texten einen Moment oder Augenblick einfangen und sublimieren. In diesem Genre publiziert Philippe Delerm seit Jahren prosaische Gedichte. Der in 2023 erschienene Band „Les instants suspendus“ reiht sich ein in die Sammlungen von Momentaufnahmen, die sprachlich veredelt die Wahrnehmungen schärfen und sie zum Salz des Lebens werden lassen.
Für Weinliebhabende drängt sich die Assoziation „vendanges tardives“ (späte Lese) auf. Während wir in deutschen Weinanbaugebieten ganz nüchtern die zu erreichenden Öchsle für die Spätlese zählen, verbindet Delerm mit den „vendanges tardives“ „une jeunesse prolongée, glissant vers la mélancolie, et célébrant mezza voce le mariage de l’automne et de l’été “. (2023, S.87).
Die Sammlung „Les instants suspendus“ – auf Deutsch vielleicht „Momente, die schweben“ bietet zahlreiche, aufheiternde und, ja auch erhebende Augenblicke, die trotz der Intensität der Schilderung für viele Menschen Anknüpfungspunkte bieten. Übersetzen lassen sich die Szenen schon, aber es schwingt bei den kurzen 200-300 Wörter umfassenden Texten viel französisches Flair mit.
Bei „Commander l’eau“ wird „Le bruit de l’eau dans la bouteille devient chant“. Wasser einfüllen ist Musik. Oder, « Le moteur de la deux-chevaux », der Motor des 2 CV, « c’était humble et c’est devenu chic », das war bescheiden und ist schick geworden. (S.82). Das federnde, schwebende Fahrgefühl wird bei Delerm ein „accord prolongé“, zu einem nachwirkenden, verlängerten Akkord.
Aus dem Netz der Spinne (toile d’araignée) wird der Stern der Spinne (étoile d’araignée) auf Seite 101. Fast alle hätten diesen Versprecher schon gemacht, aber es ist einer der Wenigen, den die Erwachsenen nicht berichtigen.
Lassen wir den Kindern ihre „instants suspendus“, ihre Momente der Poesie.
(Image: Innenansicht und S.9 Anregung Proust zu lesen im Vorspann).

Dramen

Jon Fosse hat bereits viel Erfolg mit seinen Dramen gehabt. Wahrscheinlich können wir sein umfangreiches Werk mit der Kenntnis von Ibsens Dramen und Becketts Dramen besser verstehen, falls Verstehen überhaupt eine relevante Kategorie ist Fosses Werk. Durchaus vergleichbar mit Beckett hat Jon Fosse früh schon erfolgreiche Aufführungen seiner Theaterstücke neben seiner norwegischen und skandinavischen Heimat in Frankreich. In Deutschland hat der Regisseur Thomas Ostermeier seine Werke in Salzburg und Berlin vor ca 20 Jahren bekannt gemacht.
Suzanne Bordemann beschreibt in ihrem Buch zu der Rezeption von Jon Fosse, wie der schriftstellerische Werdegang des Kunstschaffenden verlaufen ist. Interessant ist dabei die weniger bekannte Ausgangsbasis Fosses als Herausgeber der Literaturzeitschrift Bok oder seine literaturtheoretischen wissenschaftlichen Aufsätze. Selbst seine Tätigkeit als Übersetzer von Dramen aus dem Deutschen und dem Englischen hat sicherlich zu einer Ausprägung von Sprachfertigkeit geführt, die uns heute noch einzigartig erscheint. Schreiben hat enorm viel mit Lesen und stetigem Arbeiten an Texten vielfältigster Art zu tun. Dieses literarische Gesamtkunstwerk ist sicherlich Grund für die höchste Auszeichnung des Gesamtwerks mit dem Nobelpreis für Literatur.
Aus Stille lernen heißt dann für mich, Jon Fosse selbst zu Wort kommen zu lassen. Das hat Suzanne Bordemann in ihrem 2. Kapitel vorgemacht. Als Auszug möchte ich 2 Seiten (S. 26-27) zitieren, die für mich besonders aufschlussreich waren. Sicherlich Grund genug für eine intensivere Befassung mit diesem umfassenden Werk.

Stille

Die Würdigung zum Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie 2017 wurde gemeinsam an Jon Fosse und Hinrich Schmidt-Henkel vergeben. In 2023 kennen viele sicherlich den jüngst gekürten Literatur Nobelpreisträger Jon Fosse. Der Preis für Poesie aus Münster hat gleichzeitig den Übersetzer ins Deutsche mit dem Preis bedacht. Personen, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen oder leben, sind mit der Thematik der Übersetzung hinreichend vertraut. Dennoch ist die Übersetzung von Literatur und Poesie eine spannende Herausforderung.
Diese Stille herbeischreiben“ ist der Buchtitel in dem sowohl ausgewählte Beispiele der Poesie von Jon Fosse auf Norwegisch, als auch die Übersetzungen dokumentiert sind. Die einleitenden Beiträge über die Kunst und das Handwerk der Übersetzungen verdienen ebenfalls eine Aufmerksamkeit, da dort die neben Wortschatz, Syntax, Grammatik, Stil auch über den Duktus oder die Haltung des Autors zu seinem Inhalt gesprochen wird. Unmittelbar nach der Begründung der Jury für die Preisverleihung ist das Gedicht „denne uforklarlege stille“, übersetzt mit „diese unerklärliche stille“ abgedruckt (S.70). Dieses Gedicht endet mit den Zeilen:
„Das ist was wir immer wieder erzählen sollen
und was nie erzählt werden kann
Das ist was wir sind und tun“
Jon Fosse ist es gelungen, diese Stille herbeizuschreiben und Hinrich Schmidt-Henkel hat die Herausforderung als ästhetisches Projekt (S.32) gemeistert, sich die Freiheit der Wortwahl zu nehmen und gleichzeitig dem Original treu zu bleiben.
Schon lange bevor es die Übersetzungs-KI gab, war die Kunst der Übersetzung nicht nur das „Was zu schreiben ist,  … und das wie zu schreiben ist“, sondern „auch die Kategorie der Haltung“. (S. 33-34).
Der Begriff der Haltung wir sicher deutlich an dem für Jon Fosse so wichtigen Begriff der Stille. Eine beredte Stille ist zu einer gängigen Redewendung geworden. Wind gehört im norwegischen Kontext zur Stille dazu. Bald wird dröhnt es bei uns wieder in der Vorweihnachtszeit aus den unglaublichsten Ecken „Stille Nacht, …“. Meditation und Stille ist in Religionen ebenfalls allgegenwärtig.
Stille üben fällt schwer. Ein solches Konzept von einer Sprache und Kulturkreis in einen anderen zu übersetzen ist Meisterwerk. Das werden wir noch lange nicht der künstlichen Intelligenz überlassen können. Frage an ChatGPT: „Was ist Stille?“ – … KI: „Stille ist …!” –
Oh just shut up, it was a rhetorical question.

