Was können sich Menschen für Fragen stellen? In einer spannenden Lektüre und gleichzeitig einer digitalen Wiederentdeckung für mich, bin ich erneut auf “Was etwas ist” von Tilman Borsche gestoßen. Dank der digitalen Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek ist das philosophische Grundlagenwerk von Tilman Borsche nun weltweit zugänglich. Auf die Frage hin, was etwas ist, werden die ideengeschichtlichen Pioniere, Platon, Augustin, Nikolaus Cusanus und Nietzsche, kurz auch Leibniz, Kant und Schopenhauer dazu abgefragt.
Der Untertitel des Werks beschreibt treffend den durchaus überraschenden roten Faden, der sich durch die Werke ziehen lässt. Fragen nach der Wahrheit der Bedeutung lässt uns immer wieder zurückkommen auf Worte, Zeichen und Sprache. Der Schlusssatz von Borsche “Zeichen können niemals zeigen, Worte niemals sagen, was etwas ist.” (S. 312) könnte frustrierend klingen, aber es lässt uns gerade weiter suchen.
Das allerletzte Wort überlässt Borsche dann Nietzsche, den er für die heutige Zeit der “fake news” so treffend zitiert: “wir haben eben gar kein Organ für das Erkennen, für die ‘Wahrheit'”. Auch wenn aktuelle neurowissenschaftliche Forschung bei dieser Frage nicht locker lässt (siehe hier), vergewissern wir uns bereits, was bleibt uns Menschen nun übrig. Begriffe schärfen, Urteilsbildung schärfen und diskursives Auflösen von Grauzonen.
Randbemerkung von Nikolaus Cusanus an der Schrift von Apuleius Lucius, De deo Sokratis. “Fundstück in der Bibliothèque royale de Belgique, document http://uurl.kbr.be/1495249