Flotow Jazzy

Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis mir der Suchalgorithmus diverser Plattformen eine Jazzvariante einer Melodie von Flotow raussuchen und vorschlagen würde. In Verbindung mit einem Abstecher an Flotows Ehrengrabmal in Darmstadt war es dann so weit. Der überraschende Vorschlag eines Arrangements, das gleich mehrere Melodien von Flotow zitierte, war erstaunlich, aber eher gedacht für FreundInnen von Jazzimprovisationen, die Spaß an Kompositions- und Improvisationstechniken haben.
Die Beteiligung der Bayerischen Philharmoniker an der Produktion zeigt, was in den 70er und 80er Jahren so alles möglich war. Cross-over zwischen Musikstilen war sehr willkommen. Das ist meiner Einschätzung nach sogar noch vielfältiger geworden, aber nicht unbedingt häufiger. Also habe ich mich anregen lassen, die Herausforderung anzunehmen. Der Beginn schien mir zunächst wenig gelungen, die Referenz zu der bekannten Flotow-melodie nur am Rande hör- und erkennbar. Das Experiment wurde rasch zu einem anspruchsvollen Musikrätsel. Wie viele Melodien oder Werke wurden zitiert? Das wird zu einer musikanalytischen Aufgabe, die nicht so rasch zu lösen ist.
Für Personen, die wenig mit Flotow vertraut sind, wird das Rätsel vielleicht erst gegen Ende der Einspielung überhaupt als klassische, romantische Vorlage erkannt. Trick gelungen: Klassik mag ich nicht, aber das da schon. Das kann also vielleicht sogar Generationen zusammenbringen.
Der Arrangeur und Pianist Eugen Cicero, ein aus dem sozialistischen Rumänien geflohener Pianist und Komponist hat sicherlich in der oft als Trauermelodie bezeichneten Arie „Die letzte Rose“ Trost und Inspiration gefunden.
Laut seiner Biografie gab es dazu eventuell Anlass, die Selbsttötung seiner Stieftochter mit 14 Jahren. Letztere Geschichte ist in dem Roman und Kinofilm „Chritiane F. – Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ ein Hintergrundmaterial gewesen. Vielen ist dieser Film in unvergesslich tragischer Erinnerung geblieben. Die Fentanyl-krise in USA und beginnend in Europa ruft solche Schrecken ebenfalls wieder in Erinnerung.
Die Discografie zu Flotow und die Verarbeitung durch Flotow der ursprünglichen irischen Volksliedvorlage könnte copyright-Expertinnen heute schier zur Verzweiflung bringen (Transponieren von D-Dur nach F-Dur erweckt mehr Tiefe statt Leichtigkeit und mehr Koloratur haben daraus einen internationalen operngängigen Hit gemacht, siehe Druckauszüge hier). Zu solchen Anlehnungen entwickeln sich heutzutage ganz umfassende Rechtsprechungen, die durch KI-unterstützte oder geschriebene Melodien nochmal etwas komplizierter werden. Einfach ignorieren geht nicht mehr. Das kann sehr teuer werden. Es bleibt uns ein passendes interdisziplinäres Lehrstück zum Thema Musik, Komposition und Gesellschaft.

Bücherverbrennung1933

AutorInnen sind nicht nur eine seltene Spezies. Es ist auch eine gefährdete Art. Die Macht des geschriebenen Wortes wird und wurde seit langem von Diktatoren und Autokraten gefürchtet. Dabei sind die Nationalsozialisten besonders zu erwähnen. Auf der Frankfurter Buchmesse in 2023 gibt es wieder eine Präsentation und kleine Ausstellung dazu. Unter dem Titel „Verbrannte Orte“ kann online recherchiert werden, an welchen genauen Orten die abscheulichen Vorboten von noch viel größeren Verbrechen begangen wurden. Bereits 3 Monate nach der Machtübernahme zelebrierten die Verächter der freien Meinungsäußerung mit den Bücherverbrennungen Einschüchterungsversuche. Auch im Jahr 2023 bleibt das eine Mahnung, früher und entschiedener gegen solche Taten einzuschreiten. Auf der Internetseite „Verbrannte-Orte“ ist eine Karte der gelisteten Bücherverbrennungen verfügbar. Beispielsweise für Erlangen bei Nürnberg zeigt die Karte den Schloßplatz nahe den medizinischen Instituten als Tatort (siehe unten). Mit seiner beträchtlichen Anzahl von gewaltbereiten, schlagenden Studentenverbindungen in den 1930er Jahren ist das wenig überraschend. Dazu findet sich heute zumindest eine Plakette dort, die an diese Schandtaten erinnert.
Wenn Frankfurt wieder die Neuheiten auf dem Büchermarkt feiert, sind wir froh die Internationalität und Toleranz zu feiern. Auf dem Römerberg in Frankfurt befindet sich ebenfalls eine Plakette, die die Erinnerung an diese von Studenten vielfach ausgehenden und befeuerten, hässlichen Aktionen wachhält. Strafrechtliche Konsequenzen müssten wohl erst noch genauer recherchiert werden. Da scheint die Rechtsprechung noch nicht viel weiter entwickelt zu sein. Verletzungen des copyrights bei Büchern wird verfolgt, aber eine öffentlich verrichtete Verbrennung befindet sich in einer juristischen Grauzone. Für die Verbrennung des Korans in Schweden wurden zeitverzögert 2 unschuldige schwedische Fußballfans von einem islamistischen Fanatiker ermordet. Hass schürt weiteren Hass. Daran hat sich in den 90 Jahren seit den Bücherverbrennungen in Deutschland wenig geändert. Die Schauplätze ändern sich. Eine Wiederkehr auch nach Deutschland kann überhaupt nicht ausgeschlossen werden, da das gewaltbereite, rechtsextreme Spektrum weiterhin wächst.
Quelle: Julius H. Schoeps (Hrsg.); Werner Treß (Hrsg.): Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933; Olms Verlag; 2008; ISBN: 978-3-487-13660-8. Image: Erlangen in Verzeichnis „Verbrannte-Orte“.

Luftschloss

Im K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ist ein Luftschloss eingebaut worden. Es ist das einzige mir bekannte Luftschloss, das für alle Besuchenden begehbar und fühlbar ist. In wahrhaft luftiger Höhe von 25+ Metern über der Eingangshalle der Kunsthalle K21 und zentral unter der gläsernen Dachkuppel platziert, lässt sich mal so richtig abhängen. Nahezu schwebend kann die weiträumige Installation von Tomás Saraceno erklommen werden. Die Schritte und wippenden Bewegungen der anderen BesucherInnen lassen sich unvermittelt ebenfalls erspüren. Du bist nicht allein, im originären Sinne des Wortes. Die buchstäbliche Vernetzung mit allen anderen Personen werden durch Schwingungen des Netzes zu anderen Kletternden oder Chillenden übertragen. Eine unmittelbar erlebbare Erfahrung der Verbundenheit mit unbekannten, anderen Menschen stellt sich ein. Die Verbundenheit innerhalb einer Gesellschaft wird eindringlich verdeutlicht. Die Angst, durch die Höhe verursacht, weicht rasch der freudigen Erfahrung der Schwebung und der kindlichen Erfahrung der Suspension. Nahezu freischwebend in der Luft, im Orbit erlebt jede/r sein eigenes Luftschloss inmitten von transparenten Kugeln, die wie Planeten wirken. Gleichsam real, aber dennoch imaginär durchwandern wir die Installation immer im Bewusstsein, dass andere um uns sind, die unsere Schritte, Möglichkeiten und Haltungen mit beeinflussen. Vom Luftschloss träumen oder im Luftschloss träumen, beides ist dort machbar.
CO2 freundlich lässt sich die Erfahrung in der APP Aerocene fortsetzen. Der für unser Wetter so bedeutsame Jetstream wird zur imaginären Flugerfahrung genutzt und mit recht aktuellen Daten gespeist. Die Verbindung zu „Earth and Space Sciences“ ermöglicht die Einbettung der sozialen Erfahrung in einen noch weiteren Kontext.
Die eigenen 4 Wände sind die Grenze. Das galt schon früher nicht. Weit darüber hinaus lassen sich neue Möglichkeiten erschließen, die nicht umweltbelastend sind. Selbst die Reichstagskuppel in Berlin sehe ich plötzlich mit ganz anderen Augen. Mehr als Möglichkeitsraum, statt der traurigen Vergangenheit und der zerstrittenen Gegenwart. Was wäre die Kunst, wenn sie nicht zum Träumen anregen würde.

Kunstsammlung

Viele Kunstsammlungen in der westlich dominierten Kunstwelt haben nicht nur ein Übermaß an Beständen von Männern gegenüber von Frauen, sondern ein noch größeres Gefälle zwischen westlichen Kunstschaffenden und Kunstschaffende globaleren Ursprungs. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen versucht in 2023, diesem Bias zu begegnen. Die Preisträgein des K21 Global Art Award an die Südafrikanerin Senzeni Mthwakazi Marasela (Image unten aus der Ausstellung K21) steht für starke Frauen, die mittels der Kunst, Geschichte und Geschichten erzählen und damit dokumentieren. Wir brauchen viele dieser Stimmen.
Der Kunstkalender 2023 bringt zudem über den Jahreswechsel hinaus „Isaac Julien“ in die Kunsthallen in Düsseldorf mit seinen beeindruckenden Filminstallationen. Immer unter dem Thema der Gleichberechtigung sind seine Werke eine unablässige Hinterfragung der von uns, der Gesellschaft, produzierten und sich ständig reproduzierenden feinen Unterschiede. „What freedom is for me”, so der Untertitel der Ausstellung, erlaubt den Perspektivenwechsel und, sich die Bedeutung des Freiheitsstrebens der „People of Colour“ zu vergegenwärtigen. Jenseits der Freiheit, als Abwesenheit von Unterdrückung, Angst und Ausbeutung ist Freiheit etwas zu tun, zu denken, sich auszudrücken die Nagelprobe auch der Gleichberechtigung. Unsere großen Ausstellungshäuser und Sammlungen sind sich ihrer Verantwortung bewusst geworden. Manche Museen erwachen gerade erst aus den Schrecken, die sie in ihren Sammlungen vorfinden. Im Interesse der Freiheit und Gleichberechtigung erwächst den öffentlichen Institutionen dabei eine Verantwortung, die immer schon da war, aber erst in den letzten Jahren intensiver angegangen wird.
Jede Sammlung ist selektiv, sonst wäre es wohl keine Sammlung. Den Waffen- und Trophäensammlungen der letzten Jahrhunderte müssen wir heutzutage Sammlungen hinzufügen, die neue Möglichkeitsräume erschließen und Empowerment befördern. Los, sammeln wir. Senzeni Mthwakazi Marasela 2023 K21clipvideo

Selfie 3D

Wir meinen gerne die heutigen Gewohnheiten, wie die ständigen Selbstbildnisse seien eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Weit gefehlt. Wer es sich früher schon leisten konnte, hat sich malen lassen. Photographen haben später diesen Markt übernommen. Aber eben auch Kunstschaffende haben seit langer Zeit ihr Selbstbildnis gezeichnet, gemalt und in Stein oder Gips geformt. Selfies sind daher eher die Demokratisierung der Möglichkeiten, sich selbst zu inszenieren. Eben sich so zu portraitieren, wie sie oder er sich selbst sieht, sehen möchte oder gesehen werden möchte. Es ist daher weniger ein narzisstischer Charakterzug die Antriebsfeder, sondern für die meisten Menschen steht ein Teilen, eine Form der Interaktion mit anderen im Vordergrund. Die portraitierte Person ist da, auch wenn sie gerade nicht da ist.
Diese Intention haben Herrschende jahrtausendelang genutzt und sich Mausoleen und Pyramiden errichten lassen. Gut, dass diese Praxis weit in den Hintergrund getreten ist. Heute regeln wir bereits unseren digitalen Nachlass in Ergänzung zu unserer analogen Hinterlassenschaft. Für viele werden dabei, ganze Sammlungen von vielfältigen Selbstbildnissen zu verwalten sein. Die 3D-Ausdrucke unserer Gesichtscanns samt mehr oder weniger noch vorhandener Haarpracht kommen dann in eine eigens vorbereitete Vitrine. Selbstverständlich gehören die MRTs und sonstige Scanns von ZahnärztInnen auch in die Sammlung. 3D ist schon ein guter Anfang auf der Interaktionsreise mittels Selbstbildnis. 4D Realisationen, wie Yoko Ono mit ihrem Cut Piece 1967 kamen dann später. (Photos from Friedrichwerderschen Museumskirche, Berlin 2023 Austellung Ideal und Form, li: Schadow Selbstbildnis, mi: von Kahle, re: Rauch).

Berlin Grün

Zur Berlin Art Week BAW 2023 wurden der Neuen Nationalgalerie ein paar Blumen und Baumkästen spendiert. Alles nur vorübergehend. So erblühte die Rose von Isa Genzken schon vorher und sicherlich noch etwas länger vor der Neuen Nationalgalerie. Steht der Galerie gar nicht schlecht. Vielleicht etwas sehr figürlich und wenig auf die Schätze der Moderne hinweisend. Das ist schon eher post-modern. Rückbesinnen auf die Werte der Natur, dass Stahl und Glas eben nicht umsonst zu haben sind, sondern erhebliche Umweltkosten mitsichbringen. Das regt zum Nachdenken an. Solarzellen, quasi unsichtbar auf dem großzügigen Flachdach der Galerie und für die geplante Scheune nebenan? Kunsträume stehen ebenfalls in der Verantwortung für die Überlebensbedingungen unseres Planeten. Denkmalschutz kann weitgehend eine Bremse sein, aber die energetische Verantwortlichkeit der immer gut gekühlten und beheizten Räume sollten auch wegweisend in dieser Richtung sein. Da gibt es noch viele Potenziale, die es auszuschöpfen gilt. Damit kann dann auch mehr Kunst gezeigt werden, da die laufenden Kosten gesenkt werden können für mehr als eine Wahlperiode oder Amtsperiode einer Hausleitung. Also Kunst kann einen schon auf unangenehme Gedanken bringen, die die Kunstschaffenden und Kuratierenden selbst betreffen. Isa Genzken und die BAW setzen Zeichen, die vielleicht so gar nicht unbedingt geplant waren. Nice.

Participative Art

Beyond participation in the performance based on Yoko Ono’s Cut piece 1964, you had the possibility to imagine yourself as a sculptor by touching a sculpture of art attached to the Genzken exposition, nothing less than the head and bust of Nefertete, also a piece transformed by Genzken and exposed, untouchable, in the exposition. You can hardly get more involved and incited to participate with hands-on experience, so to speak.
Additionally, there is the perspective from the performing artist in “Yoko Ono’s Cut Piece” to confront the spectators with a silent, stoic expression hardly moving during the more than 90 minutes performance. Imagine, what kind of vulnerability you are risking. Artists give a lot from themselves to the public. Imagination is even going beyond the act performed. Mastering your own fear of mutilation or being exposed to views, touching and multiple other forms of sensation.
This surely is an exercise of mental strength. Spectators also interact with other participants as, for example, spontaneously another spectator too the scissors to cut his own shirt in front of the performing artist and covered the shoulder of the performer. The personal interaction assures a more intense experience of art.
After all, this is a well-known principle to enhance learning experiences as well. Imagine all the people, each taking just a tiny little piece and remember their experience that they, as well, can be actively contributing to art. Reviving this participatory experience is leading beyond imagining only your participation. Democracy is built on this stimulating experience as well. It is ever so necessary to foster participation and to overcome indifference or abstention. Learning  by doing, or experiencing through touching, offer many additional insights.
(Images and videos taken on 2023-9-12, Berlin)

Yoko Ono Cut Piece 2023 Berlin

Revival

Almost 50 years after the first performance of Yoko Ono “cut piece” (1964), as a silent performance, it was performed again at the beginning of the Berlin Art Week (BAW2023). The “Neue Nationalgalerie” opened the art week somehow, in honour of her. The performance consists in the interaction with the audience inviting persons to approach her in front of the other spectators to cut a piece of her dress. They are allowed to keep the cutting and walk away with a little piece of her dress. In the 60s this was quite a big deal. Nowadays, after the fall of the wall and the wrap-up of the Reichstag by the Christo couple, we have become used to such kinds of take-home pieces and sharing in art work or historic moments. Hence, this was the chance for Berliners to add another valuable piece to their collection consisting of a piece of painted concrete from the Berlin wall as of 1989, Christo-foil in 1995 from the Reichstag and now the tissue from the live performance in honor of Yoko Ono.
The participation in the art performance invites several interesting approaches.
First the artist exposes herself in an extremely vulnerable fashion. The scissors in front of her make for a weapon in the hands of an aggressive person. Therefore, the number of security guards was beyond the scope of a normal protection of art hanging on the wall or sculptures exposed. In the background of the performance is the exposition of work from Isa Genzken which has been much less of a security risk. Her super-size rose in front of the gallery is accessible night and day. Some of the images taken have a somewhat blurred, more distant view on some pieces of Genzken’s work as well. The entry hall of the Neue Nationalgalerie allows a fabulous transparency of art and invites persons passing-by to attend spontaneously the performance as well.
(Images and videos taken on 2023-9-12, Berlin). Video Clip here.

Li-Be

Jede/r hat so seine Assoziationen mit Li_be. Für eine kleine Gruppe von Literaturbegeisterten steht Li-Be seit langem für das Literaturhaus Berlin. Das war nun ebenfalls, anlässlich des Tag des Offenen Denkmals, im September 2023, als solches zu besichtigen. Zentral am Ku’damm plaziert, in der benachbarten Fasanenstraße, liegt diese geschichtsträchtige Villa in mitten eines kleinen Gartens. Trotz wechselvoller Geschichte konnte die Villa als Ganzes erhalten werden, nachdem der Denkmalschutz Veränderungen untersagt hatte. Das Haus der Li-Be hat wirklich alles gesehen, was Leute sich unter Liebe so vorstellen und wahrscheinlich noch einiges mehr. Nach den familiären Nutzungen der Gründerzeit, wurde in den wilden 20er Jahren dort ein russischer und ein arabischer Studentenclub eingerichtet in Verbindung mit der Humboldt-Stiftung, die sich auch heute noch um den wissenschaftlichen Austausch bemüht. Das Rote Kreuz hatte eine erfolgreiche Suppenküche dort in der unmittelbaren Nachkriegszeit betrieben. In den 60er Jahren war es ein Nachtlokal, aber auch einige Jahre ein Studio für modernen Tanz von Manja Chmiél, einer Schülerin von Mary Wigman. Die heutige Nutzung hat weiterhin viel mit Liebe zu tun. Lesungen und Workshops laden laufend ein, sich mit Literatur zu befassen. Der Zeit angemessen finden sich in den Archiven des Literaturhauses zahlreiche Prominente AutorInnen, die Lesungen dort abgehalten haben. Starke Frauen bildeten dabei seit den Anfängen als Literaturhaus einen Schwerpunkt. Nobelpreisträgerinnen gehören zu den Vorleserinnen seit geraumer Zeit. Annie Ernaud und Herta Müller traten schon lange vor den Nobelpreisen dort auf. Toni Morrison und Olga Tokarczuk im  Jahr der Preisverleihung oder kurz danach. Ein wahrlich toller Ort und dennoch keineswegs mit BesucherInnen überlaufen. Es bleibt eben so eine Sache mit der Liebe, auch im Li-Be.

Widmann

Jörg Widmann hat seinen Einstand bei den Berliner Philharmonikern als „Composer in Residence“ gegeben. Die Schwester, Carolin Widmann interpretierte das Violinkonzert Nr. 2 von Jörg Widmann als Solistin. Das war ein ganz besonderer Abend. Die Widmanns haben doch tatsächlich gemeinsam die Einführung in das Programm des Abends mitgestaltet, eine ¾ Stunde vor dem Konzert im großen Saal der Philharmonie. Mit Begeisterung haben die beiden Geschwister von der gemeinsamen Zeit der Entdeckungen rund um die Violine in ihrer Kindheit erzählt. Damit wird die faszinierende kindlich, unschuldige, nahezu naive unbedarfte Herangehensweise an das Instrument verdeutlicht, die so charakteristisch ist für den Anfang des Violinkonzerts. Die Entdeckung eines Klangkörpers (vom einzelnen Instrument bis zum Tutti) geht aber rasch weiter zu einer Demonstration der vielfältigen Gefühls- und Virtuositätsregister der Violine. Paganini lässt grüßen, könnte man meinen.
Kaum klingt eine virtuose Passage an, da hinterfragt der Komponist die eigene Begeisterung. Ist das nicht einfach nur Akrobatik, um dem Publikum zu gefallen? Zweifel stellen sich ein und etwas Distanz zum gefälligen Wohlklang. Reflektierte Virtuosität, der Soziologe würde vielleicht auch reflexive Virtuosität als kompositorisches Element verwenden wollen. Notation von Musik und Klängen hat seit dem wohltemperierten Klavier relativ feste Vorgaben. Daran hat sich Jörg Widmann zu 98 Prozent wohl gehalten. Die anfängliche Erkundung des Klangkörpers Violine lässt sich aber nur anders notieren. Innovativ, mit mehr Raum für Interpretation in der Aufführungspraxis. Das betonte so auch die Schwester, die nun wirklich dem Komponisten sehr eng verbunden ist. Interessant war daher ihr Kommentar, dass diese Anfangsstelle für sie gleichsam die größte Herausforderung darstellt.
Die folgende „Fantasie für Klarinette solo“ von Jörg Widmann passte daher gut zu dieser Erkundungsreise von Instrumenten des Symphonieorchesters. Die Klarinette hat in allen Musikepochen und Stilrichtungen ihren Platz behauptet. All diese Anklänge lassen sich in dem Solo, welches der Komponist selbst dargeboten hat, wiederfinden.
Nach dieser aufregenden Reise durch die Jahrhunderte der Musikgeschichte stand die „Reformationssymphonie“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Programm. Spannend war die Umsetzung „dieser Art von Teufelsaustreibung“ (Worte von Jörg Widmann) mit dem „2. jüdischen“ Satz und dem „3. protestantischen“ Satz der Symphonie in denen Felix Mendelssohn-Bartholdy seine beiden Wurzeln in den Gesängen und Liturgien in Andeutungen aufnimmt. Mit Klängen und Fängen der ausgehenden Romantik wurden wir in den weiteren Abend entlassen, samt Eindrücken aus der Ausstellung zu der Entstehung (60 Jahre) und der Architektur der Berliner Philharmonie und dem Scharoun Ensemble (40 Jahre) der Gebäude einschließlich der Stabi West. Das Mendelssohn Archiv hat in der benachbarten Stabi West einen kleinen, feinen Ausstellungsraum mitten im großen Lesesaal. So haben wir einen umfassenden Rundblick und Ausblick genießen können, die dem Kulturforum in eindrücklicher, dennoch unaufdringlicher Weise, eine hervorragende Stellung einräumen.
(Image: Jörg Widmann jenseits des Schattens von Furtwängler 2023-9-9)

Denkmal

Jedes Jahr gibt es die hervorragende Möglichkeit am Tag des offenen Denkmals, historisch wertvolle Gebäude und Anlagen zu besichtigen. An heißen Tagen, wie in 2023, sind Altbauten oder klimatisierte Räumlichkeiten besonders bevorzugt. Die Philharmonie hat erneut die Möglichkeit geboten ohne langwierige Voranmeldung, spontan vorbeizukommen und an einer Führung teilzunehmen. Das von Hans Scharoun entworfene Gebäude samt seiner akustischen Spitzfindigkeiten bietet spannende Einblicke. Stille, Sound und Noise in einem Gebäude und Konzertsaal will sorgfältig geplant sein. Kompromisse mit verfügbaren finanziellen Mitteln und Planungsverfahren gehören zur baulichen Realisierung, wie eventuell zu den Kompositionen, die dort aufgeführt werden. Heute erscheint uns die gelungene Akustik als historischer Meilenstein. Ebenso die Form des Konzertsaals mit Plätzen hinter dem Orchester, aber auf das Gesicht der Dirigierenden bietet einzigartige Einblicke in die Praxis der Aufführung. Für 10 Minuten war selbst bei der Führung zufällig ein Zuschauen bei der Generalprobe der Berliner Philharmoniker von weitem erlaubt. Komponist und Dirigent Jörg Widmann probte noch Ausschnitte aus der am Abend aufzuführenden Werke. Selbst hoch unter dem Dach der Philharmonie konnten die leisen Ansagen des Dirigenten leicht verstanden werden. Akustische Meisterleistung der Architekten. Wer hätte gedacht, dass Anfang der 60er Jahre eine solche Glanzleistung möglich war, im Berlin, das gerade erst durch die Mauer getrennt werden sollte und dann geteilt überleben musste.

Entwurf Hans Scharoun Ausgestellt in Berliner Philharmonie 2023

Silence

In the modern world places of silence have become rare. During the industrialisation noise has become a synonym for modernism. Many people even celebrate noisy engines as an image of strength or horse power. In the wake of the 21st century is has become evident that this co-evolution has made us sick and whole cities suffer from the abundant sources of noise.
Can we talk about silence? No, wrong approach, but we can write or realise images dealing with silence. Yes, surely. Spiritual locations often build on the mystic experience that silence might incur. Measuring silence in physics is a lot more complicated. Sound has several forms of measurement. Also, silence is probably experienced by most of us as a relative concept. Compared to a noisy atmosphere we might appreciate less noisy situations as more or less silent already.
Therefore, a reasonable, but evasive definition of silence is the absence of noise. Depending on our auditive capabilities different persons will define silence at different levels. Sound near us blends into sound in the background and vice versa.
Temporality plays an important role. In complete silence we might imagine even to be dead. Otherwise, some distant vibes or vibrations will reach us and potentially stimulate our senses. Silence works as a bridge between two atmospheric impressions. It creates a feeling of expectation for something still unknown. Silence is underrated as our smart phone attempts to disrupt silence as much as possible to draw our attention to messages or reminders. Hence, silence is about to be turned into a new status symbol. Practice of meditation, listening to isolate and subsequently to discard sound, has become an advanced level competence, not only for musicians. Feel free to be silent and see what happens around you. It is easy in locations of supposed spirituality or in most libraries. Almost everywhere else you have a hard time to experience a silent atmosphere.
The composer John Cage made silence the title of one of his quite well known pieces. The willingness to pay for the entry to the silent concert might be surprising although the listening experience is unique to each location and diversity of audience. Composing silence remains a challenge, making noise is easy. (Image: NASA/ESA Hubble Space Telescope, extract of Link)

Bogenspannerin

Seit der Antike sind Bogenschützen und Archer ein Thema der Künste. Meistens ist die männliche Repräsentation die dominierende Variante. In Berlin lässt aber auch seit langem eine starke weibliche Realisierung bewundern. Nahe dem Pergamon Museum und der Alten Nationalgalerie steht die Statue der Bogenspannerin. Die Zielrichtung geht Richtung Hedwigsdom, als ob der Kampf zwischen Kunst und Religion ein andauernder wäre. Erfahrene Stadtzeichnerinnen, aber auch Jugendliche fühlen sich dadurch angeregt. Kunstschaffende können einen nachhaltigen Einfluss haben. Innerhalb Berlins ist nicht nur die Vielfalt der Kulturen zu bestaunen, sondern auch der Wettbewerb der Künste um Aufmerksamkeit. Da werden nach Regierungswechseln oft viele Bögen gespannt. Bleibt abzuwarten, wen es alles dieses Mal treffen wird.

Everyday objects

If you were wondering whether everyday objects can be a piece of art, then the exhibition at the “Neue Nationalgalerie Berlin” is for you. Isa Genzken challenges our traditional view of everyday objects through small transformations of these objects. At first sight you “only” see something utterly familiar to you. A window, a radio, a rose or a wheelchair are immediately recognisable. However, all objects have a little twist to them causing some alienation, questioning or finding new connections. This is the stimulating experience of a visit of the exhibition. The booklet gives an informative overview of choice of sculptures chosen for the exhibition. Walking around in the spacious entry forum allows to appreciate the objects from many angles and in different lighting including twilight. Allow yourself to be challenged. Distancing your perspective beyond the obvious object you recognise broadens our vision of what we see and how we perceive it. The huge pink rose in front of the gallery overshadows even the monumental appearance of the Neue Nationalgalerie. In memoriam “Rosa Luxemburg” and Karl Liebknecht who were murdered not far away, near the “Landwehrkanal” in 1919.
Some visitors might like the skyscraper models she created to remind us that “design catastrophe” with the usual high rising buildings are pervasive around the world. Sculpture as architecture or architecture as sculpture has been her forward looking work from 2008 “Ground Zero – Hospital”.
With the construction work in full swing in the neighbourhood of the gallery with the design of a barn (Scheune) we understand the choice of the artist as a timely reminder that Berlin could be more daring in the architectural design.

Stilfindung

Kunstschaffende brauchen Jahre, oft auch Jahrzehnte, um ihren eigenen Stil zu finden. Das ist durchaus ein schwieriges Unterfangen. Frühes Ausprobieren verschiedener Kunstrichtungen ist dabei so etwas wie ein Experimentieren mit unterschiedlichen Werkzeugen. Da hilft es enorm, wenn schon einmal ein reichlich bestückter Werkzeugkasten im Elternhaus vorhanden ist. Das war in der Künstlerfamilie der Giacomettis der Fall. Der kleine Alberto hat mit Vater Giovannis Tinten, Federn, Ölfarben und Pinseln früh angefangen, sich auszuprobieren. Eltern, der kleine Bruder, Landschaften, Posen vieler Verwandten und Bekannten sowie jegliche Gegenstände wurden zu Objekten des Skizzierens für den Jugendlichen. Schule war nicht wirklich interessant, selbst die École des beaux arts in Paris erweiterte zwar sein Repertoire an Techniken und Sichtweisen, aber auf dem Weg der Selbstfindung scheint es nur eine Passage gewesen zu sein. Auf dem Weg der Abstraktion hat Paris allerdings die Kreativität stimuliert. Seine Skulpturen von Köpfen der Familie haben sich verallgemeinert, hin zum Universellen. Weit über seine Heimat hinaus sagen die Skulpturen des späteren Albertos uns etwas über Menschheit und Menschheitsgeschichte. Den Weg zu verstehen, den der „L‘homme qui marche“ bis zu seiner Verwirklichung beschritten hat, ist in der Ausstellung im Bündner Kunsthaus nachvollziehbar. Vielleicht mehr ein Lehrstück in Pädagogik und Kunstpädagogik, als in grandiosen Werken der Giacomettis. Welch ein Glück, dass sich Alberto von den Stilrichtungen anderer abgesetzt hat und einfach sein eigenes Ding gemacht hat. Beruf und Berufung können nahe beieinander liegen. Das ist die gute pädagogische Message.

Père de Giacometti par Alberto 1927 Kunsthaus Zürich gezeigt in Chur 2023

Lotte

Im Forum Würth in Chur lässt sich in 2023 eine erfrischende Ergänzung zu der ebenfalls in Chur zu besuchenden Ausstellung der männlich dominierten Giacometti Familiensammlung erleben. Lotte, die Malerin, hat ein umfangreiches Werk von erlebten Landschaften hinterlassen. Dem Mäzen Würth ist es gelungen, einen bedeutenden Kontrapunkt zu setzen mit seiner Wertschätzung durch den Ankauf einer großen Sammlung. Weg von der bloßen Darstellung von Frauen durch Männer, hin zu Sichtweisen von Frauen. Im Begleittext zur Ausstellung wird treffend von einer Art bildlichem Reisetagebuch gesprochen. Ein Thema das den Kunst und kulturellen Diskurs in Chur seit Jahrzehnten beschäftigt. Aus der Gegenüberstellung zu den Giacometti Werken ergibt sich die Jahrtausende alte Frage des „l’homme qui marche“ und diese war und ist: „quo vadis“. Das ist denn auch der Titel eines im impressionistischen Stil ausgearbeitetes Gemälde von Lotte. Es ist gut in Szene gesetzt, auf violettem Hintergrund. Mäzene können Impulse geben, die dem oft beliebig erscheinenden Kunstmarkt emanzipatorische Anstöße geben. Kostenloser Besuch im Forum für reisende Familien besser als jeder Stopp an der Tankstelle, obwohl wir vor Ort richtig vollgetankt haben, im übertragenen Sinne.

Lotte Quo vadis 1995 Sammlung Würth

Giacometti

For everyone who enjoys a good walk, with or without dog, Alberto Giacometti is an artist of interest. The world-famous statue “L’homme qui marche” can be admired in several places. Chur (CH) is the artist’s place of death. The most prestigious galleries in Switzerland all have one or several of his art works. In the Bündner Museum in Chur three sculptures of women are perfectly put into correspondence in one exposition room. Eli and Anette from the years 1961 and 1965 talk to Francine with her arms closed in front (title: buste d’une femme). The latter one is from 1962, but was only finished and released as sculpture in 1966, the year of his death or departure. This seems to close a wide circle of creation in the life course of this itinerating artist. Walking the exhibition from sculpture to sculpture is a first step towards meditation walks. Awareness of the stories of the personalities involved widens our horizons. Alberto Giacometti is one of the many artists from the family of the Giacomettis. In the museum in Chur the other family members are well represented, too. Women artists seem to be missing there, probably this needs additional generations.

Bündner Kunstmuseum 2023

Errance

Das musicorum Festival in Brüssel ist gut für außergewöhnliche Überraschungen. Am 20-7-2023 gab es dort ein Konzert des Trio Errance. Sopranistin Julie Gebhart, Pianistin Nao Momitani und Klarinettist Rudy Mathey hatten ein kurzweiliges Konzert mit dem Titel Ode au voyage zusammengestellt Von Mahlers Auszug aus der 4. Symphonie 4. Satz „wir genießen die himmlischen Freuden“ wanderten wir Schuberts Hirten auf dem Felsen folgend zu den modernen „trois itinérances“ von Claude Ledoux. Von Romantik bis zur Trauerarbeit nach dem Attentat in Brüssel 2016 waren wir auf traumhaften sowie traumatischen Reisen. Dank dem hervorragenden Trio und dem Komponisten in Anwesenheit mit kurzer Einführung haben wir uns nicht auf diesem Weg verloren gefühlt. Emotional gestärkt sind wir auf dem Weg vorangeschritten. Eine wirkliche Feier- und Gedenkstunde.

Ukraine Diary

The gallery curated by Dr. Justyna Napiórkowsak in Brussels has another ongoing exhibition with art work from Ukrainian artists. As before in the exhibitions on the war of Russia in Ukraine, they put a major emphasis on the independence and resilience of Ukrainian art despite the ongoing war. To keep a diary of atrocities, but also survival and resistance to violence by Ukrainians, is a great effort. It stems primarily from artists that struggle to find adequate material to keep working or not to succumb to the participation in active war or military defence efforts. Using soft colours, water colours, has a rather symbolic meaning, after the inundation caused by the explosion of the huge water reservoir on Ukraine’s territory. Producing art in form of a diary, like reporting daily to yourself and the outside world as well as later born persons, has an important historic function, too.
No less than the “Diaries of Anne Franck” comes to our mind when thinking about a diary during war time. Russia’s attempt to eradicate Ukrainian culture is bound to fail. We shall cherish the Ukrainian diaries from the war time now and later. Thanks for reminding us of this collector’s duty to support the artists, writers and people of Ukraine.

Avers

Der kurze Titel „Avers“ der Sammlung von Novellen des Autors J.M.G.Le Clézio lässt keine Wundergeschichten erwarten. Der kleingedruckte Untertitel „Des nouvelles des indésiables“ noch weniger. Dennoch, aus der Sammlung von Kurzgeschichten werden die kleinen Heldinnen und Helden des Überlebens in unserer komplexen Welt vorgestellt. Mal mit, oft ohne „Happy End“ werden Kinderschicksale erzählt, die uns nachhaltig berühren. Schule ist für die kleinen Helden ein Fremdwort. Der tägliche Überlebenskampf für Nahrung, Gefahr von Kinderarbeit, einfach in Ruhe gelassen werden oder dem Krieg zu entkommen, steht im Vordergrund. Fluchtwege wäre für mich ein möglicher Titel einer deutschen Übersetzung. Flucht vor Missbrauch und die Brutalität des Alltags in Kriegsgebieten sollten uns sensibilisieren für „la Misère du Monde“.
Die unerwünschten Novellen von Le Clézio kommen auf leisen Sohlen oder eher barfuß daher. Sie lassen uns die ständige Herausforderung der Humanität spüren. Menschen, Kindern, Menschenwürde ermöglichen, ist nach wie vor eine riesige Aufgabe. Der Ansatz an konkreten Schicksalen aufzuzeigen, wie wenig es oft braucht, damit Kinder eine faire Chance bekommen, muss uns aufhorchen lassen. Obdachlose werden bei Le Clézio zu „fantômes dans la rue“. Wir ignorieren ihre Präsenz allzu gerne.
Nach 60 Jahren Heinrich Böll „Ansichten eines Clowns“ rütteln uns die Novellen von Le Clézio wieder wach. Wirkliche Humanität braucht uns alle und das ständig, nicht nur sonntags. Aversionen ablegen und sich dem Unerwünschten zuwenden, das fordert den ganzen Menschen. Überforderung gilt nicht als Gegenargument. Wir sind viele, helfen wir. (Image: Extrait, Atelier Albrecht Dürer um 1500).

Black White

Working at the Bibliothèque nationale de France (BnF.fr), just like visiting, allows you to benefit from the many temporary exhibitions based primarily on their own collections and donations to the BnF. For those who like “dessins, estampes, photographies”, there is a small exhibition as of June 2023 which features on these three techniques in the work of a single artist Edgar Degas from the impressionist movement. Walking through the exhibition or slowly scrolling the press documentation allows you to follow the artistic life course of Edgar Degas. He started with the pencil dessin and evolved to the printing of a single or sequences of “estampes” (up to 20) to impress us beyond black and white with multiples of 50 shades of grey. Degas seems like continuously searching for the uniqueness of the moment to present strong emotions or to summarise interpersonal relationships immersed in a specific spatial setting. Having demonstrated the richness of dessins and estampes as artistic, but a bit laborious technique, he devotes his last few years to a more intensive work taking photographs and proceeding to their development or tirage as printed versions. No matter which technique he applies, he has a special artistic view that allows to capture emotions and immortalise them. The painter’s eye, as well as later on in his artistic career the photographer’s eye, keep scrutinising himself in various forms of “auto-portraits”. Beyond youth, the pervasive obsession with selfies nowadays had its artistic precursor Edgar Degas for example. Whereas most photographers would classify a double exposure as a “raté”, Degas experimented with this almost like a cubist, Picasso-like techniques in photography. Actually, the last few images in the exhibition show the artistic reference Picasso made in his work to images, impressions and techniques that inspired him throughout his artistic work. There are amazing links in and across the history of art or arts. (BnF expo Edgar Degas 2023).

Jury

The are many forms of a jury. In many judicial processes a jury accompanies judges or the president of a jury in the preparing and voting on the verdict. In sports competitions or arts contests it is also common practice to have a jury of several persons to assist in the decision-making process. In academia we are also used to sit on juries to award Ph.Ds or academic positions or fundings. From famous film festivals (Cannes or Berlin) we know the tricky part to select jury members and supervise the proceedings of the jury to follow the official rules of how to accord prices according to a set of predefined rules. The basic proceedings are very similar irrespective of field of application, academia, film, music. Decision-making of the jury is usually based on some voting procedures, attribution of scores and summarising across jury members (to avoid or minimize the effect of corruption for example). Of course, there is a scientific literature on fallacies to avoid for juries themselves or in the selection of jury members.
The Concours Reine Elisabeth in Brussels 2023 has large jury. This year the enlarged diversity of the jury included the amazing lyric soprano Sumi Jo. The slightly more diverse jury (compared to 2018 song competition) might have contributed to the impressive participation of Asian singers in 2023. In competitions the quality of the jury has already a role in the number of international submissions you are likely to receive. Signalling diversity in the jury, therefore, is an important element of diversity of participants and probably intensifies competition through a broader reach. The winner of 2023 Baryton singer Taehan Kim performs a repertoire of Lieder and Arias in at least double the required 2 (European) languages. The impressive performances in the Demi-final with piano accompaniment and then the Final with the full Orchestra were cheered by the jury (in points) and the audiences as well. The repertoire of Taehan Kim ranges from Beethoven, Donizetti, Poulenc, Schubert, Verdi, Tschaikovsky to Schoenberg in the semi-final and from Wagner, Mahler, Korngold to Verdi in the final performance. Born in 2020, he certainly has a steep career in front of him, in addition to a potentially genetical predisposition as researchers just published in Science Advances 2023.
Praise goes to the accompanying pianist, the orchestra and the jury as well, which has encouraged diversity in applications and throughout the competition. An important training in cross-cultural competence for all performers involved. Rather than having a contest behind a curtain, for performers and/or the jury, the whole competition is an excellent piece of daring far reaching transparency of a jury’s work. Everybody online can still listen to the competition performances and judge (or train judgement) for themselves, because “the jury is still out”.

Sei ganz ruhig

Sei ganz ruhig. So heißt das kurze Gedicht von Angela Krauß und auch die erste Zeile. Es hat mich seit einiger Zeit schon begleitet.
Gerade der Eintrag zum Himalaya und den Besteigenden des Mount Everest hat mir die Zeilen erneut in Erinnerung gebracht. Für einige wenige besteht das Leben immer noch aus Sensationen. Immer höher, immer weiter, immer schneller. Dabei wissen wir, unser Planet hält das nicht aus.
Unsere Einkaufsmeilen suggerieren uns ein Übermaß an verpassten Gelegenheiten, wenn wir jetzt nicht zugreifen. FOMO (fear of missing out) ist allgegenwärtig und ein viel zu erfolgreiches Marketingkonzept, dem sich kaum eine Person entziehen kann. Die Selbsteinschätzung der Zeit, die uns verbleibt bis zum Tod (perceived time till death) oder unseres spezifischen Sterblichkeitsrisikos bezüglich Vermeidbarkeit oder allgemeinem Risiko, beeinflusst „unbewusst“ unser Verhalten. In Vergangenheit verhaftet sein, ist keine Lösung. Das Leben wird vorwärts gelebt, und rückblickend verstanden.
Bei einem gelegentlichen Rückblick wird vielen bewusst, es hat sich viel angesammelt (nicht nur im Keller). Aber mehr, muss es nicht werden, anders schon, besser vielleicht. Als Hommage an Angela Krauß mal ein 7-Zeiler, beeinflusst von der Konferenz im Europäischen Parlament „Beyond Growth“ im Mai 2023. Ruhig werden und ruhig bleiben, sollten wir beständig versuchen.  Klein- statt Großschreibung, flache Hierarchien, Gleichstellung bei Wörtern und Sätzen. Warum noch Satzzeichen? Denk dir deine Welt, wiedewiede wie sie dir gefällt.

bleib ruhig
bleib einfach ruhig
la vie est belle tel quel
hab keine angst was zu verpassen
es bleiben jahre zu verweilen
schau mal umher
da ist viel

Design Start-up

Es war wieder Designmesse. Klein, aber fein, in Berlin in den KantGaragen. Die Location weckt schon Hoffnung auf Experimentelles, Garagenhaftes, Handwerkliches. Das bringt Abwechslung in die sonstige, glitzernde Shoppingwelt. Das renovierte und entgiftete Parkhaus erlaubt einen Rundgang über mehrere Etagen, vorbei an Galerien und Ständen von DesignerInnen. Es macht sich eine anregende Brise von erfrischenden Ideen breit. Von Design im Raum mit Leuchten und Möbeln über Design von Mode und Schmuck lässt sich viel Schickes finden. Blickfang, samt Blickfang Akademie haben es geschafft, die Mini-messe in den KantGaragen zu etablieren. Es kann sogar Eintritt verlangt werden. Eine weitere Begleitung der Neuen auf dem Markt wird oft nötig sein, denn selbst gute Innovationen sind meistens keine Selbstläufer. Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, es bleibt meist auch ein Verdrängungsprozess.
Die großen, vielfach schließenden Kaufhäuser in den Innenstädten spüren besonders die Konkurrenz der individualisierenden DesignerInnen mit ihren einzigartig anmutenden Realisationen. Singuläre Kauferlebnisse auf solchen Messen, in stilvollem Ambiente, selbst in einem alten Parkhaus sind, allem Anschein nach, ein Erfolgsrezept. Start-up statt Close-down schafft viele erfüllende Arbeitsplätze. Gute Arbeit wird nicht aussterben, sondern durchstarten.

Indigo Waves

Indigo“ is an almost mystical colour. Its deep blue nature refers to profoundness and in combination with oceans to a surprisingly still largely unexplored world of biodiversity. Additionally, in association with endlessly forthcoming and retreating waves, indigo reveals its many possible shades. Oceans separate or link continents and it is this feature of Oceans which is explored in the exposition “Indigo Waves and Other Stories” (Gropiusbau). Beyond our all to common focus on the transatlantic relationships, “Indigo Waves” explores the links between the African and Asian continents. Embarking on a new narrative for the Afrasian Sea, i.e. the Indian Ocean, we are taken to new horizons through the continuous challenge to our value systems, comprehension of art, poetry or culture more generally. The exposition, through multiple challenges, succeeds in displacing us into the context of other perspectives. Following Oscar Murillo, imagine to view the water roses from Claude Monet (Les Nymphéas) from below the surface. What do you expect? In Europe? Near a barrier reef in the Indian Ocean? Beauty is often not visible at first sight, yet it is co-determined by the currents that build and potentially destroy it (compare photo from exhibition below). The balance of social ecosystems is easily messed-up just like the beauty of ecosystems in nature. “Indigo Waves and other stories” tells us other versions of the colonial stories most of our history books told us for centuries. It is an eye-opening exposition, but probably not the way we expect. Following a poem towards the end of the exhibition by Tishani Doshi “Do not go out in the storm”, we are drawn into the ambiguity of our existence irrespective of the continent of origin. Jack Beng-Thi preserves a poem from Jean Joseph Rabearivelo in his artistic book creation and installation to bring to light “indigo waves”. “vos yeux clignotent dans l’azur, et je les appelle : étoiles. ” (Translated suggestion: “your eyes blink in the blue sky, and I call them: stars).

Bücher weg

Bücher, die lange weg waren, können wiederkehren. Das ist die gute Botschaft, die durch die digitale Bibliothek der verbrannten Bücher erzeugt wird. Vergleichbar der erneuten Aufführung von Komponierenden, deren Werke wieder in fantastischen Klangwelten erlebbar werden.  Der 90. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten markiert meistens nur ein einmaliges Ereignis (10.5.1933 Berlin) in dem brutalen Aufstieg der Nationalsozialisten. Tatsache ist jedoch, dass sich die Bücherverbrennungen über mehrere Wochen hingezogen haben. Ein Beispiel ist die Bücherverbrennung in Potsdam Babelsberg am 24.6.1933. Viele andere Orte warten auf ihre Aufarbeitung. Erneutes Lesen dieser Bücher ist eine Würdigung der geächteten SchriftstellerInnen. Werner Treß wurde im Deutschlandfunk am 12.5.2023 dazu interviewt und beschreibt die erschreckende Hetze, die dabei von den Studentenverbindungen ausgegangen ist.
Erneutes Verlegen dieser Bücher hält die Erinnerung an die „verbrannten Dichter“ wach und verdeutlicht, wie der Einstieg in die grausame Diktatur ablief. Literatur hat neben der Funktion der Unterhaltung und der schönen Künste, sicher eine zusätzliche Aufgabe, die der Verteidigung der Meinungsfreiheit. Dazu gehört das Tolerieren unangenehmer Meinungen, solange sie die unveräußerlichen Menschenrechte berücksichtigen. Dazu ebenfalls ein Hörbeitrag im DLF. Nicht jeder hat die Courage wie der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf, der solidarisch verkündete, verbrennt mich auch, mit der Konsequenz, unmittelbar ins Exil gehen zu müssen. Exilliteratur ist heute noch vielfach vorzufinden. Salman Rushdie, beispielsweise ist erst kürzlich einem Anschlag entgangen. Lesen all  dieser SchriftstellerInnen würdigt ihre Beiträge und ihre Bücher bleiben. (online Link)